Nach monatelanger Hängepartie ist die Entscheidung gefallen: Der kriselnde Essener Thyssenkrupp-Konzern wird seine Aufzugssparte verkaufen. Die Sparte, in der rund ein Drittel der gesamten Konzernbelegschaft beschäftigt ist, gilt als Tafelsilber des Unternehmens. Bis Mai will das Unternehmen nun klären, wie es mit den anderen Unternehmensteilen weitergehen soll. Der Stahl- und Industriekonzern verkauft das Geschäft mit Aufzügen und Rolltreppen für 17,2 Milliarden Euro an ein internationales Konsortium, zu dem auch die RAG-Stiftung gehört.
Thyssenkrupp erkauft sich Zeit im Konzernumbau
Eine Konzernsprecherin sagte unserer Zeitung in Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern und der IG Metall hätten sich die Käufer zu weitreichenden Standort- und Beschäftigungsgarantien für die Aufzugssparte verpflichtet. „Dazu gehört selbstverständlich auch der Testturm„, sagte sie. Negative Auswirkungen – insbesondere auf den Standort Rottweil mit dem landesweit bekannten Aufzug-Testturm sind daher zunächst nicht zu erwarten. Der Turm, in dem unter anderem zukunfstträchtige Hochgeschwindigkeitsaufzüge für Wolkenkratzer getestet werden, gilt als Aushängeschild des Konzerns.
Für Thyssenkrupp, dem nach jahrelanger Misere das Geld auszugehen drohte, bedeutet das Geschäft einen Befreiungsschlag. Der Konzern hat sich so Zeit erkauft, seine Neuausrichtung voranzutreiben. Konkrete Pläne zur Weiterentwicklung der einzelnen Geschäfte will der Vorstand dem Aufsichtsrat im Mai vorstellen. Danach solle entschieden werden, welche Geschäfte aus eigener Kraft weiterentwickelt werden, wo eine Partnerschaft mit anderen Unternehmen besser sei und welche Unternehmensteile abgegeben werden sollen, heißt es in einer Mitteilung des Konzerns.
Mit den Einnahmen aus dem Verkauf der Aufzugssparte sei Thyssenkrupp in der Lage, den Umbau des Unternehmens konsequent voranzutreiben. Den Vollzug des Verkaufs erwartet Thyssenkrupp bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres am 30. September.
IG Metall trägt Verkauf mit
Die von der IG Metall ausgehandelte Beschäftigungssicherung laufe bis mindestens zum 31. März 2027. Während dieser siebenjährigen Laufzeit seien betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen, alle bestehenden Standorte in Deutschland blieben mit ihren wesentlichen Funktionen erhalten und sollten gestärkt werden. Der stellvertretende Aufsichtratsvorsitzende von Thyssenkrupp, Gewerkschafter Jürgen Kerner, sagte: „Thyssenkrupp hat bewiesen, dass Unternehmenstrennungen mit hoher Verantwortung gegenüber den Beschäftigen möglich sind.“