Langweilig wird es Gerda Metze eigentlich nie. Gemeinsam mit ihrer Tochter ist sie fast jeden Nachmittag auf Achse, sie gehen spazieren, sind in der Natur unterwegs, besuchen Bekannte oder ein Café, montags steht die wöchentliche Kartenrunde auf dem Programm. Die reiselustige Seniorin zieht es außerdem immer wieder zum Wandern nach Tirol – und seit einigen Jahren auch an den Bodensee.

Der Zeppelin hat es der 109-Jährigen aus Altenburg in Thüringen dabei besonders angetan. Sie hob diesen Sommer nicht zum ersten, auch nicht zum zweiten, sondern bereits zum dritten Mal mit dem Luftschiff ab. Die Reederei in Friedrichshafen beschreibt Gerda Metze mittlerweile als „eine wahre Zeppelin-Enthusiastin“. Als ältester Fluggast an Bord eines Luftschiffs habe die außergewöhnliche Passagierin 2024 erneut Geschichte geschrieben. „Mit unglaublichen 109 Jahren stieg sie ein weiteres Mal in unseren Zeppelin und zeigt uns allen, dass das Abenteuer keine Altersgrenze kennt. Wir sind inspiriert von ihrer Lebensfreude und Leidenschaft für das Fliegen“, so die Reederei.
Doch was macht das Fliegen im Zeppelin für Gerda Metze so besonders? „Einfach alles“, erzählt sie dem SÜDKURIER am Telefon. Weil sie nicht mehr so gut hört, unterstützt ihre Tochter die 109-Jährige bei dem Telefonat. „Sie müssten Sie jetzt sehen“, sagt Sigrid Heyde über ihre Mutter, „sie strahlt übers ganze Gesicht.“ Schon vom ersten Zeppelinflug sei sie begeistert gewesen, 2023 gleich nochmal in die Gondel des Luftschiffs gestiegen. In diesem Sommer folgte ein weiterer Rundflug über die Bodenseeregion.
Heißluftballon und Mini-U-Boot
Die Zeppelinflüge reihen sich dabei in eine ganze Reihe besonderer Geburtstagsgeschenke. „Als sie auf die Hundert zuging, haben wir in der Familie uns überlegt, was wir ihr Gutes tun können. Wir wollten etwas Besonderes auf die Beine stellen“, erzählt Sigrid Heyde. So ist Gerda Metze im hohen Alter mit einem Heißluftballon geflogen, war mit einem Leichtflugzeug unterwegs und ist in einem Mini-U-Boot abgetaucht. Mit jedem Geburtstag habe man sich etwas Neues für sie überlegt und die Jubilarin schließlich auch mit einem Zeppelinflug überrascht.

„Die tollen Ausblicke haben ihr besonders gefallen“, so Sigrid Heyde. Aus 300 Metern Höhe sei die Umgebung gut zu erkennen, während des gesamten Rundflugs könne man den Blick auf den See, die Berge und die Natur genießen. „Meine Mutter ist sehr bescheiden, sie würde nie sagen, ich möchte dieses oder jenes Geschenk“, sagt ihre Tochter. Doch als sie gefragt worden sei, was sie sich noch wünsche, habe sie beim Zeppelin schon anklingen lassen, dass sie sich durchaus nochmal einen Flug vorstellen könnte.
So habe die Familie also zusammengelegt und war im vergangenen Jahr – mit gleich fünf Generationen – erneut an den Bodensee gereist. In diesem Sommer sei der Flug dann ganz spontan zustande gekommen. „Ich habe angerufen und gefragt, ob sie uns recht kurzfristig unterbringen könnten. Das Team konnte sich noch gut an meine Mutter erinnern – in dem Alter geht nicht mehr jeder in die Luft – und so haben sie erneut einen Flug für sie möglich gemacht. „Es war ganz toll organisiert“, sagt Sigrid Heyde, „es glich fast einem Flugplatzfest.“ Dieses Mal sei der Zeppelin sogar die große Route geflogen. „Da haben wir ganz viel gesehen“, erinnern sich Mutter und Tochter.

Die Ära der Luftschiffe hat die ehemalige Grundschullehrerin schon als junges Mädchen erlebt. Sie habe die Giganten der Lüfte damals gesehen und sei beeindruckt gewesen, dass etwas „so Großes am Himmel fliegt“. Die Katastrophe von Lakehurst beendete vor 80 Jahren die Zeppelin-Ära. „Einer ihrer Enkel wollte mal von ihr wissen, ob sie angesichts dieser Bilder, die sie aus den Medien kannte, nicht Angst habe, in einen Zeppelin zu steigen“, erzählt Sigrid Heyde. Die Antwort sei prompt gekommen. Überhaupt nicht, es stecke doch eine ganz neue Technik dahinter. „Sie ist einfach sehr neugierig.“
Sie möchte wiederkommen
Gerda Metze kann sich gut vorstellen, auch mit 110 noch einmal in den Zeppelin zu steigen. „So Gott will, werden wir zu ihrem nächsten Geburtstag wieder zu den Luftschiffen an den Bodensee reisen“, sagt ihre Tochter. Dann, so wünscht es sich Gerda Metze, mit allen Enkeln, Urenkeln und Ururenkeln.