Johann Scheible ist wütend. Als der Vorsitzende des SV 08 Laufenburg, Landesligist der Staffel 2, liest, dass der 1. FC Bruchsal als Zweitplatzierter der Verbandsliga Baden mit dem besten Quotienten der drei baden-württembergischen Verbandsliga-Vizemeister aufsteigt, kann er es kaum glauben.

Johann Scheible, Vorsitzender des SV 08 Laufenburg.
Johann Scheible, Vorsitzender des SV 08 Laufenburg. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Schließlich wurde beim Verbandstag des Südbadischen Fußballverbands beschlossen, dass die Zweitplatzierten in allen Spielklassen des SBFV nicht aufsteigen sollen – wozu auch die Verbandsliga gehört. Dementsprechend kann der Laufenburger diese Entscheidung „nur schwer begreifen“.

„Ein Schlag ins Gesicht“

Für seinen Verein sei dies „ein Schlag ins Gesicht“, sagt Scheible deutlich. Schließlich habe man selbst am Verbandstag einen Antrag ins Spiel gebracht, der den Aufstieg der jeweils besten Zweitplatzierten vorgesehen hätte. Der Antrag wurde abgelehnt. Nun habe man aber einen Zweitplatzierten, der aufsteigt – während Vereine wie seiner leer ausgehen würden. „Das stört im Sinne des Sports und der Fairness“, beklagt Scheible.

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Thomas Schmidt, Präsident des Südbadischen Fußballverbands, kann den Unmut durchaus verstehen. Der Aufstieg des 1. FC Bruchsal sei jedoch im Rechtsgutachten, welches die Fußball-Verbände Baden, Südbaden und Württemberg gemeinsam in Auftrag gegeben hatten, begründet.

Oberliga-Vertrag sieht Aufstieg vor

Denn der Oberliga-Vertrag sieht vor, dass ein Zweitplatzierter aufsteigen muss. Die Satzungen der anderen Ligen enthalten lediglich eine Aufstiegschance, erklärt Schmidt. „Das ist der Knackpunkt.“ Das Argument, der Beschluss am Verbandstag gelte für alle Spielklassen des SBFV und somit auch für die Verbandsliga, sei kein Widerspruch zu der Entscheidung, den 1. FC Bruchsal aufsteigen zu lassen, betont Schmidt. Zwar ist der SBFV für die Verbandsliga zuständig, doch der Aufstieg in die Oberliga „ist im Oberliga-Vertrag geregelt“, so Schmidt. Und dort ist der Aufstieg nun einmal fest vorgesehen.

Thomas Schmidt, Präsident des Südbadischen Fußballverbands
Thomas Schmidt, Präsident des Südbadischen Fußballverbands | Bild: SBFV

„Wir hätten es auch gerne anders gelöst“, gibt der SBFV-Präsident zu. Er selbst habe anfangs auch bewogen, die Zweitplatzierten aller Ligen aufsteigen zu lassen. Probleme mit aufgeblähten Ligen und der damit entstehenden Problematik für die Ansetzung für Nachholspiele, sowie die Abstiegsfrage haben ihn jedoch dazu gebracht, von der Alternative wieder abzusehen. Letztendlich habe man den Absteigern mehr entgegenkommen müssen, da der Abstieg generell negativer zu sehen sei als eine verpasste Chance zum Aufstieg.

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Den Vorwurf, man hätte die Thematik des Verbandsliga-Aufstiegs nicht kommuniziert, weist Schmidt hingegen von sich. SBFV-Vizepräsident Christian Dusch habe ausführlich kommuniziert, dass die Zweitplatzierten in den Ligen wie Bezirks- oder Landesliga „kein verbindliches Aufstiegsrecht haben“.

Hinters Licht geführt?

Johann Scheible hingegen fühlt sich hinters Licht geführt, wie er selbst sagt. Schließlich wurde beim Verbandstag mit keiner Silbe erwähnt, dass der beste Zweitplatzierte der drei Verbandsligen aufsteigen soll. Er ist sich sicher: Viele Delegierte hätten sich bei der Abstimmung des Laufenburger Antrags anders entschieden, hätten sie von den Plänen im Vorfeld der Abstimmung gewusst. Hatte sich der Vorsitzende des SV Laufenburg unmittelbar nach dem Verbandstag mit der Abstimmung abgefunden, sieht er die Entscheidung nun kritischer. „Das müssen wir erst einmal setzen lassen“, sagt Scheible.

TSV Singen sieht sich als Aufsteiger

Auch Sigi Özcan, Teammanager des TSV Singen, denkt nun anders über den Beschluss der Delegierten. Der Verein ist auf Platz zwei der Bezirksliga Bodensee und sieht sich nach der Quotientenregelung als besten Zweitplatzierten der Bezirksligen – und somit als Aufsteiger in die Landesliga Staffel 3.

Sigi Özcan, Teammanager des TSV Singen
Sigi Özcan, Teammanager des TSV Singen | Bild: privat

Für Özcan ist deshalb klar, dass der TSV Singen unter diesen Umständen auch aufsteigen müsste. „Wir wollen mit dem Verband das Gespräch suchen“, sagt der Singener Teammanger. „Nach dem Verbandstag hätten wir in den sauren Apfel gebissen, die Entscheidung hätten wir geschluckt.“ Nun, so Özcan, sehe es anders aus. „Der SBFV muss uns schlüssig erklären, wieso der 1. FC Bruchsal aufsteigen sollte und wir nicht“, macht er deutlich. Auch über weitere Schritte mache man sich derzeit Gedanken.

Kein Aufstieg vorgesehen

Für SBFV-Präsident Thomas Schmidt stellt sich die Frage, ob ein Landes- oder Bezirksligist aufsteigt, nicht mehr. Für die betroffenen Vereine habe er Verständnis, doch müssen diese „versuchen, dass sie es in der nächsten Runde sportlich hinkriegen“, betont er. „Wir wollen lieber auf die sportliche Zukunft und die Vorbereitung auf die nächste Saison schauen, und nicht zurück.“ Dies habe Priorität Nummer eins. Lehren will man aus der Situation rund um den Saisonabbruch trotzdem ziehen. „Die Oberliga-Kommission wird sich mit dem Thema in Zukunft auseinandersetzen“, ist sich Schmidt sicher.

Voller Spielplan

Auswirkungen hat der Aufstieg auch auf die Oberligisten wie den FC 08 Villingen oder den 1. FC Rielasingen-Arlen. „Das ist brutal. 40 Punktspiele. Da es mit 21 Mannschaften in der Oberliga eine ungerade Zahl gibt, bedeutet das insgesamt 42 Spieltage. Hinzu kommt noch, dass der Saisonstart Anfang September drei, vier Wochen später ist als normal. Das wird richtig krass“, sagt Marcel Yahyaijan, Trainer und Sportdirektor des FC 08 Villingen. Da die Villinger auch im südbadischen Verbandspokal zu den Favoriten gehören, könnte sich die Zahl der Pflichtspiele sogar auf 46 erhöhen.