- Wie viele Schüler und Lehrkräfte haben sich seit der Schulöffnung Mitte September bis zur Schließung am 16. Dezember infiziert? In Friedrichshafen wurden laut Stadtverwaltung 33 infizierte Schüler an 17 verschiedenen städtischen und privaten Schulen im Stadtgebiet gemeldet. An vier dieser Schulen gab es zudem insgesamt sieben positiv getestete Lehrkräfte. An zwei der betroffenen Schulen wurden zwei infizierte Betreuer und FSJler gemeldet. An der Gemeinschaftsschule Schreienesch gab es drei infizierte Mitarbeiter in der Verwaltung.
Aktuell gibt es laut Verwaltung in Friedrichshafen 14 städtische Schulen mit 5.191 Schülern. Hinzu kommen sechs Privatschulen mit rund 2000 Schülern. Bei 33 Positivfällen beträgt die Infektionsrate in Schulen demnach 0,46 Prozent. Auffällig ist dabei: unter den betroffenen Schulen sind nur drei reine Grundschulen (Grundschule Schnetzenhausen, Pestalozzischule und Albert-Merglen-Schule) mit jeweils einem infizierten Schüler. Zudem gab es zwei infizierte Lehrkräfte und einen infizierten Betreuer an der Pestalozzischule. An der Bodenseeschule wurde ein weiterer infizierter Grundschüler gemeldet. Das heißt: der Großteil der Infektionsfälle wurde also an weiterführenden Schulen ab Klasse 5 gemeldet. - An welchen Schulen in Friedrichshafen gab es Fälle?
- Gab es Ausbrüche an Schulen? Laut Gesundheitsamt Bodenseekreis, das für das Monitoring und Kontaktmanagement der Infektionsfälle an Schulen zuständig ist, gab es keine Ausbrüche innerhalb von Schulen in Friedrichshafen seit September. „Die Schulen waren im Bodenseekreis bisher nicht Schwerpunkt des Verbreitungsgeschehens. Jedoch gab es immer wieder Einträge in Schulen quer durch den gesamten Landkreis, sodass es wichtig und richtig war, schnell und konsequent zu reagieren. So konnten die Infektionszahlen im Schulbereich niedrig gehalten werden“, erklärt Landkreissprecher Robert Schwarz.
- Wie war die Situation in Friedrichshafen als die Inzidenzen Mitte Dezember aufgrund der Ausbrüche in Kliniken und Heime stark anstiegen? Am Tag der Schulschließung, am 16. Dezember, lag die Gesamtinzidenz im Bodenseekreis bei 142,2/100.000 Einwohner. In KW 50, also eine Woche zuvor, gab es in der Pestalozzischule eine infizierte Lehrkraft, am Graf-Zeppelin-Gymnasium einen Schüler aus Klasse 9. In der Woche der Schulschließung wurde laut Gesundheitsamt eine Schüler aus Klasse 8 der Ludwig-Dürr-Schule gemeldet und eine infizierte Grundschullehrkraft. „Zwischen den Fällen waren keine Zusammenhänge erkennbar, wir gehen daher von Einzeleinträgen aus“, so Schwarz. Zudem wurden Mitschüler als „Clusterfälle“ eingeordnet, nicht als Kontaktpersonen 1. Die Zahlen lassen also nicht auf ein erhöhten Infektionsaufkommen an Schulen in Friedrichshafen vor Weihnachten schließen.
- Hatte das Gesundheitsamt die Situation an Schulen in Friedrichshafen im Griff? Die Antwort des Gesundheitsamts ist eindeutig. „Wir haben das Kontakt-Personen-Management im Zusammenhang mit Schulen und Kindergärten bisher leisten können“, sagt Schwarz.
- Wie sind die Infiziertenzahlen bei Kindern und Jugendlichen im Bodenseekreis? Laut Robert-Koch-Institut sind die Infektionszahlen bei Kindern unter zwölf Jahre deutlich geringer als bei Jugendlichen und Erwachsenen. Dieses Bild ergibt sich auch im Bodenseekreis, wo seit März 37 Kinder unter vier Jahren und 189 Kinder und Jugendliche von fünf bis 14 Jahren (Stand: 19. Januar 2021) infiziert waren. Von 4056 Fällen machen Kinder bis 14 Jahren also gerade mal 5,5 Prozent der Fälle aus. Allerdings – so zeigt es beispielsweise die Bavaria-Studie des Helmholtz Zentrums München – liegt die Dunkelziffer bei Kinder, ähnlich wie bei Erwachsenen, bei Faktor 6. Für Friedrichshafen werden keine separaten Daten über Kinder und Jugendliche veröffentlicht.
- Werden Kinder und Jugendliche im Bodenseekreis überhaupt getestet? „Getestet werden Kinder und Jugendliche wie alle anderen auch entsprechend der gültigen Teststrategie, also wenn es einen bestimmten Anlass dazu gibt. Testanlässe sind insbesondere typische Symptomen, Kontakt zu einer infizierten Personen oder andere Verdachtsmomente“, sagt Landkreissprecher Robert Schwarz. Man könne also nicht von einer strukturellen „Untertestung“ bei Schülern sprechen.
- Und welche Rollen spielen die Schulen nun bei der Verbreitung des Coronavirus? In Schulen kommen Menschen aus verschiedenen Haushalten zusammen, es finden also viele Kontakte statt. Es ist mittlerweile unbestritten, dass Kinder und Schüler Teil des Infektionsgeschehens sind, aber dabei keine Schlüsselrolle spielen wie beispielsweise bei der Verbreitung der Influenza. In Friedrichshafen und im Bodenseekreis gab es kein signifikantes Infektionsgeschehen im Umfeld von Schulen – außer im Internat Salem, wo rund ein Dutzend Schüler vor Weihnachten infiziert wurde. Das Gesundheitsamt Bodenseekreis geht davon aus, dass nahezu alle Betroffenen sich im häuslichen Umfeld oder außerhalb der Schulen angesteckt haben. Allerdings sind Infektionsketten nach wie vor in vielen Fällen unklar – und es scheint daher wahrscheinlich, dass es auch vereinzelt zu Infektionen in Schulen kam. Zur Sinnhaftigkeit der Schulschließungen will das Gesundheitsamt Bodenseekreis sich nicht äußern. „Diese Bewertung trifft das Sozialministerium und ist letztlich auch eine Frage der politisch zu setzenden Prioritäten“, erklärt Sprecher Schwarz.

