Holger Kleinstück und Michael Schnurr

Die Mehrheit der Tagesgäste hielt sich nicht an die Verbote. „Deshalb ist es in meinen Augen auch sehr naiv zu glauben, dass nur Appelle von Seiten der Behörden mit dem Hinweis auf die Einhaltung der Mindestabstände in der Praxis Früchte tragen sollen“, teilte Bürgermeister Oliver Gortat dem SÜDKURIER mit. Wie „ernst“ teilweise einige Gäste die Mindestabstände nähmen, habe sich auch daran gezeigt, dass mutwillig ein Banner mit dem Hinweis auf „Einhaltung der Mindestabstände“ heruntergerissen worden sei.

In diesem Bereich ist Luft zwischen den Badeägsten in Sipplingen.
In diesem Bereich ist Luft zwischen den Badeägsten in Sipplingen. | Bild: Schnurr, Michael

Laut Bürgermeister viele Kontrollen

Gortat sagte weiter, dass der Gemeindevollzugsdienst das komplette Wochenende im Einsatz gewesen sei und falsch parkende Fahrzeuge aufgenommen habe. „Die Fahrzeughalter müssen nun in den nächsten Tagen mit einem Verwarnungsgeld rechnen“, so der Verwaltungschef.

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Ignorante Tagesgäste

Die Ignoranz vieler Tagesgäste habe dazu geführt, dass man gerade am Sonntag genau die Situation im Bereich der Uferanlagen vorgefunden habe, die man auch die Wochen vor der Ufersperrung habe beobachten können. Die Mindestabstände seien nach Auskunft des Gemeindevollzugsdienstes nicht mehr eingehalten worden, weder im Bereich des Ufers, im See oder auf der Steganlage.

Gemeinde sucht nach neuen Lösungen

Die Gemeinde Sipplingen möchte nun im Laufe dieser Woche „noch etwas nachjustieren“, wie Gortat ankündigte. So soll nach seiner Darstellung die Absperrung im Bereich der Radbrücke bereits schon an der B31 alt im Einfahrtsbereich erfolgen. „Ebenso sollen die Einfahrtsverbote in den Ort mit halbseitigen Sperrungen noch kenntlicher gemacht werden“, so der Bürgermeister. Geprüft werden soll auch noch eine personelle stationäre Überwachung an den Sperrbereichen während der Sperrzeiten.

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Anreise per Zug

Einige Gäste kamen mit dem Zug, natürlich völlig legal. Sie sind als Badegäste an den geschulterten Taschen, Decken, Stand-Up-Paddels und allem Sonstigen, was heute zu einem zünftigen Badeaufenthalt am Seeufer gehört, zu erkennen. Doch das Ufer ist voll, was die Menschen allerdings nicht stört, die auf der Suche nach einem Plätzchen zum Lagern und Verweilen sind. „Gerade in dem nahen hinter dem Bahnübergang liegenden Uferbereich, mit Parkplatz und angeschlossener Pizzeria liegen die Menschen dicht an dicht“, beobachtete unser Autor Michael Schnurr. Er war zwischen 14.20 und 15 Uhr am Sonntag in Sipplingen mit der Kamera unterwegs. Abstand halten wegen Corona? Hier scheint das ein Fremdwort zu sein.

Beobachtungen am Sonntagnachmittag in Sipplingen am Bodenseeufer.
Beobachtungen am Sonntagnachmittag in Sipplingen am Bodenseeufer. | Bild: Schnurr, Michael

Beobachtungen am Sonntagnachmittag

Etwas weiter das Seeufer entlang Richtung Westen hinunter, entspannt sich die Lage etwas. Offensichtlich sind hier etliche Gäste darum bemüht, die 1,50 Meter Abstand zwischen sich und anderen Badegäste einzuhalten. Dieser Eindruck setzt sich fort in dem eigentlichen, weil umzäunten, und überwachten Badebereich, an den sich ein zweites Restaurant anschließt. Außer vereinzelten dichteren Ansammlungen von Badegästen halten sich die meisten augenscheinlich an die Vorschriften. Das gilt auch auf der Restaurantterrasse und vor dem Kiosk, wo Abstände eingehalten werden. Da achtet vermutlich schon der Restaurantbesitzer darauf, denn sonst drohen im Bußgelder.

Ordnungskräfte, wo seid ihr?

Der Darstellung Gortats, dass vom Ordnungsamt intensiv kontrolliert worden sei, kann Autor Michael Schnurr nicht folgen. „Weit und breit begegnet mir auf dem gut 20-minütigem Weg übrigens niemand, der Menschen dazu auffordert, Abstand zu halten oder ihnen bei Zuwiderhandlung mit Bußgeldern droht. Zumindest zu diesem Zeitpunkt fehlt der Ordnungsdienst.“

Autos aus halb Süddeutschland

Nach Schnurrs Beobachtung findet am Sonntag zwischen 14.20 und 15 Uhr keine Überwachung der Absperrung des Dorfes statt. Die Anlieger frei-Schilder werden an den Einfahrten von der B31 in die Straßen „In der Breite“ wie „Im Breitenweingarten“ von vielen Autofahrern geflissentlich übersehen. Ein Fahrzeug nach dem anderen, aus Böblingen, Heilbronn, Ravensburg oder aus dem Kreis Konstanz kommend, entern die gesperrten Straßen, um sich einen Parkplatz zu suchen. Der Park-Suchverkehr drückt sich einmal mehr durch die Straßen des Dorfes am See .

Und auch das gibt es: Einzelne Anwohner unterlaufen das Bemühen der Gemeinde, die Autos aus dem Dorf heraus zu halten, und vermieten flugs ihre Parkplätze an Suchenden. Apropos Parkplatze: Die sind voll besetzt: Den Hinweis „Gesamter Parkplatz nur für Hafenanlieger mit Berechtigungsausweis“ zeigt keine Wirkung. Auto an Auto reihen sich die Fahrzeuge aneinander. Hafenanlieger werden vermutlich auch hier wenigen dabei sein, aber wie schon oben beobachtet: Einen Kontrolleur kann ich zu diesem Zeitpunkt nicht entdecken.

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