Mit einiger Verzögerung trifft nun die Corona-Krise auch den Motorenbauer Rolls-Royce Power Systems (RRPS). Ab Juni gehen 500 Mitarbeiter, vornehmlich am Standort Friedrichshafen, in Kurzarbeit. Vorstandschef Andreas Schell informierte gemeinsam mit Betriebsratsvorsitzendem Thomas Bittelmeyer und Helene Sommer, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben, die Mitarbeiter am Dienstag und Mittwoch in vier Bereichsversammlungen per Videoschalte über diesen Schritt.
„Die Situation im Auftragsvolumen entwickelt sich derzeit negativ“, bestätigte Konzernspecher Christoph Ringwald auf Nachfrage dieser Zeitung. Konkret bricht vor allem wegen des niedrigen Ölpreises das Öl- und Gasgeschäft ein, Baustellen stehen still, Züge und Fähren fahren weniger oder gar nicht.
Mitarbeiter aus Service und Vertrieb betroffen
„Die Folgen der Corona-Krise treffen uns zeitverzögert“, erläutert Christoph Ringwald. Betroffen von Kurzarbeit sind zunächst vor allem Mitarbeiter aus den Bereichen Service und Vertrieb. „Viele Monteure können wegen der weltweiten Reisebeschränkungen nicht reisen und haben deshalb nur wenig zu tun“, so Ringwald. Das Unternehmen will nun Monat für Monat prüfen, ob weitere Bereiche, etwa in der Fertigung, auch in Kurzarbeit geschickt werden müssen.
Auch Fertigung kämpft mit Auslastungsproblemen
Betriebsratschef Thomas Bittelmeyer betont, dass das Mittel der Kurzarbeit dazu dient, die Beschäftigung zu sichern. „Wir legen wirklich nur die Bereiche still, die direkt betroffen sind und schicken unsere Mitarbeiter nicht nach Rasenmähermethode wie andere Unternehmen nach Hause“, so Bittelmeyer. Es sei aber denkbar, dass das Instrument der Kurzarbeit ausgeweitet werde. „Auch in der Fertigung haben wir in manchen Bereichen ein Auslastungsproblem“, erklärt der Betriebsratschef.
Jeder betroffene Mitarbeiter erhält mindestens 85,5 Prozent seines Nettolohnes. Damit schließt RRPS einen Teil der Lücke, da das gesetzliche Kurzarbeitergeld in den meisten Fällen 67 Prozent des Lohns beträgt. In der ersten Pfingstferienwoche werden die Werke eine Woche geschlossen – wie schon im Frühjahr geplant. „Weitere Betriebsruhen in diesem Jahr sind derzeit vorgesehen“, so Konzernsprecher Christoph Ringwald.
Betriebsrat kritisert Konzernmutter Rolls-Royce
Betriebsratschef Thomas Bittelmeyer kritisierte während der Bereichsversammlungen die britische Konzernmutter Rolls-Royce. „Wenn die in England sparen und Leute abbauen wollen, dann können die uns hier mal. Hier herrscht deutsches Recht und Gesetz und als deutscher Betriebsrat werde ich für den Erhalt unserer Arbeitsplätze kämpfen“, sagte er dem SÜDKURIER. Im Gegensatz zur Konzernmutter sei RRPS nämlich gut aufgestellt.