Die Luca-App soll es richten – schnell und einfach soll sie sein. Damit wirbt Baden-Württemberg für die Nutzung der Luca-App zur Kontaktverfolgung in Restaurants, Hotels und Freizeiteinrichtungen. 3,7 Millionen Euro hat die Landesregierung für Lizenzen und Zugänge für alle Gesundheitsämter für ein Jahr bezahlt.

Die teure Corona-Warn-App ist fast in Vergessenheit geraten. Dabei ist die App gerade aufgerüstet worden und enthält eine Check-in-Funktion. Bald soll sie auch den Impfstatus anzeigen können. Doch der Südwesten hat sich für Luca entschieden.

Seit Anfang Mai sind alle 38 Ämter technisch in der Lage, verschlüsselte Daten aus der App zu empfangen und zu lesen. Seit wenigen Tagen dürfen in Baden-Württemberg in Kreisen mit niedrigen Inzidenzen unter anderem Restaurants, Hotels und Freizeiteinrichtungen wieder öffnen. Doch wie gut wird das neue System überhaupt genutzt?

Nur ein QR-Code? Nicht ganz

Nach Angaben des Sozialministeriums haben sich bislang 17.000 Betriebe für die Luca-App registriert. Wenn die Gäste kein Smartphone besitzen, gibt es zwar einen individuellen Luca-Schlüsselanhänger mit QR-Code als analoges Gegenstück zur App. Doch wenn Kunden die App nicht nutzen möchten, müssen trotzdem Stift und Papier her. Die „Zettelwirtschaft“ ist damit also nicht abgeschafft.

Zudem müssen die Betreiber sicherstellen, dass die Gäste eingeloggt sind oder ihre Kontaktdaten analog hinterlassen haben. Etwa, indem Gäste das grüne Feld vorzeigen müssen, das erscheint, wenn man sich erfolgreich eingeloggt hat.

Hinzu kommt: Ein QR-Code reicht meist nicht. Bei Restaurants empfiehlt die Hilfsseite der App selbst einen QR-Code pro Tisch. In Hotels wären unterschiedliche Bereiche mit QR-Codes auszustatten. Wenn ein Zoo mit mehreren Hektar nur einen einzigen QR-Code anbietet, ist die Kontaktverfolgung kaum zu bewältigen.

Einscannen und loslegen: Auch in Fitnessstudios könnte Luca zur Anwendung kommen.
Einscannen und loslegen: Auch in Fitnessstudios könnte Luca zur Anwendung kommen. | Bild: Ina Fassbender

Dehoga gibt sich optimistisch

Der Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga hat noch keine Zahlen dazu, wie viele der Mitglieder die App bereits nutzen. 1500 Betriebe hätten aber an Schulungen dazu teilgenommen, so Sprecher Daniel Ohl – insgesamt gibt es in Baden-Württemberg nach Dehoga-Angaben 31.000 Betriebe im Gastgewerbe. Und wie funktioniert Luca in der Praxis? Die Rückmeldungen von bereits geöffneten Betrieben seien „überwiegend ermutigend“, sagt der Landesvorsitzende Fritz Engelhardt.

„Entscheidend für den Erfolg wird die Weiterentwicklung der App und ihre Verbreitung bei den Gästen sein“, betont Ohl. Seitens der Betriebe bestehe zwar „ein großes Interesse an der digitalen Kontaktnachverfolgung“. Doch die muss längst nicht Luca heißen, signalisiert er: „Es gibt ja auch noch andere Apps.“

Allerdings können andere Apps von den Gesundheitsämtern nicht ausgelesen werden, bestätigt der Sprecher des Sozialministeriums, Pascal Murmann. „Deshalb hat man sich ja für eine App mit den Stadt- und Landkreisen entschieden, so dass kein Wildwuchs entsteht“, ergänzt er.

Eine Frau registriert sich auf der Insel Sylt mit einem Smartphone und der Luca-App als Besucherin eines Restaurants. Die Gemeinde Sylt ...
Eine Frau registriert sich auf der Insel Sylt mit einem Smartphone und der Luca-App als Besucherin eines Restaurants. Die Gemeinde Sylt war eine von vier Modellregionen in Schleswig-Holstein, in denen die Tourismusbetriebe eine schrittweise Lockerung der Corona-Schutzmaßnahmen erproben sollten. In Baden-Württemberg dürfen Restaurants, Cafés, Campingplätze und Hotels seit dem Wochenende unter Auflagen wieder öffnen. | Bild: Axel Heimken

Nicht alle nutzen Luca-App

Das interpretiert man im Landkreis Konstanz anders: „Es besteht die Verpflichtung zur Dokumentation. Wie diese aussieht, ist nicht festgelegt“, sagt Sprecherin Marlene Pellhammer. Im Landkreis sind Öffnungen von Restaurants, Hotels und Freizeiteinrichtungen bereits seit dem vergangenen Wochenende möglich. Wie viele Betriebe die Luca-App schon genutzt haben, erfasst der Landkreis nicht. „Für Schweizer scheint es zum Teil Downloadprobleme mit der App zu geben“, sagt Pellhammer.

Zudem wird nicht überall die Luca-App genutzt. Die Stadt Radolfzell etwa nutzt die Web-App „Hereinspaziert!“ Dafür habe sich die Stadt frühzeitig entschieden, als Luca noch nicht freigegeben war, so Sabine Hellner vom Stadtmarketing. Das Gesundheitsamt habe aber die Zugangsdaten zur App erhalten, sie werden demnach bereits benutzt. Händlern, Gastronomen und Hoteliers stehe es aber frei, die Luca-App zu nutzen. Auch sei es möglich, beide Systeme anzubieten. Einheitlich ist diese Lösung aber nicht.

Nur richtige Anwendung macht Luca-App nützlich

Der Konstanzer Landrat Zeno Danner selbst hält die Luca-App für sinnvoll, wenn „jeder Tisch in einem Biergarten einen eigenen Code erhält“, sagt er dem SÜDKURIER. „Wird hingegen nur am Eingang ein QR-Code angebracht und es tritt ein positiver Fall auf, müssen gegebenenfalls alle Gäste des Biergartens abtelefoniert werden und in Quarantäne und nicht nur die Personen in unmittelbarer Nähe des Infizierten.“ Erleichtern würde das die Arbeit der Gesundheitsämter kaum.