Wenn Volker Conradt vom Deutschen Alpenverein (DAV) auf den Säntis steigt, nimmt er stets eine Grundausrüstung mit. Dazu gehören ein kleines Vesper, mindestens einen Liter zu trinken, ein Erste-Hilfe-Set und auch im Sommer ein kleiner Biwaksack. Der 66-jährige Tourenleiter und Ausbilder der DAV-Sektion Konstanz ist fast sein ganzes Leben in den Bergen unterwegs. „Für den Säntis habe ich immer Stöcke dabei, zur Entlastung der Knie, zur Sicherheit zum Abstützen, wenn es mal runter geht.“

Bei der Kleidung wählt er einen Zwiebellook, so dass er jederzeit einen Teil wie die Windjacke aus- oder anziehen kann. Zum Standard gehört für ihn ein Smartphone mit der heruntergeladenen Route und für alle Fälle auch eine Wanderkarte, falls das Smartphone einmal ausfällt. Wichtig sind auch Sonnenbrille, Sonnencreme und eine Kopfbedeckung. Das alles packt er in seinen Tagesrucksack.
Zu einer mittelschweren Bergtour wie von der Schwägalp auf den Säntis gehört für den erfahrenen Tourenleiter die Planung. „Zuerst schaue ich mir auf der Karte das gesamte Gebiet mit den eingezeichneten möglichen Wegen an, dann mache ich mich im Internet oder in einem gedruckten Bergführer kundig, ob die Route für mich passend ist und wo eventuell Umkehrpunkte sind, falls das Wetter umschlägt oder ein Teilnehmer überfordert ist.“
Unbedingte Voraussetzung für eine Tour sei das Studieren der Wettervorhersage, etwa bei Meteo Schweiz oder SRF Meteo für die Schweiz oder GeoSphere (früher ZAMG) oder der App Bergfex für Österreich. Über das Wetter kann man sich generell auch auf einem Portal des Deutschen Alpenvereins informieren (DAV Bergwetter).
Frühzeitiges Training ist wichtig
Voraussetzung für eine Gipfeltour sind auch die nötige Fitness und Kondition. Leider komme es hin und wieder schon einmal vor, dass ein Teilnehmer überfordert sei. Um dies zu verhindern, gilt es, zu trainieren.
Zum Anfang empfiehlt der Tourenleiter den Menschen in der Bodenseeregion längere Wanderungen auf dem Bodanrück, im Hegau oder Schwarzwald, danach dann Touren mit 500 bis 800 Höhenmetern im Appenzeller Land oder im Bregenzerwald, etwa von Brülisau auf den Hohen Kasten.
Für den Aufstieg am Säntis müssen Bergsteiger mehrmals beide Hände an fest installierte Stahlseile legen sowie schwindelfrei und trittsicher sein. Stimmen die Vorbereitung, das Wetter und die Schneelage (in diesem Jahr haben wir sehr viel Schnee in den Bergen), kann es losgehen.
Von der Schwägalp geht es zuerst über Graskehren bis zu einer Fels-Gras-Region und dort dann steil über Eisenstifte und Leitern bis zum Berggasthaus Tierwis, das bereits von der Schwägalp aus sichtbar ist.

Von hier aus sind es noch je nach Kondition rund eineinhalb Stunden bis zur Schlüsselstelle kurz vor dem Gipfel. Die Schlüsselstelle ist ein steiler, fast schon gratartiger Felsaufschwung, bei dem zwei Drahtseile und viele Trittstufen den Aufstieg erleichtern. Danach folgen ein Tunnel in das große Säntis-Gebäude und einige Treppen bis zum Gipfel. Rund vier Stunden reine Gehzeit liegen inzwischen hinter den Aufsteigern.
Für den Abstieg empfiehlt der Tourenleiter eine Alternative: Wem es zu viel wird, der sollte mit der Bahn abfahren, das schone insbesondere die Knie. Er selbst steigt gerne über den Mesmer und den Seealpsee nach Wasserauen ab. Dieser Weg sei zwar etwas länger, aber landschaftlich sehr schön und etwas knieschonender.
Von dort könne man mit Bahn und Bus wieder nach Konstanz oder zurück zur Schwägalp fahren. Wer Lust hat, mehr in die Berge zu gehen, dem empfiehlt Volker Conradt die Hohe Kugel im Bregenzerwald mit rund 800 Höhenmetern, den Hohen Freschen, die Berge um Damüls wie die Mittagsspitze, das Zafernhorn oder die Kanisfluh. Oder man meldet sich bei einer der vielen und vielfältigen Touren im Tourenprogramm vom DAV Konstanz an.
Schaffe ich auch einen Viertausender?
Wer am Klettern Freude gefunden hat, kann einen Klettersteigkurs belegen, den zum Beispiel der Deutsche Alpenverein anbietet, und hat dann in Tageserreichbarkeit etliche Möglichkeiten, wie beispielsweise den Klettersteig Känzele bei Bregenz oder im Montafon bei Schruns. Richtung Schweiz gebe es den Historischen Klettersteig Pinut bei Flims/Laax. Wen die Lust packt, mit Seil zu klettern und dies zu üben, dem bietet der DAV Konstanz die Kletterhalle in Radolfzell neben dem dortigen Milchwerk an.
Wer alpin klettern will, fährt gerne nach Schruns zur 2643 Meter hohen Zimba, auch Matterhorn des Montafons genannt. „Alle Anstiege sind Klassiker, die nicht saniert wurden, die Wegfindung ist nach wie vor das Spannende an der Zimba“, schildert Martin Marinac, Obmann der Bergführer im Montafon. Besonders beliebt ist der Westgrat mit der Schlüsselstelle 3+.
Das Wichtigste sei das Steigen im weglosen Gelände, man müsse im felsigen wie im leicht schrofigen Gelände gut steigen können und trittsicher sein. Von Schruns aus sind es rund 1200 Höhenmeter, von der 1766 Meter hoch gelegenen Heinrich-Hütte noch 900 Höhenmeter, davon allein 600 Meter bis zum Einstieg auf dem 2387 Meter hohen Zimbajoch.

Von Vorteil sei jemand, der schon im Klettersteig gehe und sicher im Fels sei. Dazu komme die Höhe, „wenn jemand gut in Balance steigen kann und 1000 Höhenmeter bei einer Wanderung schafft, dann schafft er das auch gut.“ Um einiges schwieriger sei der Ostgrat mit der Schwierigkeit 4-. Beide Touren sollten nur mit ausreichender alpiner Erfahrung oder in professioneller Begleitung eines Bergführers angegangen werden.
Manche Bergfreunde fragen sich: Kann ich auch einen Viertausender schaffen? Was bei Texten im Internet manchmal leicht zu machen erscheint, sieht in Wirklichkeit anders aus. Das macht Tina Gertsch, Leiterin der Bergsportschule in Grindelwald am Beispiel der Berge Jungfrau und Finsteraarhorn in den Berner Alpen deutlich. Sie hat beide Gipfel schon mehrfach bestiegen.
Die Jungfrau ist eine Tour mit einer vorgängigen Übernachtung in der Mönchsjochhütte, das heißt am ersten Tag erfolgt die selbstständige Anreise nach Grindelwald und weiter bis zum Jungfraujoch. Ein präparierter Weg führt einen in circa 45 Minuten zur Mönchsjochhütte. „Da die Mönchsjochhütte 3650 Meter hoch liegt, empfiehlt es sich, nicht gleich an diesem Tag anzureisen und aufzusteigen, da es sonst sehr wahrscheinlich ist, dass man Symptome der Höhenkrankheit entwickelt.“

Wenn möglich, sollten für die Anreise mehrere Tage und eine stetig höhere Schlafhöhe gewählt werden. Zum Beispiel Anreise nach Grindelwald 1000 Meter hoch, danach weiter zur Kleinen Scheidegg für eine Übernachtung auf 2100 Metern und schlussendlich in die Mönchsjochhütte. Dazwischen könne man sich bei schönen Wanderungen optimal akklimatisieren. Die Tour auf die Jungfrau werde mit „ziemlich schwierig“ bewertet. Diese Schwierigkeit hängt natürlich stark von den Verhältnissen ab. Es empfiehlt sich eine Besteigung zwischen Juni und August.
Eine Besteigung der Jungfrau setze voraus, dass die Person davor schon ähnliche Touren gemacht hat, zum Beispiel den Mönch oder das Allalinhorn via Hohlaubgrat, das Wetterhorn oder das Gspaltenhorn, und über Erfahrung im Fels und Schnee mit Steigeisen verfügt.
Die Person muss sicher und ausdauernd im Fels sein und stundenlang mit Steigeisen im Schnee mit Gletscherspalten und teils steilem Gelände unterwegs sein können sowie auch bei aufkommendem Nebel sicher in der Wegfindung sein und dafür entweder einen Kurs beim Alpenverein belegen oder die Tour nur mit Bergführer machen.
Tina Gertsch betont: „Wenn eine Seilschaft ohne Bergführer Jungfrau oder Finsteraarhorn machen möchte, dann sollten die Teilnehmenden alle die Spaltenrettung beherrschen – ansonsten wird es sehr schnell sehr heikel. Man denke an einen Wetterumbruch und es ist keine Helikopterrettung möglich, dann muss man sich in den Rettungstechniken auf Gletscher und am Fels auskennen.“ Konditionell dauere die Tour von der Hütte auf den Gipfel und zurück circa sechs bis sieben Stunden, wohlgemerkt in einer Höhe über 3600 Metern.
Die Tour auf das Finsteraarhorn dauert drei Tage, sagt Tina Gertsch. „Konditionell muss man sehr fit sein, da man sich drei Tage lang auf einer Höhe von dreitausend bis über viertausend Metern aufhält.“ Bezüglich Vorbereitung und Voraussetzungen sei es gleich wie bei der Jungfrau. „Man muss schon ähnliche Touren als Erfahrung vorweisen können und sich sicher in Schnee und Fels mit Steigeisen bewegen können.“