Großen Grund zur Freude hatten auch in Friedrichshafen die Grünen. Mit 33,57 Prozent der Stimmen, das sind exakt 8516 Stimmen, konnte Kandidat Martin Hahn sein Ergebnis gegenüber 2016 (32 Prozent) sogar noch verbessern. Thomas Henne, Mitglied im Vorstand des Häfler Ortsvereins, zeigte sich zufrieden. „Ich freue mich sehr, dass die grüne Politik sowohl im Land als auch im Bodenseekreis und in Friedrichshafen bestätigt worden sind. Das war nicht selbstverständlich angesichts der schwierigen Umstände wegen der Corona-Krise“, so Henne. Sorge bereite ihm nur, dass ein Drittel der Menschen nicht an die Wahlurne gegangen sei. Die Wahlbeteiligung sank in Friedrichshafen von 67,1 Prozent im Jahr 2016 auf nur noch 61,8 Prozent.

Anna Hochmuth, Fraktionsvorsitzende der Häfler Grünen-Fraktion im Gemeinderat, zeigte sich ebenfalls erfreut: „Wir Grünen wachsen mit diesem Ergebnis über uns hinaus. Es ist ermutigend, weil wir weiter an unseren politischen Zielen arbeiten können.“

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CDU-Stadtverband ist über das Abschneiden sehr enttäuscht

Große Enttäuschung dagegen bei der Häfler CDU. Die Kandidatin Dominique Emerich erreichte in der Zeppelinstadt nur noch 22,82 Prozent Stimmenanteil (5789 Stimmen) und damit mehr als vier Prozentpunkte weniger als 2016, als die CDU 26,9 Prozent holte. Yvonne Eberhard, Vorsitzende des Ortsverbands, hatte mit diesem Ergebnis nicht gerechnet. „Das ist für uns alle natürlich sehr enttäuschend, wir haben nicht gedacht, dass es so schlimm kommen würde“, sagte Eberhard. Aber es sei für die CDU landesweit schwierig gewesen, gegen den amtierenden Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann anzukommen. „Auch die Maskenaffäre, die in den letzten Wochen für Schlagzeilen sorgte, war ganz sicher nicht förderlich für den CDU-Wahlkampf“, fügte Eberhard ernüchtert hinzu.

Yvonne Eberhard, Vorsitzende der Häfler CDU.
Yvonne Eberhard, Vorsitzende der Häfler CDU. | Bild: Cuko, Katy

Dass die Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann es schwer gehabt habe, in diesem Corona-Wahlkampf zu punkten, räumt die CDU-Stadtverbandsvorsitzende ein. „Sie hatte keinen leichten Stand, denn es war in den letzten Monaten nicht einfach, Bildungspolitik zu machen. Egal, was entschieden wurde, immer gab es Gegner. Da war es natürlich schwierig für sie, zu punkten“, erläutert Yvonne Eberhard. Der Kandidatin Dominique Emerich hätte sie ein besseres Ergebnis gewünscht. „Sie ist jung, sie ist engagiert“, so Eberhard. Dass die Christdemokraten vier Prozentpunkte in Friedrichshafen verloren hätten, sei „alarmierend und schade.“

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Sozialdemokraten rutschen in Friedrichshafen unter die Zehn-Prozent-Marke

Ernüchterung auch beim SPD-Ortsverband. Die Sozialdemokraten und ihre Kandidatin Jasmina Brancazio erreichten nur noch 9,9 Prozent der Stimmen, 2016 hatten immerhin noch 12,4 Prozent der Wähler ihr Kreuz bei der SPD gemacht. Vorsitzender Werner Nuber blieb so auch nicht viel zu sagen, auch wenn das Häfler Ergebnis besser ist als im Bodenseekreis, wo die SPD insgesamt nur 8,66 Prozent der Stimmen für sich holen konnte. „Das Ergebnis ist schon sehr enttäuschend. Wir haben einen wirklich guten Wahlkampf gemacht und hatten eine super Kandidatin. Jasmina Brancazio ist eine Zukunftsfrau.“ Aber nun müsse die SPD eben damit leben und dürfe sich nicht unterkriegen lassen.

Werner Nuber, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins.
Werner Nuber, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins. | Bild: Claudia Wörner

FDP wird auch in der Zeppelinstadt zweistellig

Gaby Lamparsky, Vorsitzende der FDP in Friedrichshafen, freute sich über das gute Abschneiden von Klaus Hoher. Er erreichte hier 11,28 Prozent (2862 Stimmen) und verbesserte damit das Ergebnis der Freien Demokraten deutlich. 2016 hatte die FDP nur 7,5 Prozent der Stimmen holen können. „Ich war nicht wirklich überrascht, weil die FDP in den letzten Wochen ja in allen Umfragen zweistellig war“, so Lamparsky. Sie sei sehr zufrieden über das Ergebnis, auch angesichts der Tatsache, dass Friedrichshafen noch nie eine „liberale Hochburg“ gewesen sei.

Gaby Lamparsky.
Gaby Lamparsky. | Bild: Andrea Fritz

Sander Frank ist froh über Stimmenzuwachs für die Linke

Knapp 3,8 Prozent hat die Linke in Friedrichshafen erreicht. „Wir hätten uns natürlich mehr erhofft“, sagt Sander Frank, der seit 2019 im Gemeinderat sitzt und jetzt als Kandidat für die Landtagswahl angetreten ist. Dennoch sei er froh, dass die Linke im Vergleich zur Landtagswahl 2016 in Friedrichshafen leicht zugelegt habe (2016: 3,3 Prozent). „Das zeigt uns, dass die Arbeit im Gemeinderat und auf regionaler Ebene wirkt“, betont der 23-Jährige.

AfD verliert gegenüber 2016 deutlich an Stimmen

Die AfD mit ihrem Kandidaten Christoph Högel erreichte in Friedrichshafen mit 10,67 Prozent (2706 Stimmen) das drittbeste Ergebnis, das aber deutlich unter dem von 2016 lag. Damals erreichte die Alternative für Deutschland 15 Prozentpunkte in der Zeppelinstadt.

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Hoher Anteil an Briefwählern

Oberbürgermeister Andreas Brand wollte sich mit Verweis auf seine Pflicht zur Neutralität nicht zum Wahlergebnis selbst äußern. Dafür aber zur Wahlbeteiligung, die geringer war, als gedacht: „Spätestens seit der Corona-Pandemie erleben wir alle sehr unmittelbar, welchen Einfluss und welche Bedeutung die Landespolitik für das Leben vor Ort in den Wahlkreisen, in den Städten und Gemeinden hat. Mit dieser Erfahrung hätte ich mir eine höhere Wahlbeteiligung gewünscht. Dass wir in Friedrichshafen nun sogar unter der Wahlbeteiligung von 2016 liegen, macht mich sehr nachdenklich. Demokratie lebt von Beteiligung und ist keine Selbstverständlichkeit. Das sollte uns allen sehr bewusst sein.“

Wohl wegen der Corona-Pandemie gab es in diesem Jahr besonders viele Briefwähler. 12 856 Menschen machten ihr Kreuzchen zu Hause, das ist etwas weniger als die Hälfter aller 25 549 Wähler, die an die Urne gingen. Insgesamt gab es in diesem Jahr 20 Briefwahlausschüsse.

20 Briefwahl-Ausschüsse gab es bei dieser Landtagswahl. Im Graf-Zeppelin-Haus hatten die Helfer daher alle Hände voll zu tun.
20 Briefwahl-Ausschüsse gab es bei dieser Landtagswahl. Im Graf-Zeppelin-Haus hatten die Helfer daher alle Hände voll zu tun. | Bild: Wieland, Fabiane