Lieber Jascha,
Godzillas Zahnarzt lebt gefährlich: Das Monster ist hundert Meter groß, auf Krawall aus und zerstört ganze Städte. Gott sei Dank gibt es das japanische Untier nur im Film. Der erste Streifen war ein Monstererfolg. Bis heute machte die Riesenechse in fast vierzig Filmen mit. Der Filmstar hat sogar ein Denkmal in Tokio.
Godzilla bedeutet „Gorillawal“. Das war der Spitzname eines dicken Mannes in dem Filmstudio, das den Film drehte. Daher kommt der Name. Das Ungetüm sah eher wie ein Tyrannosaurus aus. Dieser Saurier hatte etwa sechzig Zähne. Godzilla also auch? Er hat so viele Zähne wie wir wollen! Er ist ja erfunden. Warum erfinden Menschen überhaupt Monster? Sie machen das, weil sie manchmal Angst haben und mit ihr umgehen müssen. Sie verwandeln sie in Monster und kämpfen dann damit. Gerade im Film. 1954 waren in Japan viele Menschen noch voller Angst. Neun Jahre zuvor hatten Atombomben zwei Städte zerstört und sehr viele Menschen getötet. Godzilla ist wie diese Bomben: Er vernichtet Städte, hat einen Hitzestrahl und die Atomstrahlung hat ihn geschaffen. Die Japaner haben also ihre Ängste in Godzilla verwandelt. Im Film haben sie ihn dann aber so richtig plattgemacht. Das half gegen die Angst. So wie bei Dir, wenn Du Dir ausmalst, dem Monster unter Deinem Bett einen Zahn auszuschlagen. Im ersten Film hat Godzilla übrigens 28 Zähne. In „Godzilla vs. Kong“, der bald ins Kino kommt, sind es etwa sechzig. Vielleicht sind es bald hundert. Je nachdem wie viel Angst wir gerade haben.
Andreas P. Bechtold ist Professor für Timebased Design an der HTWG Konstanz. Er ist selbst Filmemacher und Buchautor – und hat nur vor dem Zahnarzt Angst.
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