Wie trainiert eigentlich eine Hundeführerstaffel der Polizei? Wir haben Mensch und Tier bei einer Übung begleitet
Olli stellt einen Angreifer, Mattes sucht in einem Gebäude nach Sprengstoff und Amon weicht keinen Millimeter von der Seite seines Herrchens. Die Hundeführerstaffel demonstriert bei einer Übung in Illmensee, was ein Polizeihund alles können muss – mit vielen Bildern und Videos.
Die Abwehr eines Angriffs auf den Hundeführer gehört zur Grundausbildung von Schutzhunden. Die Stoßübung absolvieren die Tiere mit Beißkorb. Der belgische Schäferhund Olli mit Hundeführer Stefan Stehle.
| Bild: Fabiane Wieland
Wenn nach einem flüchtigen Straftäter gefahndet oder nach Sprengstoff, Waffen oder Drogen gesucht wird, wenn Gruppen bei Veranstaltungen in der Region randalieren oder bei einem Politikgipfel für Sicherheit gesorgt werden muss, dann sind auch sie im Einsatz: die Polizeihunde des Ravensburger Polizeipräsidiums. Einer von ihnen ist der belgische Schäferhund Olli.
So wird ein Angreifer gestellt
Heute ist Trainingstag der Hundeführerstaffel auf dem Gelände des Schäferhundevereins in Illmensee. Der sechsjährige Polizeihund sitzt dicht neben seinem Herrchen, Ausbilder Stefan Stehle. Die Augen hat Olli stets auf einen vermeintlichen Angreifer gerichtet. Ein Schuss fällt, der Hund bleibt ruhig. Dann der Befehl von Stefan Stehle – und der Hund spurtet los, beißt in den Arm des Angreifers, wirbelt umher, als dieser ihn abzuschütteln versucht, und lässt erst ab, als er mit einem lauten „Aus“ dazu aufgefordert wird. Der Angreifer ist in diesem Fall selbst Polizist. Er trägt während des Trainings ein dickes Polster am Arm.
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Training der Polizeihundestaffel in IllmenseeVideo: Fabiane Wieland
Die Polizei setzt ihre Hunde im Einsatz als „Hilfsmittel körperlicher Gewalt“ ein. Bei mehr als 500 Einsätzen sind die Hunde des Polizeipräsidiums Ravensburg jedes Jahr dabei. „Sie können in Tumult-Situationen gleich mehrere Kollegen ersetzen“, erklärt Staffelleiter Markus Türk. Für solche Situationen ist allerdings nicht jeder Hund gemacht. „Bevor wir die Tiere für die Polizeiarbeit auswählen, schauen wir uns einen Hund zunächst beim Züchter an“, erklärt Markus Türk. Dort könne man sich in der Kürze der Zeit meistens nur einen ersten Eindruck verschaffen, daher werde nach Möglichkeit eine Probezeit vereinbart.
Was tut sich da? Polizeihund Olli spitzt die Ohren.
| Bild: Fabiane Wieland
„Da sehen wir dann besser, ob ein Hund für die Ausbildung bei der Polizei geeignet ist“, sagt der Staffelleiter. Entscheidend sei beispielsweise, dass ein Hund bei angedeuteten Schlägen nicht zurückweiche. Ein ängstlicher Hund sei für den Polizeidienst nicht geeignet. „Ein ausgeprägter Spieltrieb ist hingegen unabdingbare Voraussetzung für die Spezialhundeausbildung“, sagt Ausbilder Stefan Stehle. Ein Hund kommt allerdings nicht als Polizeihund auf die Welt. Auf die Tiere wartet viel Arbeit, sie müssen zahlreiche Lehrgänge durchlaufen.
Dabei sollte auch die Chemie zwischen Hund und Hundeführer stimmen. Denn nach Dienstschluss wird das Tier bei seinem Hundeführer im Grunde wie ein Privathund gehalten. „Der Hund ist ein Familienmitglied“, macht Stefan Stehle deutlich. Jeder Polizeihund werde zunächst als Schutzhund ausgebildet und am Ende geprüft. Anschließend folgt die Ausbildung zum Spezialhund. Denn bei der Suche nach Rauschgift oder Sprengstoff brauchen die Polizisten hoch spezialisierte Helfer: Spürhunde wie Mattes.
Spürhunde: Hier ist eine feine Nase gefragt
Stück für Stück wird ein Raum abgesucht: Christian Zumbrock mit Mattes.
| Bild: Fabiane Wieland
Der fünfjährige Schäferhund zeigt im Training mit Hundeführer Christian Zumbrock, dass die Arbeit einem Spürhund Höchstleistungen abverlangt. Bei der Suche erhöht sich die Körpertemperatur des Tieres, erklärt Markus Türk. Die Suchhunde können daher nur etwa 15 bis 20 Minuten am Stück suchen. Dann ist eine Pause nötig.
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Spürhund Mattes beim TrainingVideo: Fabiane Wieland
Bei der Polizeihundeführerstaffel, die zur Schutzpolizeidirektion des Polizeipräsidiums Ravensburg gehört, gibt es derzeit sieben Rauschgiftspürhunde, vier Sprengstoffspürhunde und einen Blut- und Leichenspürhund. „Für die Ausbildung der Spürhunde wird am Anfang vor allem ihr Spieltrieb genutzt“, erklärt Ausbilder Stehle. Mit einem Spielzeug werde die Suche für das Tier zunächst spannend gemacht. Irgendwann könne man das Spielzeug weglassen. Je nach Einsatzgebiet könne man die Hunde auf ganz unterschiedliche Gerüche konditionieren. „Rauschgift, Sprengstoff, Munition – sie suchen für dich alles“, sagt Stehle.
Pöbelnde Angreifer sollen abgeschreckt werden: Das demonstrieren hier (von links) Staffelleiter Markus Türk, Christian Zumbrock, Stefan Stehle und Olli.
| Bild: Fabiane Wieland
Hundeführer müssen zunächst eine Ausbildung an der Hundeführerschule in Göppingen durchlaufen. Für Mensch und Tier stehen je nach Spezialausbildung im Anschluss verschiedene Seminare an. Doch auch nach der Ausbildung muss die Hundeführerstaffel regelmäßig trainieren, jedes Jahr müssen Mensch und Tier eine Prüfung absolvieren.
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Gehorsamsübung mit AmonVideo: Fabiane Wieland
Dass die vielen Übungseinheiten am Ende Wirkung zeigen, macht Staffelleiter Markus Türk an zahlreichen Erfolgen deutlich. Zuletzt konnten Polizeihunde einen Flüchtenden an der Donau stellen. In zwei Fällen machten die Einsatzkräfte durch die gute Nase ihrer Hunde in einem problematischen Umfeld Körperteile und blutverschmierte Bekleidungsfetzen aus. Im Dezember vergangenen Jahres wurden zudem zwei Hundeführer mit einer Plakette für erfolgreichen Einsatz ausgezeichnet.
Matthias Paschen und Amon zeigen verschiedene Gehorsamsübungen.
| Bild: Fabiane Wieland