Die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus trifft Restaurants in der Region schwer. Daniel Thau von der Inhaberfamilie des Hotels und Wirtshauses Löwen in Rielasingen berichtet von weniger Reservierungen und Stornierungen bereits bestehender Buchungen, etwa, weil größere Veranstaltungen wie Versammlungen abgesagt wurden. Zwar ist davon laut Thau vor allem das Restaurant betroffen, aber auch im zugehörigen Hotel gab es stornierte Reservierungen. Für das Wirtshaus ist schon das ein Problem: „Weniger Gäste bedeutet weniger Umsatz“, fasst es Daniel Thau zusammen.
Aber jetzt kommt es noch schlimmer: Am Montag hat die Bundesregierung neue Sicherheitsregelungen für Restaurants beschlossen. Sie dürfen nur noch von sechs bis 18 Uhr öffnen, Tische müssen mindestens eineinhalb Meter voneinander entfernt stehen und die Restaurantbesitzer sollen den Kontakt eines jeden Gastes notieren, um sie bis zu vier Wochen nach deren Besuch noch kontaktieren zu können.
Vorübergehende Schließung steht im Raum
Unter den neuen Bedingungen rentiert sich laut Inhaberin Clarissa Thau die Öffnung des Restaurants nicht mehr. Unter der Woche beginnen die Öffnungszeiten des Löwen erst am Abend und Thau will nicht auf Mittagstisch umstellen. Einen Sinn sieht sie in der neuen Regelung außerdem nicht: Warum soll eine Ansteckung vor 18 Uhr weniger wahrscheinlich sein als nach 18 Uhr, fragt sie sich.
Allerdings hat die Familie Thau bis Dienstagmorgen keine offiziellen Anweisungen bekommen, die ihnen konkrete Vorgaben machen. Vieles sei aus diesem Grund noch unsicher, etwa, ob Sonderöffnungszeiten des Restaurants für die Verpflegung der Hotelgäste gelten. Bis die Lage etwas überschaubarer ist soll das Restaurant ab Mittwoch erst einmal geschlossen werden.
Schon zuvor hatte der Löwen zur Sicherheit aber bereits jeden zweiten Tisch in der Gaststube mit „Reserviert“-Schildern blockiert – damit eventuelle Gäste nicht zu nah aneinander sitzen konnten.
Neue Regelungen erschweren die Situation für Restaurants
Mit den Problemen ist das Hotel und Wirtshaus Löwen in Rielasingen nicht allein: Auch für den Landgasthof Rebstock in Stühlingen rentiert es sich laut den Inhabern Christine Sarnow und Jochen Sarnow nicht, unter den neuen Bedingungen zu öffnen. Der Landgasthof mache sein Geschäft am Abend, dieser fällt nach dem neuen Beschluss aber weg. Komplett schließen wollen sie den Gasthof aber erst einmal nicht. Bis auf weiteres soll der Rebstock stattdessen zwischen 17 und 18 Uhr geöffnet haben, da rechtliche Fragen noch nicht geklärt sind – etwa, wer im Fall einer Schließung die Personalkosten übernimmt.
Das traditionsreiche Hotelrestaurant Barbarossa in Konstanz macht derweil bis Ende März erst einmal Urlaub. Geschäftsführerin Christiane Miehle berichtete zuvor von massiven Stornierungen und fehlenden neuen Buchungen, die Auslastung habe sich um 60 Prozent reduziert, der Umsatz um etwa 50 bis 60 Prozent.
Catering leidet unter Coronavirus
Aber nicht nur Restaurants und Hotels, auch Catering-Betriebe sind vom Coronavirus betroffen. Der See Gourmet Partyservice aus Hagnau, der zum dortigen Hotel DreiKönig und dem Restaurant See Gourmet gehört, berichtet von Absagen, weil zum Beispiel Firmenevents ausfallen.
Kathleen Kohl, die den Catering- und Partyservice Genuss-Schmiede aus Radolfzell betreibt, erzählt von abgesagten Veranstaltungen bis Mai und damit verbunden auch fehlenden Aufträgen. Neue Aufträge kommen vereinzelter: „Man merkt, dass das Telefon mehr still steht.“
Existenzen sind bedroht
Insgesamt sind die Auswirkungen für Hoteliers, Gastronomen und Caterer laut Daniel Ohl, Sprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Baden-Württemberg, „extrem hart, um nicht zu sagen katastrophal.“ Das Gastgewerbe stehe vor dem größten Problem seit dem zweiten Weltkrieg. Aus Sicht der Dehoga sei die Branche mit am stärksten betroffen. Wie Dehoga-Präsident Guido Zöllick mitteilt, waren zunächst vor allem Betrebe in Messestädten betroffen, inzwischen leide jedoch die gesamte Branche in der gesamten Republik, unabhängig davon, ob die Betriebe sich in der Stadt oder auf dem Land befinden.
Die Folgen: Bereits jetzt befinden sich laut Ohl zahlreiche Betriebe in Existenznot, außerdem drohen Kündigungen. „Das trifft zum Beispiel Mitarbeiter, die noch in der Probezeit sind“, so Ohl. Etliche Betriebe hätten Antrag auf Massenentlassung gestellt, obwohl die Branche in der Vergangenheit noch versucht habe, Mitarbeiter zu gewinnen.
Hilfe für Gastronomen gefordert
Was aber lässt sich dagegen tun? Daniel Thau wünscht sich eine Unterstützung vom Staat, etwa durch Ausgleichszahlungen. Jochen Sarnow hofft, im Fall einer Schließung nicht selbst auf den anfallenden Personalkosten sitzen zu bleiben. Entlastend wirke schon, wenn der Staat diese übernehmen würde. Und vom See Gourmet Partyservice aus Hagnau heißt es, eine Absenkung der Umsatzsteuer auf sieben Prozent würde bereits helfen.
Die Bundesregierung plant bereits seit der vergangenen Woche milliardenschwere Liquiditätshilfen für Unternehmen und Erleichterungen bei der Kurzarbeitergeld. Das alleine reicht laut Daniel Ohl vom Dehoga aber nicht aus, um Gastronomiebetriebe zu retten. Der Dehoga akzeptiere und respektiere zwar behördliche Anordnungen, die nötig sind, um die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen. Aber Wirte, Caterer oder Hoteliers müssten Ersatz bekommen für das Geld, das ihnen durch die Krankheitswelle verloren geht – in Form von direkten Finanzhilfen.

Schnelle staatliche Beihilfen seien dringend nötig, so Ohl. Denn im Gastronomiegewerbe liege der Fixkostenanteil bei 60 bis 70 Prozent – die Ausgaben bleiben also zum Großteil bestehen, obwohl es große Umsatzeinbuße gibt. Und auch eine Senkung der Umsatzsteuer auf sieben Prozent müsse eingeführt werden, um Betriebe zu entlasten.