Kanzler kommen und gehen, auch Präsidenten. Franz Beckenbauer aber war des Fußballvolkes Kaiser, war in seinen Glanzzeiten selbst außerhalb Bayerns beliebter als jedes Staatsoberhaupt, das Deutschland jemals hatte. Ein Spieler, der den Ball eleganter führte als jeder andere in der Bundesliga. Ein Weltstar, der selbst in New York angehimmelt wurde. Und nur er konnte in der Werbung Suppe schlürfen und dann Knooorrrr mit so vielen „o“ und „r“ rollen lassen, dass man direkt den Brühwürfel in der Küche suchen ging.

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Der Kaiser hatte Humor, was der Franz anfasste, das gelang. Auf und neben dem Platz. Meistens, ach was, stets. Wenn es sein sollte, traf der Hobby-Golfer im Aktuellen Sportstudio auch, wenn ihm der Ball beim Torwandschießen aufs Weizenbierglas gelegt wurde. Und wenn dann halt mal doch was nicht optimal lief, dann eben doch irgendwie und trotzdem. Als Teamchef, als Trainer, später als Funktionär und Botschafter. Dem Kaiser konnte man nicht böse sein. Private Fehltritte, die manche Karriere zerstört hätten, glitten am Franz ab. Eine Affäre, ein unehelicher Sprössling? Der liebe Gott freut sich über jedes Kind, so sprach Beckenbauer. Und alle nickten, freuten sich sogar. Stimmt ja auch.

Die WM 2006 wurde dann Höhepunkt und später Tiefschlag. Erst erfand sich die Nation im kollektiver Fußballeuphorie neu, dann zogen Bestechungsvorwürfe das Sommermärchen in den Unrat. Zehn Millionen Schweizer Franken sollen den Zuschlag ermöglicht haben. Schon damals sollen sich Oligarchen und Scheichs darüber amüsiert haben, dass man wegen solcher Summen im Zusammenhang einer WM-Vergabe überhaupt diskutierte. Manche Dinge gibt es vielleicht wirklich nur bei uns. Vielleicht ist das gut so, wahrscheinlich aber nicht.

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Franz Beckenbauer konnte bis heute kein strafbares Vergehen nachgewiesen werden, das späte Lebenswerk war dennoch getrübt. Wie sehr er darunter litt, konnte man erahnen, das deuteten Vertraute in Interviews an. Er zog sich immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück, zuletzt auch wegen seiner angeschlagenen Gesundheit.

Pelé und Gerd Müller sind bereits vor ihm gegangen, nun ist auch Franz Beckenbauer tot. Es bleibt die Erinnerung an einen Fußballer, Trainer und Menschen, der außergewöhnlich war. Ein Kaiser eben.