Es ist was los bei der ZF in Friedrichshafen. Im Januar kündigte die Konzernleitung an, nun der weltweit größte Nutzfahrzeug-Zulieferer zu sein. Der Umsatz kletterte laut einer Vorinformation im vergangenen Jahr um etwa zehn Prozent auf gut 36 Milliarden Euro, genauere Zahlen werden bei der Bilanz-Pressekonferenz am 17. März verkündet. Trotz dieser guten Nachrichten herrscht eine Debatte innerhalb des Konzerns, auch in Friedrichshafen: Welcher Standort hat Zukunft, welcher nicht? Hier will der Betriebsrat, der vom 14. bis 16. März gewählt wird, natürlich ein Wörtchen mitreden – und es geht noch um eine Reihe weiterer Themen.

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ZF in der Transformation

Die ZF befindet sich in einem radikalen Transformationsprozess. Elektromobilität, autonomes Fahren und Software sollen perspektivisch schwindende Margen aus dem Geschäft mit Verbrenner-Getrieben ersetzen. Eine Standortsicherung für Friedrichshafen gibt es bislang nur bis Ende 2022. Die 64 Betriebsräte, die nun gewählt werden, haben daher vornehmlich ein Ziel: Das Sichern von guten Jobs am Bodensee.

Achim Dietrich von der IG Metall ist Gesamtbetriebsratsvorsitzender der ZF Friedrichshafen.
Achim Dietrich von der IG Metall ist Gesamtbetriebsratsvorsitzender der ZF Friedrichshafen. | Bild: Felix Kästle

Achim Dietrich, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der ZF Friedrichshafen und Mitglied der IG Metall, betont daher mit Blick auf die anstehenden Wahlen: „Wir wollen von der Belegschaft einen klaren Auftrag.“ Diesen hat die Gewerkschaftsliste bislang: drei Viertel der Arbeitnehmer-Vertreter stellt sie aktuell.

Großes Thema Qualifikation

Neben derzeitigen Unsicherheiten wie Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg sieht Achim Dietrich in der Transformation der ZF die größte längerfristige Herausforderung: Konkret wünscht er sich Produkt- und Investitionszusagen für den Häfler Standort. Dort sind derzeit vornehmlich die Produktion von LKW-Getrieben sowie die Verwaltung und Entwicklung beheimatet. Zudem betont er: „Ein Drittel unserer Beschäftigten muss noch für die Zukunft qualifiziert werden.“ Ingenieure etwa brauchen Weiterbildungen in Sachen Software.

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Im Ringen um sichere Arbeitsplätze sieht Dietrich den Standort Friedrichshafen weniger in Konkurrenz mit anderen Deutschen Niederlassungen wie etwa im Saarland oder in Brandenburg. Dort werden derzeit noch PKW-Getriebe produziert. Dass Produktionen und Kompetenzen ins günstigere Ausland verlegt werden könnten, etwa nach Indien oder Osteuropa, ist indes ein größeres Thema. Dietrich: „Allerdings hat uns die Vergangenheit gelehrt, dass ausländische Lieferketten nicht immer stabil sind.“ Als Beispiele nennt er die Blockade des Suezkanals im vergangenen Jahr sowie den aktuellen Krieg in der Ukraine.

Neuigkeiten bei Erfolgsbeteiligung?

Kurzfristiger geht es aber auch ums Geld in Friedrichshafen. Mit Blick auf die guten Umsätze der ZF kündigt Achim Dietrich an, wohl bald ein neues Abkommen zur Erfolgsbeteiligung verkünden zu können. Die Beschäftigten sollen proportional von finanziellen Erfolg der ZF profitieren. Wenn also der Konzern gute Zahlen liefert, soll das automatisch gut sein für die Mitarbeiter. Die Nachricht könnte kommenden Montag offiziell verkündet werden. Noch laufen allerdings Verhandlungen mit der Unternehmensführung.

Das wünschen sich andere Kandidaten

Mahmut Toprak tritt für die CGM an.
Mahmut Toprak tritt für die CGM an. | Bild: CGM

Und wofür wollen sich Vertreter anderer Listen einsetzen, die ebenfalls ins Rennen als Betriebsrat gehen? Mahmut Toprak und Koray Ayna treten für die Christliche Gewerkschaft Metall (CGM) an. Ein wichtiger Punkt für sie: finanzielle Zuschüsse vom Arbeitgeber, wenn Mitarbeiter im Homeoffice tätig sind. Ayna: „Die ZF spart Geld, wenn die Leute von zuhause arbeiten. Da wünschen wir uns Unterstützung.“ Wie hoch so ein Zuschuss ausfallen könnte, müsse noch in Arbeitsgruppen erörtert werden, so Ayna.

Ein weitere Forderung der CGM: Die schnellere Übernahme von Leiharbeitern. Mahmut Toprak: „Derzeit arbeiten in den beiden Betrieben der ZF in Friedrichshafen etwa 500 von ihnen. Wir wollen dafür eintreten, sie so schnell wie möglich in unbefristete Verträge direkt bei der ZF zu bringen.“

Rifki Bingöl kandidiert für Wir ZF‘ler.
Rifki Bingöl kandidiert für Wir ZF‘ler. | Bild: Bingöl

Rifki Bingöl tritt für die Liste Wir ZFl‘er an und arbeitet im Betrieb des Unternehmens, in dem die Nutzfahrzeugtechnik, Industrietechnik und der Kundendienst angesiedelt sind. „Das größte Problem ist der Wandel in Richtung Elektrofahrzeuge“ so Bingöl. „Wir fürchten, dass viele Arbeitsplätze wegfallen.“ Daher wünscht er sich eine größere Beteiligung der Betriebsräte an den Zukunftsplänen, die die ZF derzeit für die Standorte in Deutschland erstellt.

Mustafa Tilki will für die Liste MIG gewählt werden.
Mustafa Tilki will für die Liste MIG gewählt werden. | Bild: Tilki

Neben dem Blick in die Zukunft sind bei der Wahl aber auch ganz

alltägliche Themen relevant. Mustafa Tilki von der Liste MIG (Mitarbeiter Interessen Gemeinschaft) berichtet: „Ich werde immer wieder darauf angesprochen, dass es zu wenige Parkplätze vor den Werken gibt.“ Daher will er sich für eine Erweiterung der Kapazitäten einsetzen.

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