Deutschlands zweitgrößter Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen wird bei der Vorstellung seiner Jahreszahlen für 2024 am morgigen Donnerstag erstmals seit Jahren einen hohen Verlust ausweisen. Das berichten mehrere Quellen gegenüber dem SÜDKURIER übereinstimmend.
Demnach verzeichne der Stiftungskonzern unter dem Strich „ein Fehlbetrag nach Steuern im hohen Millionen-Euro-Bereich“, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person unserer Zeitung.

Schon im vorangegangenen Geschäftsjahr 2023 hatte das Unternehmen einen herben Einbruch beim Nachsteuer-Ergebnis hinnehmen müssen. Es sank damals um gut zwei Drittel auf gerade noch 126 Millionen Euro ab. Für 2024 steht nach Steuern nun also ein Verlust an. Ein ZF-Sprecher wollte sich auf SÜDKURIER-Anfrage mit Verweis auf die Bilanzkonferenz am Donnerstag nicht zu dem Thema äußern.
Im laufenden Geschäft verdient ZF noch Geld – etwas
Dass ZF rote Zahlen schreibt, kommt sehr selten vor. In diesem Jahrtausend ist das erst dreimal passiert: In den Jahren 2009 bedingt durch die Finanzkrise, 2020 wegen den Auswirkungen der Corona-Pandemie und eben 2024.
Im operativen Geschäft – also beim Verkauf seiner Produkte – verdient das Stiftungsunternehmen den Quellen zufolge weiterhin Geld. Allerdings reichen die Erträge bei weitem nicht aus, Belastungen, die anderswo anfallen, zu kompensieren.

Milliardenschulden und ihre Folgen
Dazu zählen vor allem Zinslasten, die aus der hohen Verschuldung von netto rund 10,5 Milliarden Euro (Stand: Mitte Mitte 2024) herrühren. Zudem schlügen Steuern sowie hohe Abschreibungen auf Unternehmensbeteiligungen auf das Ergebnis durch.
Jeder dieser Posten laste im Geschäftsjahr 2024 mit hohen dreistelligen Millionenbeträgen auf dem Konzern, hieß es von informierter Seite.

Friedrichshafen will Geld sehen
Außerdem wollen die ZF-Eigner, die Zeppelin-Stiftung der Stadt Friedrichshafen und die Ulderup-Stiftung, Geld sehen. In Jahren mit Nachsteuer-Verlust gehen sie eigentlich leer aus, denn die Zahlungen bemessen sich am Nachsteuerergebnis, von dem 18 Prozent als Dividende ausgeschüttet wird. Ohne Gewinn, keine Dividende also. Diese Systematik wird aber nicht immer eingehalten.
Schon vergangenes Jahr ist ZF davon abgewichen und hat eine höhere Dividende an die Stiftungen ausgeschüttet, als rechnerisch nötig gewesen wäre. Und auch für 2024 wird ZF trotz roter Zahlen wohl wieder Geld an seine Stiftungen abführen.

Zumindest deuten Äußerungen von Friedrichshafens OB Simon Blümcke darauf hin. „Die Dividendenfähigkeit von ZF“ sei gegeben, sagte er vor wenigen Tagen im SÜDKURIER-Interview. Zwar stecke der Konzern in der Krise, eingeschränkte Dividendenzahlungen seien aber möglich. Klar sei, dass das Dividendenniveau erheblich zurückgehen werde, auch wenn man als Stiftung alles tue, was „aktienrechtlich möglich“ sei.
ZF steckt seit Jahren in der Krise. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen angekündigt, bis Ende 2028 bis zu 14.000 Stellen in Deutschland zu streichen – rund ein Viertel der inländischen Belegschaft.