Friedrichshafen – Der Konzernbetriebsrat des Friedrichshafener Automobilzulieferers ZF sorgt sich um die deutschen Arbeitsplätze. „Investiert wird zusehends im Ausland, etwa in Osteuropa“, sagte ein Sprecher des ZF-Mitarbeitergremiums dem SÜDKURIER. „In Deutschland sollen dagegen Jobs abgebaut werden“, sagte er. Ende vergangener Woche hatte ZF-Konzernbetriebsratschef Achim Dietrich in einer Mitteilung von einer „ungebrochenen Tendenz“ gesprochen, in „Billiglohnländer zu investieren und die deutschen Standorte auszubluten“.
11.000 Mitarbeiter in Deutschland zu viel an Bord?
Derzeit arbeiten von den rund 155.000 ZF-Beschäftigten etwa 50.000 in Deutschland. Rund 11.000 deutsche Stellen könnten nach Meinung von Betriebsratschef Dietrich mittelfristig in Gefahr sein, wie er der „Schwäbischen Zeitung“ (SZ) jüngst sagte.
ZF widerspricht. Das Unternehmen investiere „seit vielen Jahren überdurchschnittlich viel in seine deutschen Standorte – und zwar nicht nur in Forschung und Entwicklung, sondern auch in die Produktion“, sagte ein ZF-Sprecher dem SÜDKURIER.
Keine betriebsbedingten Kündigungen bis Ende 2022 – und dann?
Seit Mitte 2020 arbeitet ZF zusammen mit Betriebsräten und der Gewerkschaft IG Metall sogenannte Zielbilder für seine rund 40 deutschen Standorte aus. Im Jahr 2022 soll der Prozess abgeschlossen sein. Danach erhofft man sich Klarheit darüber, wie zukunftsfähig die einzelnen Werke sind. Bis Ende 2022 sind bei dem Zulieferer vom Bodensee Werksschließungen sowie betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Was danach kommt ist im Moment unklar.
Mehrfach hatte Konzern-Chef Wolf-Henning Scheider in den vergangenen Monaten betont, die Transformation des Getriebebauers hin zu E-Mobilität und Softwarekompetenzen ohne betriebsbedingte Kündigungen bewerkstelligen zu können. Für den Fall, dass politische Rahmenbedingungen verschärft werden – also beispielsweise ein Zulassungsverbot von Verbrennungsmotoren vor 2035 eintrete, oder die umstrittene Förderung von Hybrid-Fahrzeugen gestoppt werde – schloss er diese aber nicht aus. Ähnlich äußerte sich zuletzt auch ZF-Personalchefin Sabine Jaskula in einem SZ-Interview.
Betriebsrat und IG Metall sehen aber den Trend, dass speziell Zukunftstechnologien wie Elektronikkompetenz, und Software verstärkt im Ausland und nicht mehr an deutschen Standorten angesiedelt werden.