425 Millionen Euro – das ist die Summe, mit der die Europäische Investitionsbank (EIB) den Automobilzulieferer ZF aus Friedrichshafen fördert, wie die Projektpartner Mitte Juli bekannt geben. „Das ist kein Zuschuss“, erklärt Nicola Beer, EIB-Vizepräsidentin in Friedrichshafen. Das Geld muss also auch zurückgezahlt werden. Dennoch ermöglicht es ZF eine Gesamtinvestition von 1,3 Milliarden bei einem seiner Kernthemen, der Forschung im Bereich Brems- und Lenksysteme.
Die Investition steht auch vor dem Hintergrund vieler Irritationen in der Branche, wie Michael Frick, Finanzvorstand von ZF, sagt. Denn die vergangenen Jahre mit Lieferengpässen und der Corona-Krise hätten zu einer Anpassungswelle und einem Bedarf an Fokus geführt, bei ZF etwa auf Brems- und Lenkungssysteme. Diese sollen künftig nicht mehr wie gewohnt über eine mechanische Verbindung funktionieren, sondern elektrisch. Derartige Systeme werden auch X-By-Wire-Technologien genannt, als Beispiel nennt ZF etwa ein Lenkrad, bei dem es keine mechanische Verbindung mehr zwischen dem Steuer und der Lenkung gibt.
Bereits die dritte EIB-Förderung
Laut ZF führen diese Technologien zu einer „besseren Fahrzeugkontrolle, mehr Lenkflexibilität, einer höheren Fahrstabilität bei hohen Geschwindigkeiten und damit in Summe zu einem Plus an Sicherheit und Komfort.“ Die By-Wire-Systeme seien so eine Grundvoraussetzung von autonomem Fahren – und damit der Zukunft der Branche. ZF konnte die EIB mit seinen Forschungsprojekten schon zum dritten Mal überzeugen. 2016 gab es ein gemeinsames Projekt zur Effizienzsteigerung von Verbrennungsmotoren, 2021 bereits eines im Bereich autonomes Fahren.

Die By-Wire-Technologien bezeichnet ZF-Vorstandsmitglied Michael Frick als „sehr komplex, sehr anspruchsvoll“, was die hohen Investitionskosten erklärt. Zudem sollen rund 30 Prozent der Mittel in Polen, Rumänien und Tschechien investiert werden, es werde also auch europäisch gedacht.
EIB-Vizepräsidentin Beer erklärt, dass das auch die Bedingung der Förderung durch die Bank ist. Denn: „Wir sind keine normale Geschäftsbank.“ Der EU-Institution gehe es darum, bei Investitionen einen „europäischen Zusatznutzen“ zu generieren, also etwa die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft zu stützen.
Die Projekte, für die Unternehmen eine EIB-Förderung einholen möchten, würden daher „auf Herz und Nieren geprüft“. Dafür gebe es rund 600 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in der Bank. ZF habe sich bislang als zuverlässiger Partner etabliert, der Konzern stelle sich den Herausforderungen der Zukunft. Nicola Beer fasst zusammen: „Das ist für uns eine runde Sache, mit einem Kunden, den wir schätzen.“