Ein Kleinflugzeug kreist spätabends über die Mainau. Die Passagiere machen keinen Ausflug oder suchen jemanden. Sie folgen Fledermäusen und hören die Herzen der Flugtiere ab. Dabei finden sie heraus: Das Herz einer Fledermaus kann bis zu 900 Mal in einer Minute schlagen – manchmal in derselben Zeit aber auch nur sechs Mal.
Kleine Sender übertragen den Herzschlag
Forscher vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie und der Universität Konstanz sind der Frage nachgegangen, welchen Energiebedarf Fledermäuse haben. Dazu haben sie den Tieren der Art Großer Abendsegler kleine Herzfrequenzsender angelegt, um ihren Herzschlag zu erforschen.
Die Audiosignale der Sender wurden von einem Radioempfänger aufgenommen. Der durfte dazu nicht zu weit von den Fledermäusen entfernt sein. „Tagsüber war es kein Problem, die Herzschläge ohne große Unterbrechungen aufzunehmen, da sich die Fledermäuse dann in Baumhöhlen oder Fledermauskästen aufhalten“, sagt Lara Keicher, die die Studie im Rahmen ihrer Doktorarbeit durchführte. Fledermäuse können nachts beim Insektenjagen aber mehrere Kilometer zurücklegen.
Fledermäuse und Kleinflugzeug über der Mainau
Und da kam das Kleinflugzeug ins Spiel. Um die Signale trotzdem empfangen zu können, folgten die Wissenschaftler den fliegenden Fledermäusen damit in der Luft. „Ich weiß, dass wir die Konstanzer Anwohnerinnen und Anwohner überrascht haben, als unser Kleinflugzeug spätabends über der Insel Mainau seine Kreise zog“, sagt Keicher.

Sechs Schläge pro Minute im Ruhezustand
Die Fledermäuse kamen bei diesen Flügen auf 900 Herzschläge pro Minute, also 15 Schläge in der Sekunde. Die Wissenschaftler brachte das zu der Erkenntnis, dass männliche Große Abendsegler im Sommer bis zu 42 Prozent mehr Energie verbrauchen als im Frühjahr. Da gehen sie tagsüber in einen Energiespar-Zustand, genannt Topor.
Der Herzschlag kann dabei auf bis zu sechs Schlägen pro Minute gesenkt werden. Wenn sie davon aufwachen, können sie laut Keicher ihren Herzschlag innerhalb kurzer Zeit auf bis zu 900 Schläge pro Minute bringen. Laut Keicher „klang es für unsere Ohren wie ein einziger hoher Ton.“
Einen etwas langsameren Herzschlag zeigt diese Aufnahme aus der Studie. Eine Herzfrequenz einer fliegenden Fledermaus mit 720 Schlägen pro Minute:
Die Wissenschaftler haben beobachtet, dass die männlichen Fledermäuse im Sommer keinen Topor nutzen, denn „in den wärmeren Monaten, wenn es reichlich Nahrung gibt, bleiben die Männchen lieber tagsüber wach und investieren Energie in die Spermaproduktion, um im Herbst für die Paarung bereit zu sein“, erklärt Keicher. Weil sie dabei mehr Energie verbrauchen, jagen sie im Sommer länger als im Frühling. Dann fliegen sie mit bis zu 900 Herzschlägen pro Minute über der Mainau hinter Mücken her.