Dienstagvormittag am Flughafen Friedrichshafen. Eigentlich würden hier um kurz nach 10 Uhr Flieger nach Frankfurt und Antalya abheben, um 11.30 Uhr dann eine Maschine nach Istanbul. Doch die Corona-Krise hat auch den Alltag am Bodensee-Airport verändert. Die letzte reguläre Passagiermaschine startete hier am 22. März. Seither bleiben am Bodensee-Airport die meisten Schalter leer, die Kofferbänder stehen still.

Zwar ist der Charter- und Linienverkehr zum Erliegen gekommen, trotzdem ist der Flughafen Friedrichshafen weiterhin geöffnet und – wie Flughafen-Chef Claus-Dieter Wehr betont – betriebsbereit. Starten und landen würden derzeit vor allem vorangemeldete Privatmaschinen, Firmenflieger und Flugzeuge, die medizinisches Material oder Patienten transportieren, „aber natürlich ist das nur ein Bruchteil dessen, was hier normalerweise los ist“, sagt Wehr.
Und mit dem fehlenden Linien- und Charterverkehr fehlt dem Flughafen auch ein Großteil der Einnahmen. Die sogenannten Vorhaltekosten laufen indes weiter. Zwar habe der Flughafen für die meisten Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet, „doch wir können nicht alles auf Null runterfahren“, erklärt Wehr.
„Systemrelevante Infrastruktur“
Anders als Airlines können die Betreibergesellschaften von Flughäfen bislang nicht auf Staatshilfen hoffen. Der Flughafenverband fordert für ihre Funktion der Daseinsvorsorge, dass mindestens die Kosten zur Aufrechterhaltung der Betriebsbereitschaft übernommen werden und sie Zugang zu Sonderkreditprogrammen bekommen. „Bisher gibt es dafür allerdings keine Signale“, sagt Wehr. Er betont, die Flughäfen befinden sich in einer extrem schwierigen Situation.
„Es handelt sich hier um eine systemrelevante Infrastruktur“, so der Flughafen-Chef. Alle Flughäfen seien betriebsbereit und können angeflogen werden. Die Kosten dafür könnten allerdings nicht allein von den Flughäfen getragen werden – es brauche Zuschüsse von Bund und Land. Die Forderung aus der Politik, Corona-Wirtschaftshilfen mit dem Klimaschutz zu verbinden, dürfte nicht dafür genutzt werden, sich „einfach einer unliebsamen Infrastruktur zu entledigt“. Damit mache man es sich zu einfach.

Trotz der Corona-Krise: Für den Bodensee-Airport sei nach Angaben von Claus-Dieter Wehr die notwendige Liquidität derzeit „gut organisiert. Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln sollten wir den Rest des Jahres bewältigen können“. Der Luftverkehr werde nicht vor 2022/23 wieder auf dem Niveau von 2019 sein, glaubt Wehr. Trotzdem werden die Menschen auch in Zukunft wieder Reisen buchen. „Geschäftlich und privat sind wir global vernetzt“, sagt Wehr. Zwar werde in Zeiten der Corona-Krise privat und im Geschäftsleben vor allem digital kommuniziert, „das kann persönliche Treffen aber nicht ganz ersetzen“.
Ob ein Sommerurlaub im Ausland möglich sein wird, hängt seiner Einschätzung nach von drei Faktoren ab: „Die weltweite Reisewarnung gilt momentan bis 14. Juni. Wer sich im Ausland aufgehalten hat, muss für 14 Tage in Quarantäne und an den Grenzen gibt es Kontrollen und Einreisebeschränkungen. Wenn diese Beschränkungen nach und nach fallen, werden Reisen wieder möglich sein – und am Flughafen bereiten wir uns darauf vor.“