Die Eigenheiten des Eltern-Sex: Genießt das Sexleben – oder kriegt Kinder!
Bei vielen Paaren läuft im Bett alles anders, sobald der Nachwuchs da ist. Über die Eigenheiten des Eltern-Sex und den Lustkiller Nummer 1 - unsere Autorin Katy Cuko berichtet augenzwinkernd von ihren Erfahrungen.
Mit dem Nachwuchs im Familienbett: Was harmonisch und liebevoll aussieht, ist für das Elternpaar der Lustkiller Nummer 1.
| Bild: Karin & Uwe Annas - stock.adobe.com
Meine Tochter liebt ihre Puppe. Hingebungsvoll wird sie gewickelt, umgezogen, gefüttert, beschmust, durch die Gegend gefahren. Das ist irgendwie drin bei uns Mädels, bei den meisten zumindest. Und doch schoss mir letztens ein (w)irrer Gedanke durch den Kopf: Mäuschen, wenn Du wüsstest!
Alle reden über Sex, keiner über die Realität
Kein Mensch sagt einer Frau, wie es wirklich ist, Mutter zu sein. Vor allem nicht in Sachen Sex. Dass es praktisch vorbei ist mit dem spontanen, lustvollen, ausgiebigen Liebesspiel, solange der Nachwuchs im heimischen Nest oder sogar im eigenen Bett ist. Statt begehrlicher Küsse Schmuse-Einheiten mit dem Nesthäkchen. Ein Familiebett ist schön, aber weniger befriedigend, wenn Sie wissen, was ich meine.
Was die Paartherapeutin sagt
Die Realität für Eltern ist Eltern-Sex. Erst sind es diese dreieinhalb Minuten zwischen Windeln wechseln und Essen kochen, wenn das Baby da und der Babybauch fast weg ist. Vorher geht gar nichts, schon wegen der Hormone. Bereits in der Schwangerschaft wird Sex nämlich unsexy. Dann kommt die Milchphase samt einer Oberweite, die Pamela Andersen die Show gestohlen hätte. Nur fühlt man sich alles andere als erotisch, wenn die klebrige Brühe unkontrolliert aus den Brustwarzen schießt.
Wenn Grundbedürfnisse wichtiger sind
An die Quickies in dieser Phase gewöhnt man sich recht schnell. Denn Mutter mit Baby lernt, die eigenen Bedürfnisse nach Dringlichkeit fix zu befriedigen. Da kommen Essen, Schlafen, Duschen oder Schlafen, Duschen, Essen – mit Kind schon herausfordernd genug – weit vor Sex.
Eltern liegen mit Kindern im Bett: Dann kommt der Spaß im Liebesleben oft zu kurz.
| Bild: Sven Lüders
Irgendwann schlafen Kind und Mutter mal mehrere Stunden am Stück und die Lust auf Schäferstündchen steigt wieder. Heute Abend, Schatz? Wenn‘s blöd läuft, ist die Kleine aber gerade dann putzmunter, und er rennt ins Fitnessstudio und baut dort seinen Testosteronhaushalt ab.
Warum man als Eltern die Lust verliert
Kurzum: Es gibt eine Menge Dinge zwischen Himmel und Erde, warum man als Eltern die Lust verliert. Sie ist dann wieder im Job und nach 16 Stunden Kinder-Arbeits-Küchen-Zeit völlig erledigt und nickt 9 Uhr abends auf dem Sofa ein. Er schichtet. Sie hat ihre Tage. Er vermisst sein Hobby. Sie will auch mal wieder was mit der Freundin machen. Der Fernseher – ein geniales Gerät für entkräftete, genervte Eltern zum Abschalten – klaut beiden Zeit. Dazu Facebook, Instagram und eine große, kommunikationsfreudige Familie. Die 24 Stunden pro Tag vergehen im Schweinsgalopp. Nur die Zeit für Zweisamkeit geht vor die Hunde. Merke: Wenn Zeit Luxus wird, wird auch Sex zum Luxus.
Die häufigsten Gründe, warum das Liebesleben von Eltern brach liegt
Und wenn die Kinder älter werden, wird es nicht besser. Nur anders. Die Realität ist leider total unromantisch. Man fühlt sich als Eltern unfrei, wenn die Kinder im Haus sind. Spontaner Sex mit Lust und bei Gelegenheit? Solche Momente sind rar. Irgendwann schaltet das Lustzentrum auf Sparmodus.
Fabienne Schwarz-Loy ist Systemische Paartherapeutin und betreibt in Moos die „Praxis Herzenslust“.
| Bild: privat
„Es ist unglaublich wichtig, sich darüber auszutauschen. Ohne Kommunikation kommt man da schlecht raus.“
Fabienne Schwarz-Loy, Paartherapeutin aus Moos
Plant man dann ein Wochenende zu zweit und gibt den Nachwuchs in andere Hände, dann kann es passieren, dass es nicht einmal mehr gelingt abzuschalten. Die Gedanken sind doch bei den Kindern, beim leeren Kühlschrank oder Konto, aber nicht beim Kamasutra, obwohl das Drumherum alles passt.
Vom Nachwuchs nicht erwischen lassen wollen
Später wird es noch schlimmer. Irgendwann ist das Kind nämlich zu groß, um zu glauben, dass Papa Mama wärmen muss, weil ihr kalt ist. Dann checkt der Knirps, was das mit dem Blümchen-Bienchen-Dings tatsächlich auf sich hat. Wer dann das erste Mal vom Nachwuchs in flagranti erwischt wird, ist genauso traumatisiert wie das Kind.
Probleme mit Pubertieren, Cellulites und Schlafbedürfnis
Von dem muss man sich ein paar Jahre später im Teenager-Alter sagen lassen, dass es voll eklig ist, wenn alte Leute jenseits der dreißig Sex haben. Irgendwie fühlt man sich dann unter Vollbeobachtung des Pubertiers, das nicht nur Ohren wie eine Fledermaus hat, sondern genauso nachtaktiv ist. Und wenn Sohn morgens noch im Tiefschlaf ist, kriegt man leider auch den Göttergatten nicht vor dem Weckerklingeln wach. Dass sich an den eigenen Oberschenkeln unweigerlich die Cellulites breit macht und die Hüftrollen einfach nicht mehr abschmelzen wollen – dieses selbstkritische Bewusstsein weckt nicht unbedingt die Lust auf eine Runde, na sagen wir Frühsport.
Was die Paartherapeutin rät
Irgendwann wacht man dann morgens auf und fragt sich, wann das letzte Mal war. Ja, es gibt Phasen, da denkt man Monate zurück. Aber: Kinder werden erwachsen und die Nächte wieder länger. Und über kein Thema wird so viel gelogen wie über Sex. Ich kenne Gottseidank inzwischen einige Paare, die mit der zeitweisen Flaute im Bett genauso zu kämpfen haben. Kinder sind nun mal der Lustkiller Nummer 1. Wer was anderes sagt, sollte dringend einen Ratgeber schreiben.
Terminierter Sex ist unpraktisch
Apropos: Die Literatur ist voll von klugen Tipps. Birgit Querengässer zum Beispiel hält Sex-Dates für eine gute Idee. Ihr Buch heißt „Die feine Art des Vögelns – Ein Handbuch für modernen Beischlaf“. Ernsthaft? Das Problem mit dem terminierten Sex ist in der Praxis nämlich eher unpraktisch: Lust lässt sich leider nicht planen. Und nur Sex um des lieben Willens wegen ist nicht ganz so prickelnd.
Mit anderen Worten: Kinder krempeln alles um. Dabei bleibt die Lust sehr oft auf der Strecke. Und trotzdem haben die meisten Eltern nach dem ersten Sprössling noch nicht die Nase voll. Will ja auch was heißen.