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  • Mehrere Berichte über Versuche, Kinder zu entführen oder verdächtig anzusprechen, verbreiten sich in der Region Konstanz, sind aber teilweise falsch oder übertrieben.
  • Einige Fälle, wie in Böblingen, wo ein Mann versucht hat, einen Schüler zu entführen, sind real, aber die meisten gemeldeten Fälle erweisen sich als falsch oder unbegründet.
  • Soziale Medien tragen zur schnellen Verbreitung von Gerüchten und Falschinformationen bei, was zu unnötiger Panik führen kann.
  • Die Polizei und das Landeskriminalamt warnen vor der Verbreitung von Falschnachrichten und raten dazu, Informationen zu überprüfen, bevor sie weitergegeben werden.
  • Eltern wird empfohlen, ihre Kinder über mögliche Gefahren aufzuklären, ohne übermäßige Angst zu erzeugen, und ihnen zu helfen, Grenzen zu setzen und Hilfe zu suchen.
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Die Berichte gleichen sich: In Mühlingen im Kreis Konstanz sollen drei maskierte Männer versucht haben, spielende Kinder in einem silbernen Kastenwagen zu entführen. Durch lautes Schreien haben diese ihre Verfolger in die Flucht schlagen können. Wenig später soll sich ein ähnlicher Fall in Pfullendorf ereignet haben. Ende Oktober hat ein Mann in Donaueschingen mutmaßlich ein Kind angesprochen und gefragt, ob es bei ihm mitfahren wolle. Das Kind sei laut Polizei nicht darauf eingegangen.

Nachrichten wie diese geisterten in den vergangenen Wochen vermehrt durch Schulen, Städte und Gemeinden in der Region. Auch in den sozialen Medien diskutierten Eltern heftig über die Vorfälle. Dabei wurden allerdings auch Falschinformationen verbreitet. Was steckt also wirklich dahinter? Besteht Grund zur Sorge? Das Landeskriminalamt klärt auf, warnt jedoch auch: „Soziale Netzwerke können dazu beitragen, dass sich Gerüchte und Spekulationen schnell ausbreiten.“

Versuchte Entführung sorgt für Aufsehen

Dass Angst nicht immer unbegründet ist, zeigte jüngst ein Vorfall in Böblingen: Dort hat die Polizei einen 51-Jährigen festgenommen, weil er einen Schüler in seinen VW-Bus gezerrt hatte. Zeugen konnten den Jungen in letzter Sekunde befreien. Der Mann ist mittlerweile in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen worden.

Der Fall aus Böblingen zeigt beispielhaft, dass solche oder ähnliche Taten tatsächlich verübt werden. Nicht zuletzt deshalb nehme die Polizei jeden Vorfall ernst, bei dem ein Kind verdächtig angesprochen wird, bestätigte Christian Sugg, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Ravensburg gegenüber dem SÜDKURIER. Was jedoch unnötig Panik schüre und zudem die Ermittlungen erschwere, seien Gerüchte und Spekulationen, die sich oftmals wie Lauffeuer verbreiteten – insbesondere auf Sozialen Netzwerken.

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Das zeigte sich zum Beispiel an der Grundschule Stockach. Dort kursierte im Oktober das Gerücht, ein Mann habe versucht, Kinder in sein Auto zu locken. Diese Geschichte stimme allerdings nicht, bekräftigte Schulleiterin Sonja Hartmann damals. Das Gerücht um eine mutmaßliche Gefahr habe ein Eigenleben entwickelt.

Ähnlich in Pfullendorf. Dort konnte die Polizei einen Fall, bei dem ein Kind angegeben hatte, auf dem Schulhofgelände von Unbekannten mit einem Absperrband gefesselt worden zu sein, als frei erfunden identifizieren.

Gerüchte entwickeln Eigendynamik

Doch nicht nur das. Ein einziger Verdachtsfall scheint manchmal eine Kettenreaktion auszulösen. So wurden der Polizei beispielsweise – nachdem der Mann in Donaueschingen ein Kind verdächtig angesprochen haben soll – rund 20 weitere angebliche Fälle aus umliegenden Landkreisen gemeldet. Auch im Internet wurde darüber emotional diskutiert.

Es gab zum Beispiel einen Post, der unter anderem Behauptungen enthält, die so nicht bei der Polizei angezeigt wurden. „Warnung – im Bereich der Eichendorffschule Donaueschingen versuchen seit einem Tag zwei Männer in einem grauen Bus, Kinder anzusprechen und ins Fahrzeug zu locken, in dem angeblich ein Kätzchen ist“, schrieb eine Person damals. Aus einem Mann wurden plötzlich zwei und es kam ein Kätzchen dazu.

Sprecher Jörg Kluge vom Polizeipräsidium Konstanz betonte, dass ähnliche Nachrichten jedes Jahr auftauchten. Diese entwickelten rasch eine gewisse Eigendynamik. Meist stecke aber nichts dahinter. So konnte die Polizei in keinem der 20 gemeldeten Fälle Hinweise auf Straftaten finden.

Jörg Kluge ist Pressesprecher des Polizeipräsidiums Konstanz. (Archivbild)
Jörg Kluge ist Pressesprecher des Polizeipräsidiums Konstanz. (Archivbild) | Bild: Cian Hartung

Ähnliches bestätigt auch eine Sprecherin des Landeskriminalamts Baden-Württemberg (LKA): „Immer wieder werden über Messengerdienste wie Telegram oder WhatsApp sowie über soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram und YouTube Falschnachrichten gepostet und geteilt.“ Das trage dazu bei, dass sich Gerüchte und Spekulationen rasend schnell ausbreiten. Folglich würden sich Kinder wie Eltern übermäßig Sorgen machen.

Nachrichten vor der Verbreitung prüfen

Deshalb rät die Sprecherin dazu, „bei Verdachtsmomenten immer direkt die Polizei zu kontaktieren, anstatt sich ausschließlich auf Informationen aus sozialen Medien zu verlassen.“ Um nicht selbst Falschmeldungen zu verbreiten, sollen Eltern entsprechende Nachrichten unbedingt vorher überprüfen.

„Eine solche Prüfung beinhaltet eine kritische Auseinandersetzung mit der Quelle, die Überprüfung der Plausibilität von behaupteten Fakten, eine sorgfältige Betrachtung von Bildern im Kontext und die Berücksichtigung der Aktualität von Informationen“, so die Sprecherin.

Unter bestimmten Voraussetzungen könne man sich mit einer unbedachten Weiterleitung sogar strafbar machen, wie der SÜDKURIER jüngst berichtete. In sozialen Netzwerken in und um Bad Saulgau kursiert zum Beispiel aktuell eine Meldung über die angebliche Entführung eines achtjährigen Mädchens. Diese Meldung sei falsch, wie die Polizei berichtete.

LKA: Fälle von sexuellem Missbrauch „absolute Einzelfälle“

Dass Nachrichten von versuchten Kindesentführungen besonders bei Eltern Angst auslösen können, liegt auf der Hand. Eine Sprecherin des LKA versichert allerdings: „Fakt ist, dass es sich bei Fällen von sexuellem Missbrauch durch Fremde um absolute Einzelfälle handelt.“

Trotzdem sei es wichtig, Kinder auf vermeintliche Gefahrensituationen vorzubereiten – sollten sie doch einmal in Bedrängnis geraten. Wichtig sei dabei aber, die richtige Balance zu finden. „Sie sollten Kindern nicht übermäßig Angst machen und sie dadurch verunsichern“, so die Sprecherin.

Verhaltenstipps für Eltern und Kinder

Sinnvoll sei es beispielsweise, den Schulweg mit Kindern abzugehen und zu zeigen, wo es sich Hilfe holen kann – beispielsweise in Bäckereien oder bei Verwandten, bei denen es klingeln kann. In vielen Gemeinden gebe es zudem speziell gekennzeichnete Geschäfte, die als sogenannte Notinseln Unterstützung böten.

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„Sie können mit ihrem Kind vorab besprechen wer es aus der Schule abholen wird und wer generell dazu berechtigt ist“, sagt die Sprecherin. „Wenn das Kind zu Fuß nach Hause geht, dann lassen Sie es möglichst in einer kleinen Gruppe mit anderen Mitschülerinnen und Mitschülern gehen.“

Kinder sollen lernen, Grenzen zu setzen

Zudem sollen Eltern ihren Kindern bewusst machen, dass es „nicht aus Höflichkeit mit fremden Erwachsenen sprechen muss und den Aufforderungen von Fremden auch nicht nachkommen muss.“ Weiter rät die Sprecherin: „Sie können Ihr Kind auch im normalen Familienalltag dabei unterstützen, seine persönlichen Grenzen zu setzen. Auch hier sollte ein Nein des Kindes – zum Beispiel bei ungewolltem Körperkontakt – respektiert werden.“

Im Ernstfall gelte immer: Laut und deutlich Nein sagen, andere Menschen um Hilfe bitten, weglaufen oder etwa in einem Geschäft Schutz suchen.