Lieber Robin Leutner,
lieber Michael Müller,
wobei Sie die wenigsten unter Ihren bürgerlichen Namen kennen dürften. Also besser: liebes DJ-Duo „Robin & Schürze“, das klingt schon griffiger.
Es heißt ja, dass sich Sex gut verkauft. Das stimmt aber nicht ganz. Eigentlich ist es die Provokation. In Ihrem Fall kommt beides zusammen: Ihr Lied um Puffmama „Layla“, das seit Wochen schon an der Spitze der deutschen Charts zuckelt, ist eingängig und frauenverachtend. Obszön und plump.

Vor allem bedient es Eigenschaften, die ein Song wahrscheinlich haben muss, um dem Gehör des betrunkenen Ballermann-Männleins zu entsprechen. Ein erfolgreiches Kalkül, das Sie da fahren, und lukrativ. Das kann ich Ihnen nicht absprechen. Musikalische Ekstase sieht trotzdem anders aus.
Darum geht es aber nicht. Es geht um die Wirkung, die „Layla“ hat und immer noch entfaltet. Man muss Ihnen als Interpreten insofern danken, als dass Sie mit dem Lied eine Debatte herbeigeträllert haben, die sich kritisch mit den Inhalten von Liedtexten auseinandersetzt. Und zwar im Schlager.
Ausgerechnet in einem Genre, das so viele Heile-Welt-Fantasien fabriziert, dass einem schlecht werden könnte. Mit Liebe und Harmonie, Betten in Kornfeldern und atemlosen Nächten. Gefälliger Singsang, der sich in die Köpfe der Zuhörenden betontiert, gleichzeitig aber auch alte Rollenmodelle pflegt – und deshalb Macho-Gehabe.
Natürlich könnte man den mit einem Gähnen zur Kenntnis nehmen und dann beiseite legen. Der Zeitgeist will es glücklicherweise anders: Wir streiten über „Layla“. Darüber, ob das Lied nun wegen Sexismus aus Festzelten verbannt werden sollte oder nicht. Ob das Zensur sei oder nicht. Ob die Kunstfreiheit bedroht werde oder nicht. Und wir streiten darüber, ob das ein Rückschritt für den Feminismus sei. Oder eben nicht.
Diese Debatte ist toll. Zumal sie eine demokratische Gesellschaft einfach aushalten muss.
Balsam für Ihren Geldbeutel
„Layla“ ist inzwischen weit mehr als nur ein schlagender Ballermann-Hit. Haben Sie beide mit dieser Aufregung gerechnet? Wohl kaum. Dennoch sollte die Debatte Musik für Ihre Ohren sein – und Balsam für Ihren Geldbeutel. Die Aufregung bereichert den Song vor allem an Publikum. Ja sogar diejenigen, die darüber schimpfen, haben das Video in dieser Woche mindestens zwei Mal angeklickt.
Auf den Volksfesten, die den Song verbannt haben – inzwischen übrigens auch die Münchner Wiesn – bringt das Tabu eh nichts. Die Leute in Dirndl und Lederhosen standen auf dem Würzburger Kilianifest trotzdem auf den Bänken, um nach Layla zu grölen, die „schöner, jünger, geiler“ sei. Die meisten mit einem bierseligen Grinsen im Gesicht. Gedanken darüber, was man da eigentlich singt, kann sich dann sowieso keiner mehr machen.