Die Corona-Pandemie wirbelt viele Terminkalender durcheinander – abgesagte Kulturveranstaltungen, eine verschobene Fußball-Europameisterschaft und Auswirkungen auf die Amateur-Kicker in der Region sind nur wenige Beispiele. Die Amateur-Fußballer haben ihre Saison vor knapp einer Woche abgebrochen. Nun können die Sportler ab dem 1. Juli dank Lockerungen des Landes Baden-Württemberg wieder einen Schritt in die Normalität wagen.

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So ist ein Training ohne Abstand für Mannschaftssportarten möglich, und auch Wettkämpfe dürfen mit maximal 100 Teilnehmern und 100 Zuschauern durchgeführt werden. Unweigerlich drängt sich da die Frage auf, ob aufgrund der veränderten Lage der Saisonabbruch im regionalen Fußball verfrüht gewesen ist. Schließlich hatte der Deutsche Fußball-Bund den Amateuren im April die Möglichkeit an die Hand gegeben, den Spielbetrieb über den 30. Juni hinaus fortzuführen.

Keine Alternative zum Abbruch

Für den Präsidenten des Südbadischen Fußballverbands, Thomas Schmidt, stellt sich die Frage, ob man zu früh abgebrochen habe, gar nicht. Zwar ist Schmidt wie der gesamte Verband hocherfreut über die Lockerungen, doch mahnt er: „Es ist zwar Land in Sicht, aber ich denke nicht, dass wir von heute auf morgen einfach so loslegen können.“ Trotz Lockerungen für die Sportler müssen sich Vereine weiterhin an Hygienevorschriften halten. Man müsse mit einem großen Maß an Verantwortung mit dieser Chance umgehen, so Schmidt.

Thomas Schmidt
Thomas Schmidt | Bild: SBRV

Dennoch begrüßt der SBFV-Präsident die Dynamik, welche die Lockerungen ab Juli mit sich bringt. Dies zeige, dass man dem angepeilten Ziel, den Amateurfußball in der Region im September – „oder sogar früher“ – wieder ins Rollen zu bringen, näher kommt. Die Entscheidung, die Saison abzubrechen, ist für ihn weiterhin alternativlos. Einerseits waren die neuen Lockerungen ab dem 1. Juli zum Zeitpunkt der Entscheidung nicht absehbar, andererseits hätte eine Weiterführung der Spielzeit 19/20 zu organisatorischen Problemen geführt: „Wir hätten allein wegen den Transferperioden die Satzung ändern müssen“, gibt Schmidt zu bedenken. Außerdem ging es beim außerordentlichen Verbandstag auch darum, endlich eine Entscheidung zu fällen. „Die Planungssicherheit war das A und O bei der Abstimmung. Jetzt gilt es, nach vorne zu blicken.“

Wermutstropfen Bezirkspokale

Einziger Wermutstropfen sei die Absage der Bezirkspokale, für die Schmidt gerne eine sportliche Lösung gefunden hätte. Diese hätten nach jetzigem Stand durch die Lockerungen theoretisch ausgespielt werden können – doch auch hier ging es um die Planungssicherheit, so Schmidt. Die noch offenen Verbands-Pokalspiele könnten jedoch eine sportliche Lösung finden. Wie es dort weitergeht, wolle man zeitnah verkünden, verspricht Schmidt.

Viel Vorbereitung erforderlich

Für Steffen Kautzmann, Trainer des Verbandsligisten FC 03 Radolfzell, ist klar, dass ein geregelter Spielbetrieb sowieso frühestens in einem Monat stattfinden könnte. „Aus sportwissenschaftlicher Sicht wären vier Wochen Vorbereitung die absolute Untergrenze, optimal wären sogar sechs Wochen“, erklärt Kautzmann.

Steffen Kautzmann
Steffen Kautzmann | Bild: Peter Pisa

„Seit Anfang März sind die Spieler jetzt in der Pause und konnten sich nicht richtig vorbereiten.“ Und ohne das richtige Training, so der Radolfzeller Trainer, könnte es zu Muskelverletzungen kommen. Für ihn sei der optimale Start in den Spielbetrieb daher Anfang September oder Ende August. Letzteres wäre vor allem für die Verbandsliga attraktiv, um den Spielplan zu entzerren und „den ein oder anderen Spieltag unter der Woche zu vermeiden“.

Verstimmung bei Zweitplatzierten

Der Abbruch der Saison hatte am außerordentlichen Verbandstag eine hohe Zustimmung erfahren – 159 von 223 Delegierten stimmten für die Beendigungen der Spielzeit. Einzig allein die Wertung nach dem Abbruch sorgt noch für Verstimmungen bei den Akteuren im regionalen Fußball. Vor allem die Zweitplatzierten wie der SV 08 Laufenburg, Zweiter in der Landesliga Staffel II, oder der TSV Singen, Zweiter in der Bezirksliga Bodensee, beklagen sich darüber, nicht aufsteigen zu dürfen.

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Auch in Württemberg wollen sich nicht alle Vereine mit dem verpassten Aufstieg zufriedengeben. Der FSV Hollenbach, Zweiter der Verbandsliga Württemberg, legte jüngst Einspruch gegen den Aufstieg des 1. FC Bruchsal, Vizemeister der Verbandsliga Baden, ein.

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