Man redet wieder miteinander: Nach den lautstarken Mitarbeiter-Protesten gegen die Sparpolitik der Geschäftsführung am Mittwoch vor dem ZF-Stammsitz, kam es am Donnerstag zu einem ersten Austausch zwischen Arbeitnehmervertretung und der Konzernleitung. Dabei sei unter anderem über die Vorkommnisse am Mittwoch gesprochen worden – genaueres lasse sich aber noch nicht vermelden, auch nicht, wie es weitergehe, so ein Pressesprecher des Gesamtbetriebsrats.

Pläne zum Stellenabbau und der Schließung zweier Standorte

Wie am Mittwoch bekannt wurde, gibt es Pläne der Konzernleitung, bis zu 12.000 Arbeitsplätze ohne Kündigung abzubauen – damit wäre fast jede vierte Stelle von ZF in Deutschland betroffen. Die Konzernleitung wollte diese Zahlen nicht kommentieren. Schon Ende November wurde bekannt, dass die Standorte Eitorf und Gelsenkirchen vor dem Aus stehen. Helene Sommer, Geschäftsführerin der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben, nennt die Pläne zum Stellenabbau, wie auch Gesamtbetriebsratsvorsitzender Achim Dietrich, eine „Milchmädchenrechnung“.

Helene Sommer stellt sich mit dem Betriebsrat gegen den Personalabbau. Dazu sei es nicht gesichert, dass durch die Auslagerung von ...
Helene Sommer stellt sich mit dem Betriebsrat gegen den Personalabbau. Dazu sei es nicht gesichert, dass durch die Auslagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland Geld eingespart werde. | Bild: Jarausch, Gerald

Sogar ein Abbau von 18.000 Plätzen sei durch Demografie und Fluktuation möglich, habe die Unternehmensleitung vorgerechnet. Sommer befürchtet, dass die tatsächliche Zahl am Ende eher Richtung der 18.000 gehen könnte. Denn: „Die Leute gehen ja nicht dort in Rente, wo es dem Unternehmen gerade passt. Wenn jemand im Werk Saarbrücken in Rente geht, bringt das dem 30-jährigen in Gelsenkirchen, bei dem das ganze Werk geschlossen wird, herzlich wenig“, stellt Sommer klar.

Mitarbeiter fordern Jobsicherheit – Sommer bemängelt Verlagerungspolitik

Auf Nachfrage vom SÜDKURIER bekräftigt Sommer die Forderungen der Arbeitnehmerseite: Beschäftigungssicherungen für die rund 5000 in Verwaltung, Entwicklung und Einkauf tätigen Mitarbeiter am Stammsitz. Grundsätzlich gehe es darum, so Sommer, die bei ZF im Aufsichtsrat sitzt, dass sich ZF wieder deutlich dafür aussprechen müsse, die Transformation zur E-Mobilität und die Krise der Industrie zusammen mit den Beschäftigten zu meistern, nicht mit Stellenabbau.

Schon beim Protest am Mittwoch war die Forderung nach Jobsicherheit allgegenwärtig.
Schon beim Protest am Mittwoch war die Forderung nach Jobsicherheit allgegenwärtig. | Bild: Denise Kley

Dieser Stellenabbau werde noch befeuert durch die BCC-Politik, also Arbeitsplätze in „best cost countries“ auszulagern – Länder, in denen die Löhne und Produktionskosten niedriger sind. Dabei sei nicht einmal klar, ob das wirklich Geld einspare: „Die Kunden sind nicht dumm, die wissen genau, wo das Produkt herkommt und wollen dementsprechend auch einen Teil der Einsparungen bekommen“, gibt Sommer zu bedenken.

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Auch wisse niemand, ob und wie es schnell es gelänge, die durch die geplanten Schließungen der Werke Gelsenkirchen und Eitorf entstehenden Kosten im Ausland wieder reinzubekommen. Überhaupt würde die Schließung dieser Standorte zeigen, dass der Stellenabbau kein Technologiethema sei, „sondern Verlagerungspolitik“, so Sommer. Denn die in Gelsenkirchen und Eitorf hergestellten Produkte, würden auch nach der Transformation zur E-Mobilität noch benötigt. Die Menge an Streitthemen ist also groß. Immerhin, die Gesprächsbereitschaft ist auf beiden Seiten vorhanden.