Wird die Stadt am Ende tatsächlich nur Ort des Übergangslagers für die „Landshut“ gewesen sein? Knapp zwei Jahre, nachdem im Dornier-Museum unter dem Motto „Willkommen zu Hause, Landshut“ gefeiert wurde, scheint von der Euphorie, wie sie das Projekt anfangs zumindest stellenweise auslöste, nicht mehr viel übrig zu sein. Und irgendwo in dem seit zwei Jahren andauernden Gezerre um Kosten und die Maschine selbst droht das Ausstellungsprojekt unterzugehen.

Vor zwei Jahren wurde die Maschine nach Friedrichshafen gebracht

Worum geht es? 2017 wurde das Wrack der einstigen Lufthansa-Passagiermaschine „Landshut“ – forciert vom damaligen Außenminister Sigmar Gabriel – von einem Flugzeugfriedhof in Fortaleza (Brasilien) zurück nach Deutschland geholt. Zerlegt in Rumpf und Flügel landete die Maschine am 23. September im Bauch einer Antonov An-124 sowie einer zweiten Transportmaschine in Friedrichshafen. Der Plan zu jenem Zeitpunkt: Die 1977 von Terroristen entführte und von der Spezialeinheit GSG 9 befreite Maschine soll Herzstück einer neuen Ausstellung in einer neuen Halle auf dem Gelände des Dornier-Museums werden.

Ankunft der Landshut in Friedrichshafen am 23. September 2017.
Ankunft der Landshut in Friedrichshafen am 23. September 2017.
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Von einem einst straffen Zeitplan ist nichts mehr geblieben

Wie steht es um das Projekt und die Maschine? Seit zwei Jahren wartet das Wrack in einem Hangar des Bodensee-Airports auf seine Restaurierung. Ganz ursprünglich war der Zeitplan straff: Am 18. Oktober 2019 sollte Ausstellungseröffnung gefeiert werden. Daraus wurde zunächst 2020, dann „frühestens 2022“, zuletzt gab es keine zeitlichen Angaben mehr. Stand heute sind die konzeptionellen Vorbereitungen nahezu abgeschlossen, sagt Museumsleiter David Dornier auf SÜDKURIER-Anfrage. Damit könnte es ihm zufolge nun an die Detailplanung der Ausstellung gehen. Seit einigen Monaten sorgen nun zwar auch Diskussionen, wie sie zu Beginn des Projektes bereits geführt wurden, wieder vermehrt für Schlagzeilen: Muss die komplette Maschine ausgestellt werden? Was hat Friedrichshafen überhaupt mit der „Landshut“ zu tun? Der Grund, weshalb zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr viel zu passieren scheint, ist allerdings alles andere als inhaltlicher Natur.

David Dornier im Cockpit der „Landshut“. (Archivbild)
David Dornier im Cockpit der „Landshut“. (Archivbild) | Bild: Kerstin Mommsen

In erster Linie geht es weiter ums Geld

Weshalb ist die Zukunft des Projekts ungewiss? Knackpunkt ist die Frage, wer für die laufenden Kosten der Ausstellung aufkommt. Schätzungen zufolge dürfte es um bis zu 300 000 Euro jährlich gehen. Um eine Antwort wird seit Bekanntwerden des Projekts gerungen. Die Pressestelle der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) Monika Grütters teilt am Montag auf Anfrage mit: „Voraussetzung für die Realisierung des Vorhabens durch die Dornier-Stiftung für Luft- und Raumfahrt (DSLR) ist die vollständige Finanzierung der Kosten für den laufenden Betrieb der Landshut-Ausstellung durch die Stiftung sowie der Fortbestand des Museums über eine Laufzeit von mindestens 20 Jahren.“ Dies sei – im Moment – „leider nicht verbindlich gesichert“.

Neben der DO 24 von Iren Dornier steht nun der Rumpf der Landshut. Wann sie restauriert wird, ist noch unklar.
Neben der DO 24 von Iren Dornier steht nun der Rumpf der Landshut. Wann sie restauriert wird, ist noch unklar. | Bild: Kerstin Mommsen

Nach Dorniers Einschätzung lassen sich die ersten zehn Ausstellungsjahre über Eintrittsgelder finanzieren, weitere zehn über Spenden. Das finanzielle Risiko sieht er aber beim Bund. In einer Erklärung der DSLR heißt es: Die Stiftung könne ein Grundstück zur Verfügung stellen und mit Logistik sowie Know-how unterstützen. „Eine Beteiligung an den Betriebskosten ist der Stiftung aus aufsichtsrechtlichen Gründen nicht möglich.“

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Das Projekt steckt in einer Sackgasse – das Aus für den Ausstellungsort Friedrichshafen?

Ist eine Ausstellung der „Landshut“ auf dem Gelände des Dornier-Museums nun endgültig geplatzt? Das Projekt scheint zumindest in einer Sackgasse zu stecken. Von einem endgültigen Aus ist bislang aber weder in Berlin, noch am Bodensee explizit die Rede. Aus Berlin heißt es: „Alternative Standortoptionen und Präsentationsformen werden seitens des Auswärtigen Amtes (AA) und der BKM erwogen.“ Die Frage, welche Standorte in Erwägung gezogen werden, bleibt unbeantwortet. Aber: Dass auch für alternative Standorte die Finanzierung der Betriebskosten geklärt werden müsse, gelte auch für den Vorschlag, die „Landshut“ in einer größeren Ausstellung in Stuttgart-Stammheim zu präsentieren.

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Stadt: „Wir sind nicht am Projekt ‚Landshut’ beteiligt”

Was ist mit der Stadt Friedrichshafen? Das Dornier-Museum hofft seit geraumer Zeit auf finanzielle Unterstützung. Es gebe weiter Gespräche, teilt eine Sprecherin der Stadt mit. Zu Inhalt und Verlauf sei jedoch Vertraulichkeit vereinbart worden. So oder so: Neben einer Unterstützung für das Museum an sich muss die „Landshut” nicht zwangsläufig Gegenstand solcher Gespräche sein. Euphorie oder eine Beteiligungsabsicht war aus dem Rathaus im Zusammenhang mit diesem Projekt jedenfalls nie öffentlich zu vernehmen. Was das im Raum stehende Aus für den Ausstellungsort Friedrichshafen anbelangt, teilt die Sprecherin mit: „Wir sind weder am Projekt ‚Landshut’ beteiligt, noch äußern wir uns zu den Spekulationen.“

Ein Entwurf der Halle, in der die Landshut ausgestellt werden soll.
Ein Entwurf der Halle, in der die Landshut ausgestellt werden soll. | Bild: Allmann Sattler Wappner Architekten

Zeitpunkt einer Entscheidung aktuell „nicht seriös einschätzbar“

Wann wird (wieder) über den Standort entschieden? Die endgültige Standortentscheidung werde von verschiedenen Faktoren abhängen, heißt es aus Berlin. Es würden unterschiedliche Projektvarianten in Betracht gezogen. Wann dieser Prozess abgeschlossen sein wird, sei „zur Zeit nicht seriös einschätzbar“.