Der Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus streicht an seinen baden-württembergischen Standorten gut sechs Prozent seiner Stellen, die weit überwiegende Zahl davon in Immenstaad. Das geht aus Zahlen hervor, die das Unternehmen am 5. Dezember veröffentlicht hat.
Keine betriebsbedingten Kündigungen
Im Südwesten sollen demnach 213 Stellen wegfallen, wie ein Airbus-Sprecher dem SÜDKURIER sagte. 154 davon in Immenstaad am Bodensee, wo das Unternehmen eines seiner größten Werke für Erdbeobachtungssatelliten betreibt. Aber auch Rüstungsgüter wie Drohnen oder Verteidigungselektronik werden hier gefertigt.
Europaweit fallen gut 2000 Stellen weg, in Deutschland knapp 700. Betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen. Bis Mitte 2026 soll der Jobabbau beendet sein.

Abfindungen und Altersteilzeit im Gespräch
Ab dem neuen Jahr sollen die Verhandlungen zum Interessenausgleich und Sozialplan starten, sagte Christian Birkhofer, stellvertretender Gesamtbetriebsratschef der deutschen Airbus-Raumfahrt- und Verteidigungssparte. Dabei werde es neben Altersteilzeit auch um Abfindungen, Ringtausche und die Weiterbeschäftigung an anderen Standorten gehen.
Ulm und Backnang auch betroffen
Neben Immenstaad mit 2100 Beschäftigten hat Airbus in Baden-Württemberg auch ein Werk in Ulm (250 Stellen). In Backnang (1100) nahe Ludwigsburg ist die Airbus-Satelliten-Tochter Tesat-Spacecom ansässig. 3450 Menschen arbeiten für Airbus im Südwesten.

Airbus-Chef Faury: Gehen Problem von der Wurzel an
Als Reaktion auf milliardenschwere Abschreibungen in Raumfahrtgeschäft hatte Europas größter Luft- und Raumfahrtkonzern bereits im Oktober die Streichung von bis zu 2500 Stellen in seiner europaweit gut 35.000 Beschäftigte starken Raumfahrt- und Verteidigungssparte angekündigt.
Mitte des Jahres sagte Firmenchef Guillaume Faury, die Kostenbasis sei zu hoch und man gehe jetzt „die Wurzeln des Themas an“. Dazu will der Franzose die gesamte Airbus-Raumfahrt-Strategie auf den Prüfstand stellen. Auch eine Fusion oder eine weitreichende Restrukturierung sind nicht ausgeschlossen.

Keine Chance gegen Musks Starlink
Probleme hat Airbus insbesondere bei kommerziellen Telekommunikationssatelliten der Onesat-Familie. Onesat baut Software-definierte Systeme, die sich beispielsweise im All auf die Wünsche unterschiedlicher Kunden umprogrammieren lassen. Sie sollen die Starlink-Satelliten des US-Tech-Milliardärs Elon Musk in die Schranken weisen. Dieser hat rund 6000 seiner Starlink-Systeme ins All geschossen und führt damit den Markt des Satelliteninternets unangefochten an.

Betriebsrat mit Kritik an Landesregierung
Traditionell ist Airbus auf den Bau komplexer Groß-Satelliten spezialisiert, wie sie in Immenstaad hergestellt werden. Auftraggeber sind staatliche Raumfahrtprogramme. Wachstum findet aber im Geschäft mit kommerziellen Satelliten statt, etwa für schnelles Internet oder Navigation. Hier liegt Airbus hinter der Konkurrenz zurück.
Konzernbetriebsrat Birkhofer rief die Landespolitik dazu auf, für die heimischen Standorte zu kämpfen. Anders als in Bayern, wo Ministerpräsident Markus Söder die Luft- und Raumfahrt zur Chefsache erklärt habe, sei das Interesse im Südwesten verhalten, sagte er. Immer stünde das Automobil im Vordergrund. Innovationen stammten aber oft aus der Luft- und Raumfahrt. In Bayern habe man das erkannt, „im Südwesten eher nicht“.