1. Lastenräder sind die SUVs unter den Fahrrädern

Mal im Ernst: So ein Lastenfahrrad ist ja ganz hübsch, aber wo, bitte, soll man das Ding unterstellen? So wie SUVs kaum auf gewöhnliche Parkplätze passen, braucht auch das Lastenrad jede Menge Stellfläche. Den hat Otto-Normal-Mieter kaum zu vergeben. Außer er verzichtet dank Lastenrad gleich aufs Auto. Der Tausch käme aber wohl für die allerwenigsten in Frage. Womit wir bei Punkt zwei wären.

Eine Frau fährt mit einem Lasten-Fahrrad auf einem Radweg.
Eine Frau fährt mit einem Lasten-Fahrrad auf einem Radweg. | Bild: Annette Riedl, dpa

2. Ein Lastenrad ersetzt kein Auto

Die Grünen wollen Lastenräder fördern, um im Kleinen den Klimaschutz zu betreiben. 1000 Euro pro Lastenrad, die sie subventionieren wollen, müssen sich aber erstmal auszahlen. Dazu wäre häufige Nutzung vonnöten, im Idealfall würde das Lastenrad das Auto ersetzen. Doch dazu fehlt es ihm an Komfort, an Reichweite, auch an Stauraum. Für die Fahrt zu Ikea, zur Oma aufs Land oder auch in den Urlaub taugt es nicht. Genauso fraglich ist die Nutzung im Winter, oder auch in bergigen Regionen. Ergo: Die Verkehrswende wird mit dem Lastenrad nicht erreicht.

Sven-Christian Kindler, Grüne, sorgt mit dem Fördervorschlag für Diskussionen.
Sven-Christian Kindler, Grüne, sorgt mit dem Fördervorschlag für Diskussionen. | Bild: Mohssen Assanimoghaddam, dpa

3. Radfahrer haben ganz andere Probleme

Wer den Radverkehr fördern will, der muss hierzulande wo ganz anders ansetzen. Die Menschen haben Fahrräder en masse. Was ihnen hingegen meist fehlt, sind ordentliche Radwege. Von wenigen löblichen Ausnahmen abgesehen dominieren in den meisten Städten der Republik Autos. Auf das Durchschleusen zehntausender Pkw und Lkw sind noch immer viele Kommunen ausgerichtet.

Wenn der Radler Glück hat, wartet ein rot markierter Radwegstreifen am rechten Fahrbahnrand auf ihn, allerdings häufig zugeparkt mit Autos. Die Radfahrt durch die meisten Innenstädte wird deshalb zur Risikosportart. Und auf solchen Wegen sollen die Bürger künftig ihren Nachwuchs im Lastenrad transportieren?

4. Nur eine Minderheit würde profitieren

Der Vorwurf der Klientelpolitik, den die FDP äußert, ist etwas zu hoch gegriffen. Der Lastenrad-Bonus käme ja nicht nur den Grünen-Wählern in Prenzlauer Berg zugute. Vermutlich würden auch viele andere zugreifen. Trotzdem wäre es eine Förderung von wenigen. Wer auf beengtem Raum zur Miete wohnt, hat keinen Platz für ein Lastenrad. Und vermutlich fehlt ihm trotz 1000 Euro Förderung auch das nötige Kleingeld dafür. Gebrechliche, ältere Menschen – ebenfalls nicht die Zielgruppe. Das ist zwar auch bei anderen staatlichen Förderungsinstrumenten der Fall, aber dennoch ein Schönheitsfehler.

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5. Es gibt bereits Fördertöpfe

Die 1000 Euro wären nur ein weiteres Töpfchen im großen Förderdschungel. Vom Bund gibt es Geld für Freiberufler, Betriebe, Vereine oder Kommunen. Das Geld kommt also schon dort an, wo es am meisten Sinn macht – bei Paketzustellern, beispielsweise. Hier ist das Lastenrad ein echter Gewinn: In größeren Städten können einer Studie der Technischen Hochschule Nürnberg zufolge 30 Prozent der Pakete auf diese Weise transportiert werden. Das gilt es zu unterstützen. Der sporadische private Einkauf mit dem Lastenfahrrad ist ein schönes Extra, das muss aber nicht subventioniert werden.