„Es ist an der Zeit, die Stimme zu erheben.“ Mit diesen Worten beginnt der offene Brief, den die Bluebears, der Fanclub des Häfler VfB, an Oberbürgermeister Andreas Brand geschickt haben. Kern ihres Anliegens: Ihre Lieblings-Athleten sollen endlich wieder in Friedrichshafen spielen. Denn Mitglieder und Vorstand der Volleyball-Anhänger fürchten um die Zukunft ihres Sports vor Ort.

In der alten ZF-Arena kann nicht mehr gespielt werden: Der Bau weist Mängel in der Dachkonstruktion auf.
In der alten ZF-Arena kann nicht mehr gespielt werden: Der Bau weist Mängel in der Dachkonstruktion auf. | Bild: Benjamin Schmidt

Seitdem die ZF-Arena im September 2020 wegen bautechnischen Mängel schließen musste, müssen die Fans nach Neu-Ulm fahren, um ihren Verein spielen zu sehen. In der gut 100 Kilometer entfernten Ratiopharm-Arena finden die Häfler Heimspiele statt. Das wirkt sich auf die Begeisterung der Anhängerschaft aus: Bei einem Treffen mit dem SÜDKURIER vor der Messe Friedrichshafen, dort, wo die Mannschaft derzeit trainiert, haben die die Bluebears über ihre Unzufriedenheit gesprochen. Ein Video dazu finden Sie hier.

Karin Katranitz, eingefleischter VfB-Fan, kritisiert etwa: „Die Fans werden deutlich weniger, auch bei den Bluebears sind schon Austritte zu verzeichnen.“ So habe sie etwa von einem Mitglied eine E-Mail bekommen. „Darin stand, dass der VfB seine Identität verliert.“

Wünscht sich ebenfalls, das der Verein bald wieder in Friedrichshafen spielen kann: VfB-Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt.
Wünscht sich ebenfalls, das der Verein bald wieder in Friedrichshafen spielen kann: VfB-Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt. | Bild: Vfb Friedrichshafen

90 Prozent weniger Dauerkarten verkauft

Auch VfB-Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt spürt die Folgen der Heimspiele in der Ferne: „Ein großer Teil der Fans bleibt leider aus für die Heimspiele in Neu-Ulm.“ Und er wird noch konkreter: „Wir haben einige Fans im Raum Ulm/Neu-Ulm dazugewinnen können.“ Den Verlust der Häfler Basis könne dies aber nicht kompensieren. „Wir hatten pro Jahr 600 Dauerkarten verkauft für die ZF-Arena.“ In der Ratiopharm-Halle in Neu-Ulm seien es gerade noch zehn Prozent. Sprich: Aus 600 Dauerkarten wurden 60. Auch einige Sponsoren hat der Verein wegen des Weggangs aus der Zeppelinstadt verloren.

Anfang März feierte der VfB Friedrichshafen im Pokalfinale in Mannheim seinen Titel. Geht es nach der Mannschaft und den Fans, sollten ...
Anfang März feierte der VfB Friedrichshafen im Pokalfinale in Mannheim seinen Titel. Geht es nach der Mannschaft und den Fans, sollten solche Events auch wieder in Friedrichshafen stattfinden. | Bild: Sebastian Wells

Finanziell macht sich das deutlich bemerkbar. Unterm Strich kostet dem VfB der auswärtige Spielbetrieb in der laufenden Saison gut 408.000 Euro, wobei der Verein etwas weniger als die Hälfte davon aus Eigenkapital stemmt: Geld, das wiederum an anderer Stelle fehlen dürfte. Ökonomisch unterstützt zudem die Stadt Friedrichshafen: Kürzlich beschloss der Gemeinderat eine Förderung in Höhe von 234.000 Euro.

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Das löst allerdings nicht die Schwierigkeiten mit den Fans. Für die Bluebears ist klar: Spiele könnten und sollten in der Häfler Messe stattfinden. An Oberbürgermeister Brand gerichtet, schreiben sie in ihrem offenen Brief: „Als Hauptgesellschafter der Messe haben Sie ein gewichtiges Wort mitzuentscheiden, wenn es um die Nutzung der Messehallen geht.“ Tatsächlich trainiert die Mannschaft dort regelmäßig. Doch Messebetrieb und andere Nutzungen machen das Umwidmen einer Halle wohl zu keiner Dauerlösung. So wird derzeit etwa Raum für die eventuelle Unterbringung Geflüchteter aus der Ukraine freigehalten.

Oberbürgermeister macht wenig Hoffnung

Und so macht Oberbürgermeister Andreas Brand den Fans auch wenig Hoffnung. In seiner Antwort an die Bluebears schreibt er: „Sie werden Verständnis haben, dass wir Ihnen in der Kürze der Zeit keine abschließende Lösung präsentieren können.“ Er betont zudem: „Wenn es die in der Öffentlichkeit mehrfach geäußerte einfache Lösung geben würde, hätten wir diese bereits präsentiert.“ Anders gesagt: Die Messe ist für die Stadt derzeit wohl keine Option.

Etwas positiver klingt da Klaus Wellmann, Geschäftsführer der Häfler Messe. Er sagt dem SÜDKURIER: „Es gibt Zeiträume, in denen die Nutzung von Hallenflächen möglich ist. Und diese Terminfenster werden derzeit von der VfB Friedrichshafen Volleyball GmbH geprüft.“ Der VfB bestätigt, dass zumindest Gespräche geführt werden. Konkretes hört man allerdings von keiner Seite.

Etwas Verständnis für die Position der Stadt hat SPD-Gemeinderat Rudi Krafcsik (rechts im Bild)
Etwas Verständnis für die Position der Stadt hat SPD-Gemeinderat Rudi Krafcsik (rechts im Bild) | Bild: Schmidt, Benjamin

Die Lage bleibt also vertrackt – zur Unzufriedenheit der Mannschaft und natürlich auch der Fans: Eine tragfähige Lösung scheint derzeit noch nicht in Sicht. Etwas Verständnis dafür hat zumindest einer der Bluebears: Rudi Krafcsik. Er ist einerseits VfB-Fan, andererseits auch Gemeinderat der SPD in Friedrichshafen: „Die Stadt ist hier wirklich bemüht, eine Lösung zu finden, die für alle annehmbar ist“, betont er. Gleichzeitig befürchtet aber auch er mit Blick auf die kommende Saison: „Wenn du keine Halle hast, unterschreibt dir auch kein Spieler einen Vertrag.“

Und was will der Verein? VfB-Geschäftsführer Späth-Westerholt betont: „Wir wünschen uns für die kommende Saison eine adäquate Lösung in Friedrichshafen.“ Immerhin: Sportlich läuft es für den VfB noch ganz gut. Nach dem Pokalsieg Anfang des Monats rettete sich das Team vergangenen Freitag vor einem vorzeitigen Ende in den Playoffs. Wenigstens das dürfte auch die Fans freuen.

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