Luftfilter anschaffen oder nicht? Die Meinungen und Gutachten gehen nach wie vor auseinander, ob jene Geräte viel bringen, die die Raumluft ansaugen und über einen Filter reinigen. Ob Corona-Infektionen so hundertprozentig verhindert werden können, dafür gebe es keine Garantie, erklärte Oberbürgermeister Andreas Brand am Montagabend im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats. „Richtig oder falsch gibt es nicht“, so Brand. Und doch hat das Rathaus seine Strategie inzwischen „angepasst“.
Noch im Frühjahr galt hier „äußerste Zurückhaltung“, gab Brand zu. Installiert wurden Luftfilter nur in wenigen Klassenzimmern, die schlecht oder gar nicht gelüftet werden können. „Heute steht der präventive Charakter im Vordergrund.“ Bei einer Inzidenz in Friedrichshafen von inzwischen wieder 150 und von über 90 im Bodenseekreis sei nun zwar die Belegung der Intensivbetten in den Kliniken maßgeblich. Aber: „Wir halten es letztlich für angebracht, ein Zeichen zu setzen, um auch für das Ungewisse noch besser gerüstet zu sein“, steht in der Ratsvorlage. Die Stadt will ihren Teil dazu beitragen, um die erneute Schließung von Kitas und Schulen in der Konsequenz zu verhindern. Das nennt sich Risikominimierung, zumal Kinder unter zwölf Jahren noch nicht geimpft werden können.
Freie Träger bekommen Kosten voll erstattet
Für diese neue Linie nimmt die Stadt Friedrichshafen viel Geld in die Hand, wenn der Gemeinderat am 4. Oktober zustimmt. Davon ist auszugehen. Im Ausschuss gab es die einstimmige Empfehlung, alle Grundschulen sowie die Klassenzimmer und Fachräume der fünften und sechsten Klassen sowie die Räume in allen Kitas mit Luftfiltern auszustatten. Ein großes Gerät wird mit Kosten von rund 3700 Euro veranschlagt, ein kleines mit 450 Euro. Dazu. kommen Kosten für die Inbetriebnahme von 300 Euro pro Gerät. Insgesamt stellt die Stadt damit außerplanmäßig 1,7 Millionen Euro in diesem Jahr bereit, um insgesamt 1150 Filtergeräte für Schulen und Kindertagesstätten anzuschaffen und zu installieren. Die kirchlichen und freien Träger der Kitas müssen die Geräte selbst beschaffen, erhalten die Kosten aber voll erstattet. Dazu kommen knapp 60 CO2-Sensoren.
Maximal die Hälfte der Kosten übernimmt das Land Baden-Württemberg. Das hat Anfang August ein Förderprogramm für die Anschaffung der Luftfilter aufgelegt. Die bereitgestellten 70 Millionen Euro werden jedoch nach dem Windhund-Prinzip vergeben: Ist der Topf leer, bleiben die Kommunen auf den Kosten sitzen. Und von 1111 Städten und Gemeinden hätten 900 Anträge auf Förderung gestellt, so Brand. Allerdings habe das Rathaus bereits im August die Förderung für 550 Geräte nach einer Eilentscheidung des OB angemeldet und die Geräte bestellt. Rund 80 000 Euro seien so für Friedrichshafen reserviert.
Weitere 200 Luftfilter-Geräte wären nötig, um auch alle anderen Schulräume der Klassenstufen 7 bis 13 in den weiterführenden Schulen auszustatten. Für die Anschaffung hier gibt es keine Förderung. Hier empfiehlt das Rathaus, keine Geräte zu beschaffen, was weitere 800 000 Euro gekostet hätte, da für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren ein Impfangebot besteht und die Filter nicht förderfähig sind. Hier plädierte im Ausschuss nur CDU-Fraktionschef Achim Brotzer für die Anschaffung.
Luftfilter sollen bis Jahresende installiert sein
Allerdings wird es noch ein paar Tage dauern, bis in allen Räumen die Geräte stehen werden. Man werde sie „so schnell wie möglich“ installieren, erklärte Marina Papadimitriou, Leiterin des Amts für Bildung, Betreuung und Sport. Die erste Lieferung – etwa zehn Prozent aller bestellten Luftfilter – seien auf dem Weg. „Bis Ende des Jahres sollte alles geschafft sein“, sagte sie.