Der Rücken schmerzt? Das Kopfweh pocht unter dem Schädel? Schmerzmittel versprechen schnelle Linderung, zumal es viele Wirkstoffe rezeptfrei in der Apotheke gibt. Welche Schmerzmittel wann tatsächlich helfen und wovon man besser die Finger lassen soll: die Experten von Stiftung Warentest haben Vor- und Nachteile gängiger Präparate verglichen.
An welchen Schmerzen leiden die Deutschen am häufigsten?
Am weitesten verbreitet durch alle Altersschichten hindurch sind Rückenschmerzen, gefolgt von Kopfschmerzen. Bei den über 70-Jährigen leiden über 80 Prozent an der Gelenkkrankheit Arthrose. Bis zu 80 Prozent der Krebspatienten haben im Verlauf ihrer Erkrankung Schmerzen.

Wann spricht man von chronischen Schmerzen?
Wenn der Schmerz mindestens drei bis sechs Monate besteht und die Betroffenen körperlich, psychisch und sozial beeinträchtigt werden, sprechen Fachleute von chronischen Schmerzen. Das Problem bei chronischen Schmerzen ist, dass die Ursache dafür oft nicht mehr gefunden wird. Grund: Das Nervensystem ist mit der Zeit durch die ständigen Schmerzreize überempfindlich geworden. Es reagiert dann selbst auf harmlose Reize wie etwa eine Berührung mit Schmerzsignalen.
Welche Schmerzmittel sind rezeptfrei erhältlich?
Die bekanntesten vier Wirkstoffe der rezeptfrei erhältlichen Schmerzmittel sind Paracetamol, Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin), Ibuprofen und Diclofenac. Eben weil alle diese Wirkstoffe in niedriger Dosis rezeptfrei erhältlich sind, halten viele sie für austauschbar. Aber es gibt Unterschiede bei den Anwendungsgebieten. ASS, Ibuprofen und Diclofenac wirken ähnlich: Sie hemmen die Reizempfindlichkeit der Schmerzrezeptoren, wirken also dort, wo der Schmerz entsteht, an den Nervenenden. Dadurch können sie auch Entzündungen lindern. Paracetamol dagegen entfaltet seine Wirkung im Rückenmark und im Gehirn. Bei Entzündungen ist es deshalb nicht so gut geeignet, senkt dafür aber Fieber.
Können rezeptfreie Mittel Nebenwirkungen haben?
Auch hier gibt es bei den vier oben genannten Wirkstoffen Unterschiede. „Acetylsalicylsäure schlägt gern mal auf den Magen, Paracetamol kann die Leber belasten und Ibuprofen sowie Diclofenac erhöhen bei längerem Einsatz das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall“, sagt Bettina Sauer, Apothekerin und Gesundheitsredakteurin bei der Stiftung Warentest. Da Paracetamol die Leber schädigen kann, sollte man bei Kater-Kopfschmerzen besser die Finger davon lassen. Denn mit dem Abbau des Alkohols hat die Leber dann ohnehin schon genug zu tun. Ein Blick in die Beipackzettel der Medikamente klärt einen über sämtliche mögliche Nebenwirkungen auf.

Was ist von Kombipräparaten zu halten?
„Besser die Finger davon lassen“, sagt Bettina Sauer von der Stiftung Warentest. Der Grund: Kombipräparate wie Neuralgin, Spalt oder Thomapyrin enthalten mehrere schmerzstillende Substanzen gleichzeitig. „Therapeutisch bietet das keinen Vorteil, erhöht aber das Risiko für Nebenwirkungen“, sagt Bettina Sauer.
Sind Pflaster gegen Schmerzen eine brauchbare Alternative?
Auch hier raten die Experten der Stiftung Warentest zur Vorsicht. Anwendungsfehler bei Medikamenten wie Fentanyl oder Buprenorphin können zu Unter- oder Überdosierung führen. „Wir empfehlen die Pflaster nur, wenn andere Mittel – etwa wegen Schluckstörungen – nicht genommen werden können“, sagt Bettina Sauer.
Wie lange darf man Schmerzmittel ohne ärztlichen Rat einnehmen?
„Höchstens vier Tage am Stück und höchstens zehn Tage im Monat“, sagt Warentest-Expertin Sauer. Denn wer Schmerzmittel über längere Zeit einnimmt, riskiert, dass sie durch den Gewöhnungseffekt des Körpers an Wirksamkeit verlieren. Da sie auch die Schmerzschwelle im Gehirn senken, können die Medikamente dann sogar noch mehr Schmerzen verursachen. „Die Folge ist, dass die Patienten die Dosis weiter steigern. Teils hilft dann nur noch Entzug“, sagt Sauer.
Was unterscheidet rezeptpflichtige Schmerzmittel von rezeptfrei erhältlichen?
Die Wirkung rezeptpflichtiger Medikamente ist stärker – aber die Liste der Nebenwirkungen dieser sogenannten Opioide ist auch länger als bei rezeptfrei erhältlichen Präparaten. Zudem ist die Suchtgefahr hoch. In den USA, wo Opioide – anders als in Deutschland– auch schon bei leichteren Beschwerden wie Rücken- oder Gelenkschmerzen verordnet werden dürfen – ist die Zahl der Opioid-Süchtigen drastisch gestiegen. Die Stiftung Warentest unterscheidet in ihrem Schmerzmittelvergleich bei den rezeptpflichtigen Präparaten nochmals zwischen schwachen Opioiden wie Codein oder Tramadol und starken Opioiden wie Morphin, Oxycodon oder Fentanyl. Letztere bekommt man in Deutschland nur mit einem Betäubungsmittelrezept und bei schwersten Schmerzen wie etwa bei Krebs.
Was hilft bei chronischen Schmerzen?
Da Schmerzmittel im Langzeiteinsatz ihre Wirksamkeit verlieren und abhängig machen können, braucht es in diesem Fall eine spezielle Therapie – etwa mit Bewegung, Entspannung und seelischer Unterstützung – um die Schmerzspirale zu durchbrechen. Die Deutsche Schmerzliga empfiehlt, sich an einen spezialisierten Schmerztherapeuten zu wenden. Adressen von diesen Experten findet man etwa auf der Webseite www.schmerzliga.de