Eine wesentliche Säule im Kampf gegen das Coronavirus sind Tests. In der neuen Lockerungsstrategie, die die Ministerpräsidenten gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel beschlossen haben, sind vor allem Schnelltests fest verankert. Doch was sind Schnelltests eigentlich? Welche Arten gibt es? Wie sicher sind sie? Und was unterscheidet sie von anderen Varianten?

Der PCR-Test

PCR steht für Polymerase Chain Reaction (Polymerase-Kettenreaktion). Bei diesen Tests werden in der Probe vorhandene DNA-Abschnitte des Coronavirus mit einem speziellen Enzym vervielfältigt.

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Ein Abstrich tief im Rachen oder der Nase wird von geschultem Personal durchgeführt. Danach folgt eine Auswertung im Labor. Bis ein Ergebnis vorliegt, vergehen in der Regel 48 Stunden. Der PCR-Test wird eingesetzt, wenn die getestete Person Symptome hat oder nachweislich Kontakt zu einem Infizierten hatte. Der PCR-Test gilt als sicherster Nachweis für eine Infektion.

PCR-Schnelltest

Diese Tests nutzen die gleiche Methode wie PCR-Tests, allerdings deutlich vereinfacht. Daher sind sie etwas ungenauer. Sie können unabhängig von Laboren durchgeführt, müssen aber von medizinischem Fachpersonal entnommen werden, weil der Abstrich tief im Mund-Rachenraum erfolgt.

Schnell- oder Antigentest

Seit Herbst 2020 sind diese Tests auf dem Markt. Hier wird nicht das Erbmaterial des Virus nachgewiesen, sondern Eiweißfragmente (Proteine) aus der Hülle des Virus, sogenannte Antigene. Nicht zu verwechseln sind sie mit Antikörpern, die bei der Immunreaktion des Körpers entstehen.

Virologe Martin Stürmer steht in seinem Labor in Frankfurt am Main.
Virologe Martin Stürmer steht in seinem Labor in Frankfurt am Main. | Bild: Labor Martin Stürmer

Bisher durften die Schnelltests nur von geschultem Personal eingesetzt werden, etwa in Pflegeheimen oder Krankenhäusern. Der Vorteil des Antigen-Schnelltests ist, „dass er binnen 15 Minuten einen Infizierten erkennt, der jetzt in diesem Moment andere Menschen anstecken würde“, sagt Virologe Martin Stürmer. Ein Nachteil der Schnelltests: sie sind weniger sensitiv als ein PCR-Test.

Bedeutet: Schnelltests können keine Infektion im Anfangsstadium, kurz nach der Ansteckung, nachweisen, weil sich zu diesem Zeitpunkt noch zu wenig Viren gebildet haben. Es kann also sein, dass ein Schnelltest am Vortag negativ und am Folgetag positiv ist. Allerdings zeigt der Antigen-Schnelltest verlässlich an, ob man in diesem Moment andere Menschen anstecken kann. Ein positives Ergebnis muss immer mit einem PCR-Test abgesichert werden.

Antigen-Selbsttest mit Nasenabstrich, auch Nasenbohrer-Tests genannt

Damit Testen noch einfacher wird, sind jetzt die ersten Antigen-Schnelltests sogar als Selbsttest zugelassen. Der Discounter Aldi wird ab Samstag erste Tests anbieten. Andere Discounter und Supermärkte ziehen nächste Woche nach. Das Ergebnis liegt auch hier in 15 Minuten vor.

In der Nachweis-Methode gibt es keinen Unterschied zwischen den Antigen-Schnelltests für geschultes Personal und den Antigen-Schnelltests für Zuhause. Die Politik musste sie nur für die breite Bevölkerung zulassen. Und: Die Anwendungsform wurde weiterentwickelt.

Viele Antigen-Schnelltests liegen ausgepackt auf einem Tisch.
Viele Antigen-Schnelltests liegen ausgepackt auf einem Tisch. | Bild: Ina Fassbender/AFP

Früher musste der Abstrich bei den Tests noch tief aus der Nase geholt werden. Auch wegen der komplexen Anwendung blieb das nur medizinischem Personal vorbehalten.

Aber genau wie die Schnelltests für Zuhause arbeiten auch Fachleute heute in der Regel nur noch mit der zweiten Schnelltest-Generation, die auch als „Nasenbohrer-Test“ bezeichnet wird, weil der Abstrich nur noch im vorderen Nasenraum und an den Nasenflügeln entnommen werden muss. Der eigene Nasenabstrich kommt auf eine Lösung, die dann auf den Teststreifen auf der Testkassette aufgebracht werden muss.

Antigen-Selbsttest mit Speichel

Auch der Speicheltest ist ein Antigen-Schnelltest. Er funktioniert ähnlich wie der Nasenabstrich nur das die Flüssigkeit aus dem Mund genommen wird und kein Abstrichstäbchen benötigt wird.

Ein Antigen-Speicheltest aus Fernost. Auch sie werden bald im Handel sein.
Ein Antigen-Speicheltest aus Fernost. Auch sie werden bald im Handel sein. | Bild: Küster, Sebastian

Die getestete Person spuckt dabei genügend Speichel in einen Becher, entnimmt die Flüssigkeit mit einer Pipette. Im Anschluss wird der Speichel mit einer Flüssigkeit vermischt und dann auf die Testkassette getröpfelt. Hier ist ein Ergebnis schon nach drei Minuten sichtbar.

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Auch die Speicheltests werden wohl bald im freien Handel verfügbar sein. Eine Zulassung für die breite Bevölkerung läuft noch, obwohl medizinisches Personal schon lange mit diesen Tests arbeitet.

Antikörper-Tests

Der Antikörper-Test unterscheidet sich von den vorherigen Test gravierend. Er weist vor allem eine abgelaufene Infektion nach, wenn der Körper bereits Antikörper gegen den Erreger gebildet hat. Antikörpertests sagen nichts darüber aus, ob die Betroffenen noch infektiös sind, wie lange die Infektion zurückliegt oder ob ein ausreichender Immunschutz gegen eine erneute Infektion vorhanden ist.

Ein Antikörpertest kann nur eine zurückliegende Infektion nachweisen.
Ein Antikörpertest kann nur eine zurückliegende Infektion nachweisen. | Bild: Moll, Mirjam

Wie sicher die Antikörper-Tests wirklich sind, ist noch Gegenstand der Forschung. Viele Experten gehen davon aus, dass ein positives Ergebnis nicht unbedingt auf eine überstandene Covid-19-Infektion hinweisen muss. Manche Tests seien „falsch-positiv. Sie reagieren mit, wenn ich andere Antikörper in mir habe. Das muss nicht unbedingt Corona sein“, sagt Virologe Martin Stürmer.