Die weihnachtliche Erleuchtung soll in diesem Jahr anders aussehen – das fordert zumindest Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der in Radolfzell ansässigen Deutschen Umwelthilfe. Sein Vorschlag: Kommunen sollen wegen des Energiemangels nur noch einen Weihnachtsbaum beleuchten. Bewohnern gibt er den Tipp, auf Außenbeleuchtung an Häusern oder Wohnungen zu verzichten.
Resch: „So schön und besinnlich es auch ist...“
„Deutschlandweit verbraucht die Weihnachtsbaumbeleuchtung jedes Jahr so viel wie der Stromverbrauch einer mittlere Großstadt“, erklärt Jürgen Resch im Gespräch mit dem SÜDKURIER. „So schön und besinnlich es auch ist – das ist viel Strom!“
Wie Resch im Gespräch mit dem SÜDKURIER mitteilt, verzichte er an seinem Haus in Überlingen komplett auf Außenbeleuchtung. „Lichterketten im Haus und am Baum schalte ich erst an Weihnachten an“, sagt er, „und auch nur, wenn ich auch zu Hause bin.“
Wie viel Strom würde der Vorschlag etwa einsparen?
Der aktuelle Strompreis im Südwesten liegt bei durchschnittlich 40 Cent pro Kilowattstunde, so die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Auf Webseiten wie blitzrechner.de können Menschen herausfinden, wie viel Strom die Weihnachtsbeleuchtung verbraucht.
Nun ein Rechenbeispiel: Bei einem Haushalt mit zwei Lichterketten mit einer Leistung von jeweils 50 Watt, die täglich acht Stunden den ganzen Dezember angeschaltet bleiben, entstehen demnach Kosten von rund 10 Euro. Bei einer Stadt wie Villingen-Schwenningen würden in dem Fall 108 Millionen Kilowattstunden verbraucht und Kosten von etwa 420.000 Euro entstehen.
Diese Rechnung ist aber nur eine Annäherung: Sie beinhaltet nicht den Stromverbrauch öffentlicher Beleuchtungen. Einige Haushalte haben mehr als zwei Lichterketten oder auch Außenbeleuchtung. Außerdem sind LED-Leuchten zunehmend verbreitet, sie verbrauchen weniger Strom.
Das sagen die Stadtwerke zum Vorschlag der Umwelthilfe
Auf die Forderung der Umwelthilfe angesprochen, geben Städte und Stadtwerke in der Region unterschiedliche Rückmeldungen. Viele verweisen darauf, dass sie ihre Weihnachtsbeleuchtung bereits auf LED-Lichter umgestellt hätten – so auch in Konstanz.
„Der Stromverbrauch für die Weihnachtsbeleuchtung in Innenstadt und Niederburg liegt daher bei rund 1200 Kilowattstunden“, so Pressesprecher Walter Rügert, „das entspricht Kosten von circa 430 Euro für die ganze Weihnachtszeit.“
Stromverbrauch für Beleuchtung „eher gering“
Der Nutzen der Sparmaßnahme der Umwelthilfe wird eher in Frage gestellt: „Rein aus der Verbrauchsperspektive betrachtet ist der Stromverbrauch in der Altstadt und Niederburg tatsächlich gering.“
Ähnlich sieht man es in Villingen-Schwenningen. Die Stadtverwaltung hat sich bereits Mitte September auf SÜDKURIER-Anfrage gegen konkrete Stromspar-Maßnahmen ausgesprochen. Der Grund: Lichterketten, Weihnachtsbaumbeleuchtung und -dekoration koste die Stadt nicht mehr als 200 Euro, so eine Rathaussprecherin.
Stadtwerk am See: Jede Stromspar-Maßnahme macht Sinn
Bei dem Stadtwerk am See im Bodenseekreis zeigt man sich gegenüber dem Vorschlag der Umwelthilfe offen. „Aus energiewirtschaftlicher und -politischer Sicht macht jede Maßnahme, die Energie spart, Sinn – sei sie auch noch so klein“, sagt Pressesprecher Sebastian Dix.
Eine genaue Zahl, wie viel Strom Weihnachtsbeleuchtung im Bodenseekreis verbrauche, könne man nicht mitteilen. Die Städte Friedrichshafen und Überlingen wollen jedoch laut Medienberichten die Zeiten für die Weihnachtsbeleuchtung einschränken und die Lichter nachmittags und abends angeschaltet lassen.