Die Region hustet und niest und wen es schlimmer getroffen hat, der liegt mit Fieber flach. Die Erkältungs-und Grippewelle kommt ungewöhnlich früh und heftig. Das ist nicht nur ein Gefühl, wenn man sich umschaut und umhört, das zeigt auch die SÜDKURIER-Auswertung von Influenza-Meldedaten des Robert-Koch-Instituts:

Die Linie führt nach oben, aber Mediziner gehen von deutlich mehr Grippefällen aus, als in den Daten zu sehen sind. Denn dort sind nur eindeutig nachgewiesene Fälle zu sehen.

Hohe Dunkelziffer

„Grippe macht krank, aber nicht lange. Die Patienten haben hohes Fieber und müssen im Bett bleiben, aber nach drei bis vier Tagen wird es oft schon besser“, erklärt Hajo Grundmann, der Leiter des Instituts für Infektionsprävention und Krankenhaushygiene der Uniklinik Freiburg. Deshalb gehen viele nicht zum Arzt und kurieren ihre Grippe zu Hause aus.

Wenn jemand nicht zum Arzt geht und daher nicht getestet wird, wird sein Grippefall auch nicht an das Robert-Koch-Institut gemeldet. Grundmann verweist auf die hohen Krankenstände und sagt: „Daraus kann man schließen, dass die wahren Zahlen ganz woanders sind.“

Die Daten zeigen also deutlich weniger Fälle, als es tatsächlich gibt, aber „der Anstieg der Zahlen ist ein Hinweis, dass die Fälle zunehmen, und das deckt sich auch mit unserer Erfahrung im Uniklinikum“, so Grundmann.

Ungewöhnlich frühe Grippewelle

Vor allem zeigen die Zahlen eine ungewöhnlich frühe Grippewelle. „In normalen Jahren erwarten wir die Grippewelle nach den Feiertagen“, sagt Grundmann. Denn an Weihnachten und Silvester kommen viele Leute zusammen.

Dieses Jahr startet die Grippewelle allerdings schon vor den Feiertagen. Grundmann erklärt das mit den ausgefallenen Grippewellen der vergangenen Jahre. „Die Corona-Maßnahmen haben auch gegen Grippe geschützt und die Bevölkerungsimmunität hat nachgelassen.“

Grippewelle ist auf aufsteigendem Ast

Auch wenn jetzt schon viele Menschen krank sind: Der Höhepunkt der Welle ist noch nicht erreicht, denn der übliche Effekt der Feiertage wird auch für dieses Jahr erwartet. „Diese Grippewelle ist noch auf dem aufsteigenden Ast und wir erwarten, dass die Grippefälle nach den Feiertagen noch einmal ansteigen“, so Grundmann.

Grippe im Frühjahr ist nicht ausgeschlossen

Er schließt auch eine weitere Grippewelle im Frühjahr nicht aus. Denn es gibt zwei Typen von Influenzaviren, die gewöhnlich für die Grippe-Erkrankungen verantwortlich sind. Gerade bringt vor allem das Virus H3N2 die Menschen zum Husten und Fiebern.

Es gibt allerdings auch einen anderen Typ, der H1N1 heißt, und „der eine schützt vor dem anderen nicht“, sagt Grundmann. Wer jetzt die Grippe hat, kann sie wenig später also noch einmal bekommen. Nur eben von einem anderen Virus-Typ.