Es ist eine Zeitenwende: Jahrzehntelang haben Friedrichshafener Eltern dank der Zeppelin-Stiftung von niedrigen Kindergartengebühren profitiert – zum Teil zahlten sie nur einen Bruchteil dessen, was andere Städte und Gemeinden in der Region verlangt haben. Damit ist jetzt Schluss, wenn es nach der Stadtverwaltung geht.
Entscheidung am 24. März
Angesichts der schlechten Finanzlage der Stadt und weiter trüben Aussichten will das Rathaus eine Trendwende einläuten, die zum Teil massive Auswirkungen auf den Geldbeutel von Eltern haben wird. Am 10. März berät der Finanzausschuss darüber, am 24. März soll der Beschluss im Gemeinderat gefasst werden.
Zeppelin-Stiftung am Limit
„Es ist zwei vor zwölf“, beschreibt Bürgermeister Andreas Hein die Dringlichkeit, das Ruder herumzureißen. Die Lage der Zeppelin-Stiftung, über welche die Kitas finanziert werden, sei dramatisch. Seit Jahren erhöht sich der Betrag, den die Stadt über die Zeppelin-Stiftung in den Kita-Sektor zuschießen muss: Nach 42,8 Millionen Euro in 2024 wird dieses Jahr mit 46 Millionen Euro gerechnet. Das ist mehr als die Hälfte des jährlich kalkulierten Gesamtbedarfs der Zeppelin-Stiftung von rund 85 Millionen Euro.
Eltern decken nur 5 Prozent der Kosten
Der Kostendeckungsgrad bei Kitas, der über Gebühren erfolgt, liegt bislang lediglich bei etwas über 5 Prozent. In drei Erhöhungsstufen will man sich dem von Landesverbänden empfohlenen Deckungsgrad von 20 Prozent annähern.
Drei Punkte sind Bürgermeister Hein wichtig. Erstens: An der Betreuungsqualität soll nicht gespart werden, so Hein: „Das ist uns sehr wichtig, das möchten wir erhalten.“ Zweitens: Ja, die Gebühren würden steigen. Jetzt müsse die Stadtgesellschaft zusammenrücken, „wir müssen das gemeinsam durchstehen“. Drittens: Es werde für kinderreiche Familien und Personen mit niedrigem Einkommen eine finanzielle Unterstützung geben über die „Häfler Karte“. Die bisherige Regelung, wonach Geschwisterkinder automatisch kostenlos betreut werden, entfällt und wird ersetzt durch eine einkommensabhängige Rabattierung.
Statt 288 bald 790 Euro monatlich
Das alles bedeutet: Eltern von kleinen Kindern werden künftig deutlich stärker zur Kasse gebeten. Die Erhöhungen variieren nach Alter und Betreuungsform. Die erste Erhöhung soll zum 1. September 2025 erfolgen, weitere dann 2026 und 2027. Bei einem Kind unter drei Jahren in Ganztagesbetreuung (45 Wochenstunden) würde sich demnach die monatliche Gebühr von derzeit 288 Euro im September 2025 auf 540 Euro erhöhen, ab September 2026 auf 790 Euro.
Sieben Fallbeispiele
Folgende Rechenbeispiele für die erste Stufe der Erhöhungen ab 1. September 2025 machen die Preisveränderungen deutlich:
Fall 1: Familie mit einem Kind über drei Jahre, verlängerte Öffnungszeit 30 Wochenstunden/6 Stunden pro Tag
Jetzt: 105 Euro/Monat. Ab 1. September 2025: 155 Euro/Monat. Steigerung: plus 50 Euro/Monat.
Umland: Im Vergleich dazu liegen hierfür die Gebühren in Tettnang momentan bei 178 Euro, in Immenstaad bei 189 Euro und in Ravensburg bei 178 Euro.
Fall 2: Familie mit einem Kind unter drei Jahre, verlängerte Öffnungszeit 30 Wochenstunden/6 Stunden pro Tag:
Jetzt: 158 Euro/Monat. Ab 1. September 2025: 310 Euro/Monat. Steigerung: plus 152 Euro/Monat.
Umland: Im Vergleich dazu liegen hierfür die Gebühren in Tettnang momentan bei 356 Euro, in Immenstaad bei 556 Euro und in Ravensburg bei 283,50 Euro.
Fall 3: Familie mit zwei Kindern, beide über drei Jahre, Ganztagesbetreuung 45 Wochenstunden/9 Stunden pro Tag:
Jetzt: 120 Euro/Monat. Ab 1. September 2025: 360 Euro/Monat. Steigerung: plus 240 Euro/Monat
Umland: Im Vergleich dazu liegen hierfür die Gebühren in Tettnang momentan bei 493,55 Euro, in Immenstaad bei 462 Euro und in Ravensburg bei 680 Euro.

Fall 4: Familie mit einem Kind über drei Jahre, Ganztagesbetreuung 45 Wochenstunden/9 Stunden pro Tag
Jetzt: 157 Euro/Monat. Ab 1. September 2025: 240 Euro/Monat. Steigerung: plus 83 Euro/Monat
Umland: Im Vergleich dazu liegen hierfür die Gebühren in Tettnang momentan bei 317,42 Euro, in Immenstaad bei 298 Euro und in Ravensburg bei 437,50 Euro.
Fall 5: Familie mit drei Kindern, davon zwei über drei Jahre und eines unter drei Jahre, alle in Ganztagesbetreuung 45 Wochenstunden/9 Stunden pro Tag:
Jetzt: 146 Euro pro Monat. Ab 1. September 2025: 510 Euro/Monat. Steigerung: plus 364 Euro/Monat.
Umland: Im Vergleich dazu liegen hierfür die Gebühren in Tettnang momentan bei 665,81 Euro, in Immenstaad bei 650 Euro und in Ravensburg bei 705 Euro.
Fall 6: Familie mit zwei Kindern über drei Jahre, verlängerte Öffnungszeit 30 Wochenstunden/6 Stunden pro Tag:
Jetzt: 80 Euro pro Monat. Ab 1. September 2025: 240 Euro. Steigerung: plus 160 Euro/Monat
Umland: Im Vergleich dazu liegen hierfür die Gebühren in Tettnang momentan bei 278 Euro, in Immenstaad bei 292 Euro und in Ravensburg bei 277 Euro.
Fall 7: Familie mit zwei Kindern, davon eines über drei Jahre, eines unter drei Jahre, verlängerte Öffnungszeit 30 Wochenstunden/6 Stunden pro Tag:
Jetzt: 120 Euro/Monat. Ab 1. September 2025: 355 Euro/Monat. Steigerung: plus 235 Euro
Umland: Im Vergleich dazu liegen hierfür die Gebühren in Tettnang momentan bei 417 Euro, in Immenstaad bei 577 Euro und in Ravensburg bei 359 Euro.