Wehe dem, der mit dem Zug vom Bodensee in die Landeshauptstadt will. Auf der Gäubahn zwischen Stuttgart und Singen sind dieses Jahr gleich mehrere Baustellen geplant. Unklar war bisher, wie eine letzte Baumaßnahme Ende des Jahres den Betrieb beeinflussen wird. Jetzt schlägt Grünen-Politiker Matthias Gastel Alarm: Es drohe eine Unterbrechung bis Jahresende. Er sieht eine „erkennbar schlechte Planung“ bei der Deutschen Bahn.

Digitaler Knoten soll Vorzeigeprojekt sein

Dabei geht es um die Arbeiten am „Digitalen Knoten Stuttgart“. Bei diesem Vorzeigeprojekt soll digitale Leit- und Sicherungstechnik „Maßstäbe im Eisenbahnverkehr“ setzen, wie die Bahn selbst auf der Projekt-Webseite schreibt.

Keine Maßstäbe, zumindest keine positiven, werden aber wohl die dafür notwendigen Baumaßnahmen setzen. Gastel spricht von einem „Planungschaos“, zu lange habe die Bahn den Aufwand der notwendigen Verkabelung unterschätzt.

Das führe nun dazu, dass recht kurzfristig Sperrungen geplant werden. Ein davon betroffener Abschnitt ist der von Böblingen nach Stuttgart, der nördlichste Teil der Gäubahn.

Wie die Bahn reagiert

Die Bahn hielt sich auf Anfrage des SÜDKURIER zuletzt bedeckt, wann und wie genau es hier zu Sperrungen kommen soll, nannte nur November und Dezember als möglichen Zeitraum. Gastel dagegen ist überzeugt: „Die schlechten, unabgestimmten Planungen führen dazu, dass es voraussichtlich von Juni bis zum Jahresende keinen durchgehenden Verkehr von Zürich und Singen nach Stuttgart geben kann.“

Inwiefern das tatsächlich so kommt, konnte eine Sprecherin der Deutschen Bahn am Freitag auf Anfrage nicht bestätigen. Die Streckensperrungen im Bereich Stuttgart-Vaihingen, Flughafen und Böblingen seien noch in der Planung.

Im Gespräch mit dem SÜDKURIER betont Gastel derweil auch die Rolle der Bauwirtschaft. Sie sei in der Pflicht, Bauarten zu entwickeln, die Kabelverlegung auch ohne massive Eingriffe in den Bahnverkehr möglich machten – wobei diese beim Digitalen Knoten zumindest teilweise unvermeidbar seien.

Lange Gäubahn-Sperrung bei Horb

Die sich abzeichnende Sperrung Ende des Jahres kommt zu weiteren Baumaßnahmen auf der Gäubahn hinzu. Fest steht hierbei bereits, dass sie wegen des zweigleisigen Ausbaus eines Streckenabschnitts bei Horb von Anfang Juni bis Ende Oktober gesperrt ist.

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Erst danach sind dann die Arbeiten in Stuttgart geplant: „Wieder einmal muss gesehen werden, dass für Einzelmaßnahmen jeweils Sperrungen veranlasst werden statt Baumaßnahmen in einem Sperrfenster zusammen zu legen“, kritisiert Gastel.