Von Weitem sieht sie ganz normal aus, die Brücke, die sich nördlich von Fischbach über die neue Bundesstraße spannt. Aber sie hat keinen Auf- oder Abgang, sondern endet quasi im Nichts – keine Treppe weist den Weg. Wer drüber möchte, müsste hochklettern – oder fliegen können.
Fledermäuse stehen unter Naturschutz
Gebaut wurde sie, damit Fledermäuse gefahrlos die B 31-neu überqueren können. Das war eine Voraussetzung im Planfeststellungsverfahren, um den hohen Ansprüchen an den Naturschutz entsprechen zu können. Es handelt sich bei dem Bauwerk um eine sogenannte „Fledermausüberflughilfe“.
Viele Fledermausarten sind an der B 31-neu heimisch
Die Brücke ist wichtig, denn in dem Gebiet ist eine artenreiche Fledermausfauna beheimatet. „Festgestellt wurden zum Beispiel die Arten Braunes Langohr, Kleiner und Großer Abendsegler, Rauhautfledermaus, Zwergfledermaus, Mückenfledermaus, Breitflügelfledermaus, Großes Mausohr, Kleine Bartfledermaus und Wasserfledermaus“, berichtet Lutz Günther, Pressesprecher der Deutschen Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges), die den Bau der B 31-neu in Friedrichshafen ausführt.

Tiere brauchen Strukturen, um sich zu orientieren
Alle diese Fledermausarten stehen unter strengem Naturschutz, weil sie vom Aussterben bedroht sind. Ingo Maier ist Fledermausexperte beim Naturschutzbund (Nabu) in Ravensburg und kann erklären, warum eine solche Brücke tatsächlich viel Sinn für die fliegenden Säuger macht. „Fledermäuse fliegen nachts sehr weite Strecken, um in ihre Jagdreviere zu kommen“, erklärt Maier. Sie orientieren sich vor allem an Strukturen, meist Bäumen, Hecken oder Büschen. „Fledermäuse stoßen Rufe aus und nehmen davon das Echo wahr“, erklärt der Experte.
Orientierung funktioniert mit Schallwellen
Jeder Ton, den eine Fledermaus ausruft, bewegt sich mittels Schallwellen durch den Raum. Treffen diese Schallwellen auf einen Gegenstand, werden sie als Echo zurückgeworfen und erlauben dem fliegenden Säugetier die Ortung des Gegenstandes selbst. Wir Menschen können die Rufe nicht hören, weil sie im Ultraschallbereich ertönen. „Fledermäuse brauchen daher Strukturen, an denen sie sich quasi ‚entlanghangeln‘ können“, erklärt Ingo Maier.
Daher seien sichere Wege zu ihren Jagdrevieren äußerst wichtig. Würden sie ohne Fledermausüberflughilfe die neue Bundesstraße überqueren, würden sie tief über den Boden fliegen müssen. „Doch da fahren ja die Autos und Lastwagen – die Fledermäuse würden also einfach überfahren werden“, weiß der Fledermausexperte.

1,6 Millionen Euro kosten die Maßnahmen
Die vielen Fledermäuse können nun also die Strukturen der Brücke nutzen. Zudem wurden nach Angaben der Deges auch diverse Kollisionsschutzzäune mit einer Höhe von bis zu vier Metern errichtet. „Die Kosten für die Brücke inklusive der Leitzäune betragen rund 1,6 Millionen Euro“, berichtet Deges-Pressesprecher Lutz Günther. Bei Gesamtkosten in Höhe von 157,4 Millionen Euro für die gesamte Bundesstraße eher eine kleine Summe.