„No sports.“ Körperliche und schweißtreibende Aktivitäten waren nichts für Winston Churchill. Immerhin: Der englische Premierminister wurde 90 Jahre alt. Doch er litt zeitlebens unter vielen Krankheiten: Verstopfung, Übergewicht, Arteriosklerose, Herzinsuffizienz und Depressionen. Vermutlich hätte ihm der verhasste Sport all das ersparen können. Denn immer mehr Studien belegen, dass Bewegung geradezu einen Rundum-Schutz vor Krankheiten bietet.
Krebs
Laut einer US-Studie senkt schon ein zügiger Spaziergang täglich bei Frauen, die eine Brustkrebserkrankung überlebt haben, das Sterberisiko um 60 Prozent. Der Grund: Das Körpertraining lässt sie nicht nur die Folgen der Erkrankung, sondern auch die Nachwirkungen der Therapie besser überstehen.
Sport schützt aber auch präventiv vor Krebserkrankungen, weil er die Durchblutung im Körper verbessert und die Immunabwehr trainiert. Ein internationales Forscherteam fand bei Freizeitsportlern ein um 20 bis 25 Prozent niedrigeres Risiko für die unterschiedlichsten Krebsarten, vom Nierenkarzinom über Magen- und Darmkrebs bis zur Leukämie.
Allerdings ist das Risiko für schwarzen Hautkrebs um 27 Prozent höher. „Sportler sind eben öfter im Freien und in der Sonne“, erläutert Studienleiter Steven Moore vom US-amerikanischen National Cancer Institute. Mit Sonnenmilch können sie sich jedoch schützen.
Herz und Kreislauf
Sportler haben ein deutlich niedrigeres Infarktrisiko, und falls sie doch einen Infarkt bekommen, erholen sie sich besser. Was vor allem daran liegt, dass sie durch ihr körperliches Training einen niedrigeren Ruhepuls und einen kräftigeren, besser mit Blut versorgten Herzmuskel haben.
Ein Forscherteam um Matthew Ahmadi von der University Of Sydney hat herausgefunden, dass bereits 20 Minuten intensiver Sport pro Woche das Risiko um 40 Prozent senken, an einem Herz-Kreislauf-Leiden zu sterben. Puls und Körpertemperatur müssen allerdings schon richtig hochgehen, wie etwa beim Treppensteigen oder einer Sprinteinlage.
Ängste und Depressionen
Ängste erhöhen den Herzschlag, was wiederum zur Angst führt, bis sich Angst und Puls gegenseitig hochschaukeln. Sport bietet einen Ausweg aus diesem Teufelskreis. Denn er gewöhnt angstanfällige Menschen daran, dass ein beschleunigter Puls an sich nicht bedrohlich ist.
Ein Forscherteam von der University Of Glasgow fand zudem in einer Studie an über 162.000 Männern und Frauen heraus, dass auch die durch Sport gestärkten Muskeln vor Ängsten und Depressionen schützen. Das könnte daran liegen, dass mit wachsender Muskelmasse das Nervenwachstum im Gehirn zunimmt.
Parkinson und Demenz
Trainierte Muskeln produzieren größere Mengen des Botenstoffs Irisin, der den Neuronen-Wachstumsfaktor BDNF im Gehirn stimuliert. „Das könnte mit ein Grund dafür sein, dass Kinder, die sich mehr bewegen, eine bessere kognitive Entwicklung zeigen“, betont Sportmediziner Othmar Moser von der Universität Bayreuth.
Die Irisin-BDNF-Zange eröffnet aber auch Möglichkeiten für die Behandlung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson und Demenz. In den Hirnen sportlich aktiver Menschen findet man mehr synaptische Proteine, die für den Informationsfluss zwischen den Neuronen benötigt werden. Auf der anderen Seite entdeckte man geringere Mengen der für Alzheimer typischen Amyloid-Plaques als bei einem Nicht-Sportler.
Arthrose
Bei Profi-Fußballern und anderen Leistungssportlern findet man zwar häufiger einen Verschleiß in besonders stark belasteten Gelenken. Doch ansonsten gilt, dass Bewegung vor Arthrose schützt. Denn sie verbessert die Nährstoffversorgung des Gelenkknorpels und schützt ihn vor Schäden, indem sie für einen dämpfenden Muskelmantel sorgt.
Laut einer Studie der Northwestern University in Illinois senken drei bis vier Sporteinheiten pro Woche das Risiko für eine Kniearthrose um rund 40 Prozent – das gilt auch für Menschen, die bereits Schmerzen im Gelenk haben.
Osteoporose
Schon Ende des 19. Jahrhunderts sagte der Berliner Anatom und Chirurg Julius Wolff, dass die Dichte des Knochens zunimmt, wenn er durch Bewegung beansprucht wird. Mittlerweile weiß man, dass das vor allem für elastisch-federnde Bewegungen gilt, und die hat man natürlich beim Laufen und Seilhüpfen mehr als beim Radfahren und Schwimmen.
So schützt auch das Hüpfen auf dem Mini-Trampolin vor Knochenschwund. Laut einer aktuellen brasilianischen Studie nutzt es vor allem jüngeren Menschen. Senioren profitieren hingegen eher von einem vielfältigen Training, bei dem gleichermaßen Ausdauer, Gleichgewicht, Kraft und Beweglichkeit angesprochen werden.
Rückenschmerzen
Sport verbessert Muskelkraft und Körperhaltung sowie Beweglichkeit und Stabilität, die wichtige Säulen für die Rückengesundheit bilden. Doch sind alle Sportarten gleichermaßen rückenfreundlich? Ein schwedisches Forscherteam hat zur Beantwortung dieser Frage knapp 3500 Studien gesichtet.

Demnach kann man Pilates, Yoga, ein kontrolliertes Krafttraining sowie Tai Chi, Qui Gong und andere Methoden der Traditionellen Chinesischen Medizin als rückenfreundlich einschätzen. Das sei jedoch, wie die Autoren betonen, kein Ausschlusskriterium für andere Sportarten.
Übergewicht
Sport erhöht nicht nur während, sondern auch nach der Aktivität den Kalorienverbrauch, weil der Körper auf die Belastung reagieren muss. Man nennt das den After-Burn-Effekt, und seine Nachhaltigkeit wächst, wie Theo Stemper von der Universität Wuppertal erklärt, mit der Intensität der sportlichen Aktion. „Nach einer leichten Wanderung gibt es keinen sonderlichen Nachbrenneffekt“, betont der Sportwissenschaftler. „Es müssen schon zwischen 60 und 90 Prozent der maximalen Leistungsfähigkeit abgerufen werden, und das für mindestens 30 Minuten.“
Es gibt aber noch eine Alternative dazu. Laut einer Studie der University Of Wisconsin ist der After-Burn-Effekt besonders hoch nach einem High-Intensity-Intervall-Training, bei dem sich hochintensive 30-Sekunden-Belastungen mit weniger intensiven 30 Sekunden abwechseln.
Diabetes
Ausdauersport wird schon länger in der Prävention und Therapie von Diabetes eingesetzt, weil er den Energieverbrauch und die Ansprechbarkeit der Körperzellen auf das Stoffwechselhormon Insulin erhöht. Aber auch Krafttraining, etwa an Hanteln und anderen Gewichten, kann hilfreich sein.
So haben Präventionsforscher von der Harvard Medical School in Boston herausgefunden, dass bereits ein bis zwei Stunden Kraftsport pro Woche das Diabetesrisiko im Schnitt um 20 Prozent senken. Denn er bringt die Muskelzellen dazu, mehr Insulin und damit mehr Zucker aus dem Blut hereinzulassen.