Eigentlich sah es in den vergangenen Wochen gut aus in der Region – nach der Corona-Hochzeit sanken die Fallzahlen in den Kreisen wieder, trotz der Lockerungen steckten sich nur noch wenige Menschen mit dem Virus an. Dass das – zumindest bis ein Impfstoff entdeckt wird – kein Dauerzustand bleiben sollte, sah manch einer bereits voraus.
Selbst, als erste Kreise keine aktuellen Infektionen mehr zu vermelden hatten, mahnten die Landratsämter zur Vorsicht, warnten, dass das Virus nicht verschwunden ist. Und tatsächlich stiegen die Fälle wieder an – etwa in Friedrichshafen, wo sich wegen einer privaten Feier zahlreiche Personen mit dem Coronavirus ansteckten.
Zuvor hatte offenbar ein Reiserückkerer aus Serbien das Coronavirus mitgebracht und weitere Personen angesteckt. Eine davon hielt sich nicht an die angeordnete Quarantäne und ging zu der privaten Feier. Insgesamt gab es Stand Donnerstagabend im Bodenseekreis 31 Fälle, ob alle mit der Feier zusammenhängen, oder wo sich die Infizierten sonst angesteckt haben, wird derzeit noch ermittelt. Aber auch anderswo steigen die Infektionszahlen.

Kreis Konstanz
Der Kreis Konstanz galt Ende Juni als coronafrei – wobei die offiziell angegebenen Infektionszahlen die Realität nicht zwingend vollständig widerspiegelten, da es immer eine Dunkelziffer gibt. Am Donnerstagabend es wieder 23 gemeldete Fälle.
Wie Jens Bittermann von der Pressestelle des Landratsamts mitteilt, haben sich einige Personen im Kosovo, Serbien, Nordmazedonien und auch in der Schweiz infiziert. Die Gründe für die Einreise seien sehr unterschiedlich, lediglich in einem Fall handele es sich um einen Urlaubsrückkehrer aus Serbien. Und es ist nicht die einzige Infektion im Land, die aus Serbien eingeschleppt wurde: 59 Fälle in Baden-Württemberg hängen mit Rückkehrern aus Serbien zusammen, so ein Sprecher des Sozialministeriums in Stuttgart.
Insgesamt lassen sich laut Landratsamt sechs Fälle im Kreis Konstanz auf eine Ansteckung im Ausland zurückführen.
Auch an einer Schule, in einem Seniorenheim, an einer Kita und in einem Sportverein in Konstanz gibt es neue Corona-Fälle. Wie das Landratsamt mitteilt, sind die Infektionsketten dieser neuen Fälle teils klar, teilweise noch in Abklärung. Es gebe auch Verbindungen zu bekannten Fällen.
In der Regel ist es laut Jens Bittermann möglich, die Kontakte der Infizierten vollumfänglich nachzuvollziehen. Aber: „Selbstverständlich ist das Gesundheitsamt abhängig von den Angaben der Erkrankten bezüglich ihrer Kontaktpersonen.“
Probleme bei Rückverfolgung
Im Fall eines infektiösen Bürgers, der sich in einer Konstanzer Bar aufhielt, habe sich gezeigt, dass die Kontaktangaben der Gäste oft lückenhaft seien, „sodass die Gäste per Post informiert werden mussten“, oder dass teilweise bewusst Falschangaben gemacht wurden.
Dennoch wurden laut Landratsamt alle Kontaktpersonen ermittelt und unter Quarantäne gestellt. Alle Tests seien negativ gewesen. „Es sind keine Folgefälle bekannt“, so Pressesprecherin Marlene Pellhammer. Sollte es zu vermehrten Corona-Fällen kommen, liegt für den Landkreis ein 3-Stufen-Modell vor, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern.
Kreis Waldshut
Im Kreis Waldshut waren es Stand Donnerstagabend 10 Infizierte. Auch dort haben sich Personen zum Teil „im Ausland oder durch Kontakte zu Menschen, die sich im Ausland aufgehalten haben, angesteckt“, so Pressesprecher Michael Swientek. Der vermutliche Infektionsort liegt in diesem Fällen in der Schweiz, Serbien und dem Kosovo.
Ebenso wurden zum Teil Personen im familiären oder privaten Umfeld angesteckt. In einem Fall sei der Ansteckungsort nicht bekannt. Alle Kontakte der Infizierten konnten zurückverfolgt werden.
In der Gemeinde Bernau, wo es mit fünf Personen zu vergleichsweise vielen Fällen gekommen ist, handle es sich um „ein familiäres Geschehen mit mehreren Beteiligten“, die sich alle in Quarantäne befinden. Bei ihnen haben sich auch Personen einer Familie aus St. Blasien angesteckt.
Schwarzwald-Baar-Kreis
Während in Friedrichshafen der Corona-Ausbruch in vollem Gange ist, hat der Schwarzwald-Baar-Kreis einen solchen bereits hinter sich: Anfang Juni steckten sich Mitarbeiter der Zinzendorfschulen in Königsfeld mit dem Virus an, es folgten weitere Infizierte, wenn auch mit sechs Personen nicht so viele wie an den Schulen in Friedrichshafen.
Durch verschiedene Maßnahmen gelang es, diesen Ausbruch einzudämmen. „Das Ausmaß des Ausbruchs wurde schnell erkannt, da die betroffenen Personen schnell in Quarantäne genommen und die Kontaktpersonen schnell getestet wurden“, erklärte Heike Frank, Pressesprecherin des Landratsamts. Und weiter: „Die Quarantäne wurde überwacht durchgeführt. Alle anderen Schüler, die sich bereits im Urlaub befanden, mussten einen Negativabstrich nachweisen. Zudem wurde seitens der Schule ein Hygieneplan erstellt, so dass der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden konnte.“
Derzeit seien im Schwarzwald-Baar-Kreis noch fünf Personen akut erkrankt, davon seien auch Infektionen von außerhalb „eingetragen“ worden. „Bei drei Fällen, die sich bereits in der Genesungsphase befinden, kann die Infektionsquelle nur grob zugeordnet werden“, so Frank. In einem Fall habe sich eine Person auf einer beruflichen Reise nach Österreich infiziert. Eine am Mittwoch neu infizierte Person hat laut Heike Frank „an einer Hoteltagung mit etwa 30 Personen in einem Nachbar-Landkreis teilgenommen. Auf andere Infektionsquellen gibt es keine Hinweise.“
Auch beim Oberligisten FC 08 Villingen gibt es einen bestätigten Coronafall, der Spieler und all diejenigen, die mit ihm Kontakt hatten, wurden isoliert. Der infizierte Fußballer stammt aber laut Heike Frank nicht aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis, er zählt damit nicht zu den dort gemeldeten Fällen. Stattdessen lebt er in einem Nachbar-Kreis. Wo er sich angesteckt hat, ist dem Gesundheitsamt im Schwarzwald-Baar-Kreis nicht bekannt.
Seit Beginn der Corona-Pandemie sei es nur dreimal vorgekommen, dass „aufgrund einer vorliegenden Demenz“ der infizierten Person „eine Kontaktpersonenermittlung nur eingeschränkt möglich“ war.
Kreis Ravensburg
Besonders viele neue Infektionsfälle gibt es im Landkreis Ravensburg – 33 Personen waren dort am Donnerstagabend infiziert. Und auch dort stellt das Landratsamt einen steigenden Anteil von Fällen fest, bei denen das Virus durch Reiserückkehrer nach Deutschland gebracht wurde. Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, will das Landratsamt sie nun sensibilisieren und darauf hinweisen, dass Personen, die aus einem ausgewiesenen Risikogebiet zurückkehren, sich in Quarantäne begeben und sich beim Gesundheitsamt melden müssen.