Der weltweit drittgrößte Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen wird ab sofort unter anderem von zwei altgedienten Bürgermeistern kontrolliert. Wie das Unternehmen am Montag mitteilte, habe die ZF-Hauptversammlung den 62-jährigen Thomas Schulze mit sofortiger Wirkung zum neuen Aufsichtsrat des Stiftungskonzerns gewählt.
Schulze war bis 2018 rund 13 Jahre lang Bürgermeister im niedersächsischen Diepholz, davor dort Kreisrat. Danach übernahm der promovierte Wirtschaftswissenschaftler laut ZF den Vorsitz der Ulderup-Stiftung, die gut sechs Prozent am Friedrichshafener ZF-Konzern hält. Schulze folgt im ZF-Aufsichtsrat auf den Juristen Joachim Meinecke, der im Januar überraschend verstorben war.

Auch der zweite Vertreter der mächtigen ZF-Eigner im Konzernaufsichtsrat, Andreas Brand, ist Kommunalpolitiker. Seit 2009 ist er Oberbürgermeister der Stadt Friedrichshafen, deren Zeppelin-Stiftung mit fast 94 Prozent der Anteile Ankeraktionär von ZF ist.
Seit Jahren mit ZF vertraut
Der Vorsitzende des 20-köpfigen ZF-Aufsichtsrats, Ex-ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger, sagte laut Mitteilung, Schulze sei mit den Entwicklungen bei ZF seit Jahren vertraut. Man sei überzeugt, dass er ZF mit seiner Erfahrung dabei unterstützen werde, den Mobilitätswandel erfolgreich zu meistern und die dafür nötigen Strukturen zu schaffen. Schulze sagte, er wolle dazu beitragen, ZF weiterzuentwickeln und mit Blick auf die Zukunft passend aufzustellen.
Kommunaler Einfluss bei ZF umstritten
ZF Friedrichshafen ist mit 165.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 43,8 Milliarden Euro im Jahr 2022 der weltweit drittgrößte Automobilzulieferer. In Deutschland ist man die Nummer zwei, nach der Bosch-Zuliefersparte. Bei Systemkomponenten für Nutzfahrzeuge bezeichnet sich das einstmals stark auf Getriebe spezialisierte Unternehmen seit Jahresanfang sogar als globaler Marktführer.
Der kommunalpolitische Einfluss bei dem Weltkonzern sorgt immer wieder für Kritik. Nach einem Zerwürfnis mit Friedrichshafens OB Brand über die strategische Weiterentwicklung von ZF war Ex-Konzernchef Stefan Sommer Ende 2017 zurückgetreten.