Der ZF-Konzern will seine Unternehmenssparte „Passive Sicherheitstechnik“ bis Ende 2023 ausgliedern und eigenständig aufstellen. Ziel sei es, neue Wachstumspotenziale zu erschließen, heißt es in einer Mitteilung des Friedrichshafener Automobilzulieferers. Dafür seien zusätzliche Investitionsmittel erforderlich. Das Unternehmen will mit der Maßnahme ermöglichen, dass externe Investoren einsteigen und mit ihrem Kapital zum Wachstum beitragen.

25 Prozent Marktanteil weltweit

Zur „Passiven Sicherheitstechnik“ zählen etwa Airbags, Sicherheitsgute oder Lenkräder. Wolf-Henning Schneider, Vorstandsvorsitzender von ZF, bezeichnet den Geschäftsbereich als „kontinuierliche Erfolgsgeschichte“ des Konzerns. Seit dessen Übernahme im Jahr 2015 habe ZF die Sparte zur weltweiten Nummer zwei entwickelt, der Marktanteil liege bei rund 25 Prozent – mit „erheblichem Potenzial für mehr“. 2021 habe der ZF-Geschäftsbereich 3,8 Milliarden Euro Umsatz erzielt, 8,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Mit der Sparte „Passive Sicherheitstechnik“ hat ZF im Jahr 2021 einen Umsatz von 3,8 Milliarden Euro erwirtschaftet. Zu dem ...
Mit der Sparte „Passive Sicherheitstechnik“ hat ZF im Jahr 2021 einen Umsatz von 3,8 Milliarden Euro erwirtschaftet. Zu dem Bereich gehören unter anderem Airbags, Sicherheitsgurte und Lenkräder. | Bild: Felix Kästle/dpa

„Strategisch und finanziell befinden wir uns in einer komfortablen Lage mit stabilen und ordentlichen Gewinnen“, sagt ZF-Vorstandsmitglied Martin Fischer, der für die Sparte „Passive Sicherheitstechnik“ verantwortlich ist. Das Geschäft könne von den Trends zum autonomen Fahren und einer größeren Fahrzeugsicherheit profitieren.

Von der Ausgliederung sind weltweit rund 37.000 Beschäftigte betroffen, davon etwa 3500 an vier Standorten in Deutschland. „Die Kollegen waren im ersten Moment sehr, sehr verunsichert“, sagt Wolfgang Betz, Betriebsratsvorsitzender am größten deutschen Standort Alfdorf im baden-württembergischen Rems-Murr-Kreis. Gerade weil der Geschäftsbereich sich so erfolgreich entwickelt hat, habe dort unter den 1600 Mitarbeitern niemand damit gerechnet, dass der Konzern sich davon lossagen würde.

Spekulationen machen die Runde

Nach der Ankündigung hätten schnell Spekulationen die Runde gemacht, welcher Investor sich wohl beteiligen werde. Das Management habe schnell auf die Unsicherheit vor Ort reagiert und die Belegschaft informiert. Der Alfdorfer Betriebsrat sei bei den Gesprächen immer beteiligt gewesen. „Die Divisionsleitung hat sofort erklärt, dass bestehende Betriebsvereinbarungen nicht aufgekündigt werden“, so Betz. All das habe dazu beigetragen, die Situation zunächst wieder zu beruhigen.

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Für den Alfdorfer Betriebsrat gehe es jetzt darum, alle Vereinbarungen für die Zukunft weiter abzusichern. Auch unter neuen Konstellationen sei es wichtig, dass weiter deutsche Standards „für unsere Mannschaft“ gelten, so Betz. Er betont: Der Betriebsrat sei auch in der Lage zu mobilisieren, um das Erreichte für die Zukunft zu sichern.

Mit der ZF-Vorsorge und der Transformationsvereinbarung, die bis Ende 2022 betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen ausschließt, habe der Konzern eigentlich Instrumente geschaffen, um seine Beschäftigten zu binden. „Eigentlich möchten alle gern ZFler bleiben“, sagt Betz. Die Entscheidung des Managements, Investoren den Einstieg in Sparte ,Passive Sicherheitstechnik‘ zu ermöglichen, könne bedeuten, dass Fachkräfte verloren gingen, warnt er.