Platz zwei in der Fußball-Bundesliga nach 15 Spieltagen, dazu der Gruppensieg in der Europa League, das (verlorene) DFB-Pokal-Finale im vergangenen Mai und das Erreichen des Achtelfinales in der aktuellen DFB-Pokal-Runde – das Jahr 2022 war das erfolgreichste in der Geschichte des SC Freiburg!

Und die Aussichten, dass es im nächsten Jahr genau so positiv weitergeht, sind gut. Zehn Gründe in loser Reihenfolge für den Breisgauer Höhenflug!

Die vier Neuen beim Sportclub

Mit Rückkehrer Matthias Ginter, dem Österreicher Michael Gregoritsch, dem Japaner Ritsu Doan und dem Ghanaer Daniel-Kofi Kyereh, allesamt Nationalspieler, haben die Freiburger vier Top-Leute verpflichtet.

Ginter, Gregoritsch und Doan sind tragende Säulen im Konstrukt der Sport-Club-Mannschaft, Kyereh ist nahe dran, lediglich Rückenprobleme und ein Infekt haben ihn zuletzt etwas zurückgeworfen.

Die Treffsicherheit der Neuzugänge

Von den 25 Bundesligatoren des Sport-Clubs gehen zwölf aufs Konto der Neuen (Gregoritsch sechs, Doan, Ginter und Kyereh je zwei). Außerdem haben Gregoritsch (3), Doan (2) und Ginter (1) sechs der restlichen 13 SC-Tore vorbereitet.

Die Defensive

Mit 17 Gegentoren stellt der SC Freiburg hinter Tabellenführer Bayern München (13) die zweitbeste Hintermannschaft. Auch in der Europa League agierte die Defensivabteilung stark, in den sechs Gruppenspielen gab es dreimal ein Gegentor und dreimal keines.

Herausragend ist zweifelsfrei das Duo Matthias Ginter und Philipp Lienhart im Zentrum.

Die Blüte der „Alten“

Christian Streich hat nach dem 4:1-Erfolg gegen Union Berlin darauf hingewiesen: Bei allem berechtigten Lob für die Neuzugänge dürfe man die großartigen Leistungen der langjährigen Stammspieler nicht vergessen.

Explizit erwähnte der SC-Trainer Christian Günter (29) und Nicolas Höfler (32), die sich in bestechender Form präsentieren. „Vor drei, vier Jahren waren sie noch nicht so erfahren, aber sie haben nie aufgehört, dazuzulernen, was für eine Mentalität“, sagt Streich.

Vincenzo Grifo

Kennen Sie Klosterfrau Melissengeist und den Werbespruch dazu? „Nie war er so wertvoll wie heute!“ Passt perfekt auf den 29-jährigen Mittelfeldspieler.

Vincenzo Grifo, am 7. April 1993 in Pforzheim geboren – seit 20. November 2018 italienischer Nationalspieler mit bislang sechs Einsätzen (zwei Tore) – spielt groß auf. Der Mann hat sein Glück gefunden in Freiburg.

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Der „Wintsche“, so klingt es, wenn Christian Streich über ihn spricht, ist Italiener, ist Familienmensch, ist harmoniebedürftig.

Genau deshalb passt er perfekt nach Freiburg, wo das allgemeine Wohlfühlen dazu führt, dass er auch sportlich alles zeigen kann und er wie ein guter Rotwein immer besser wird mit den Jahren.

Die Jungen

Als der SC Freiburg den Gruppensieg in der Europa League sicher hatte, schickte Christian Streich im abschließenden Spiel in Qarabag gleich sieben Youngster in die Startelf: Torhüter Noah Atubolu (20), Hugo Siquet (20), Kilian Sildillia (20), Robert Wagner (19), Yannik Keitel (22), Kevin Schade (20) und Noah Weißhaupt (21).

Es gab ein 1:1 und der Trainer sagte: „Wir wollten testen, wie sie mit dem Druck umgehen können, das haben sie gut gemacht.“ Sildillia hat es in der Bundesliga auf 13 Einsätze gebracht, davon zehn über die vollen 90 Minuten. Keitel war neunmal als Teilzeitarbeiter und gegen Union über die komplette Spielzeit dabei. Schade war siebenmal dabei, davon sechsmal als Einwechselspieler. Und Weißhaupt wurde achtmal eingewechselt. Mithin: Auch die Jungen sind ein Positivfaktor.

Haltung und Zusammenhalt

Michael Gregoritsch hat besonders beeindruckt, wie die Mannschaft mit den wenigen Rückschlägen umgegangen sei: „Nach dem 0:5 bei den Bayern war es cool zu sehen, wie schnell jeder wieder in seine Automatismen fand.“

Geerdet sein und bleiben, Euphorie leben und gleichzeitig Realitätssinn bewahren – all das bündelt Christian Streich im Wort „Haltung“. Hinzu kommt ein nicht alltäglicher Zusammenhalt, der über bloßes miteinander arbeiten weit hinausgeht.

Starker Neuzugang im Freiburger Dress: Michael Gregoritsch.
Starker Neuzugang im Freiburger Dress: Michael Gregoritsch. | Bild: Tom Weller

Angesprochen auf die vielen kleine Knirpse, die sich am Sonntagabend auf dem Rasen tummelten als die Spieler gefeiert wurden und sie gegenseitig auf den Nachwuchs des anderen aufpassten, meinte Streich: „Das ist normal, die sind halt befreundet.“

Nein, es geht nicht um die Story von den elf Freunden, die man sein muss, um erfolgreich zu kicken, aber um den Ticken mehr an Teamgeist. Wieder Gregoritsch: „Du siehst es an kleinen Dingen: Wie viele gemeinsam im Kraftraum trainieren, oder dass nach dem Training immer andere zusammensitzen und es lustig haben.“

Das Management

Oliver Leki (Finanzen) und Jochen Saier (Sport) sind seit 2014 als hauptamtliche Vorstände die Macher im Verein. Solide, clever, nie in den Vordergrund drängend, zeichnen sie verantwortlich für den Erfolg.

Hinzu kommt Sportdirektor Klemens Hartenbach, der einst mit Christian Streich in einer WG zusammenlebte und unaufgeregt, aber klar zielorientiert nach Neuzugängen fahndet. Er und Streich haben in persönlichen Gesprächen auch die Neuen dieser Saison überzeugt.

Das Europa-Park-Stadion

Die neue Heimat des Sport-Clubs wird von den Fans angenommen, der Heimbereich ist nahezu immer ausverkauft, die Stimmung imposant. Oder wie Kapitän Christian Günter sagt: „Das ist gewaltig, motiviert und hilft.“

Der Trainer Christian Streich

Natürlich darf der Cheftrainer nicht fehlen. Der charismatische Mann aus dem Markgräflerland hat absoluten Zugang zu seinen Kickern, fachlich wie menschlich.

Und er hat den dicken Draht zur Öffentlichkeit. Als die Fans am Sonntagabend die Spieler gefeiert hatten, sangen sie nicht zum ersten Mal „Christian Streich, du bist der beste Mann“.

Gibt erfolgreich den Ton an: SC-Trainer Christian Streich.
Gibt erfolgreich den Ton an: SC-Trainer Christian Streich. | Bild: Tom Weller

Der war da allerdings schon im Bauch der Arena verschwunden. Seine Sicht der Dinge: „Das ist schön, keine Frage. Aber ohne meine tollen Kollegen im Trainerteam ginge es ja nicht.“

Die erledigten einen Großteil der Arbeit, „und ich halte halt alles etwas zusammen.“ Auch so geht Erfolg!