Was wird aus dem Antriebsgeschäft von ZF und den Mitarbeitern? Seit Monaten herrscht in der Belegschaft Ungewissheit, was das ZF-Management vorhat mit einem der Kernbereiche des Friedrichshafener Traditionsunternehmens. Zuletzt kursierten Nachrichten, wonach die milliardenschwere Antriebssparte, das Herzstück von ZF, zum Verkauf steht. Bei einer Betriebsversammlung in einer der Messehallen stellte sich am Dienstagvormittag ZF-Manager und Vorstand der Division E, Mathias Miedreich, der Belegschaft. „Die Halle war voll, es waren etwa 1500 Mitarbeitende da, so viele wie noch nie bei uns im Betrieb Z“, sagt Franz-Josef Müller, Vorsitzender des Z-Betriebsrats, auf Anfrage.

„Es brennt bei ZF“

Die Ausgangslage ist angesichts der schlecht laufenden Geschäfte und finanziellen Probleme schwierig: „Derzeit brennt‘s überall bei ZF“, sagt Müller, „aber bei der E-Division brennt‘s am meisten.“ Man habe ein massives Kostenproblem: „Wir verdienen nichts, das ist nicht nur in der E-Division so. Es kann nicht sein, dass wir mit unserem Benchmark-Getriebe 8HP, dem besten Getriebe der Welt, kein Geld mehr verdienen“, so Müller.

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Kritik an Geheimniskrämerei

Positiv aufgenommen worden sei von der Belegschaft die Offenheit, mit der Mathias Miedreich die Probleme angesprochen habe. „Endlich gab es mal Informationen aus erster Hand“, sagt Müller. Die Geheimniskrämerei müsse endlich ein Ende haben. Erstmals hätten die Mitarbeiter ausführlich vom ZF-Management erfahren, welche Optionen im Raum stehen.

Das ZF Forum in Friedrichshafen, die Konzernzentrale des Automobilzulieferers ZF Friedrichshafen AG. Hier wird die Entscheidung ...
Das ZF Forum in Friedrichshafen, die Konzernzentrale des Automobilzulieferers ZF Friedrichshafen AG. Hier wird die Entscheidung getroffen, was aus der Division E wird. | Bild: Ambrosius, Andreas

Strategische Partnersuche

Aber auch nach der Betriebsversammlung herrsche unter den 1500 Mitarbeitern, die am Standort Friedrichshafen in der Division E beschäftigt sind, weiter Unklarheit, wie genau es weitergeht. „Lösungen sind immer noch nicht da, die Unsicherheit bleibt“, sagt Müller. Die Suche nach einem strategischen Partner habe laut Miedreich hohe Priorität.

ZF-Sprecher: dementiert Verkaufs-Prüfung

Und was ist dran an den Verkaufsgerüchten? „Die Prüfung eines Verkaufs bestätigen wir nicht“, sagte ein Konzernsprecher gegenüber dem SÜDKURIER. „Der für die Pkw-Antriebssparte von ZF zuständige Vorstand Mathias Miedreich hat der Belegschaft in Friedrichshafen Wege aufgezeigt, wie diese Division mit ihren technologische führenden Produkten wieder in die wirtschaftliche Erfolgsspur kommen kann.“ Eine Möglichkeit dazu sei eine Partnerschaft, um die konventionellen, die Hybrid- oder auch die rein elektrischen Antriebe einzeln oder insgesamt größer, finanzkräftiger und damit erfolgreicher am Markt zu machen. „Es gibt dazu keine Entscheidungen, aber das Unternehmen bereitet die Antriebssparte darauf vor, die Struktur so in Richtung Eigenständigkeit zu ändern, dass sich ein Partner finanziell beteiligen kann“, so der ZF-Sprecher.

Franz-Josef Müller, ZF-Betriebsratsvorsitzender Zentralbereich.
Franz-Josef Müller, ZF-Betriebsratsvorsitzender Zentralbereich. | Bild: ZF-Betriebsrat

Nein zu Ausgliederungsplänen

Nichts hält der Betriebsrats-Chef von Bestrebungen, die E-Division als einen Geschäftsbereich aus dem bestehenden Unternehmen auszugliedern. „Für einen Carve-out ist es nicht der richtige Zeitpunkt“, sagt Müller, „das ist erst sinnvoll, wenn die Strategie feststeht und man weiß, wo die Reise hingeht.“ Dieser Prozess koste nur eine Menge Geld und Zeit. „Diese Ressourcen brauchen wir anderswo.“

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Kündigungsschutz bis 2028

Wann letztendlich ZF eine Entscheidung trifft, blieb bei der Versammlung offen. „Die Zeitschiene bleibt unklar“, so Müller, „aber eine Entscheidung muss 2025 fallen.“ Betriebsbedingte Kündigungen seien jedenfalls bis Mitte 2028 nicht möglich, so Müller mit Verweis auf eine geltende Zielbild-Vereinbarung – das stehe auch nicht infrage.

32.000 Beschäftigte in E-Division

In der Sparte „Elektrifizierte Antriebstechnologien“, ZF-intern E-Division, bündelt der Häfler Automobilzulieferer neben Elektroantrieben auch das Kerngeschäft: den Bau von konventionellen Getrieben und deren elektrifizierten Plug-In-Varianten. In der E-Division arbeiten rund 32.000 Beschäftigte, 1500 davon am Standort Friedrichshafen. Die Sparte erwirtschaftet mit 11,5 Milliarden Euro etwa ein Viertel des ZF-Umsatzes von zuletzt 46,6 Milliarden Euro.