Die Bestuhlung im Hagnauer Gwandhaus reichte nicht aus, als das B-31-neu-Bündnis Pro 7.5 Plus zu einer Veranstaltung geladen hatte. Bis kurz vor Beginn am Donnerstagabend wurden Stühle für die unzähligen Interessierten aus Hagnau, Immenstaad, Stetten, Meersburg und Markdorf in den Saal getragen. Das Bündnis, bestehend aus der Verkehrsinitiative Hagnauer Bürger, der Bürgerinitiative Immenstaad B 31-neu, dem Team B 31-Stetten, Hagnauer Winzerverein und anderen, informierte über die möglichen Kombitrassen zur Weiterführung der B 31-neu zwischen Meersburg und Immenstaad. Diese sehen unter anderem eine Umfahrung Hagnaus mit einem Tunnel vor und waren bereits im April in den Arbeitskreisen des Dialogforums vorgestellt worden.
Interessenbündnis bevorzugt Trasse C 1.1 im Hinterland
Das B-31-neu-Bündnis Pro 7.5 Plus will nun mit Ideen und Protest gegen diese Kombitrassen A-B1 und A-B2 wirken, von denen auch der Wein- und Obstanbau betroffen wäre. Bevorzugt wird daher die Variante C 1.1, die im Hinterland beispielsweise am Weingartenwald und der Lipbachsenke vorbeiführt. Obwohl die Trasse aufgrund des Umweltschutzes problematisch ist, appellieren die Bündnismitglieder um den seefernen vierspurigen Straßenbau.

Hagnaus Bürgermeister Volker Frede sagte in seiner Begrüßung: „Warum sollte man dort bauen, wo maximal viele Menschen betroffen sind?“ Hagnau, Immenstaad und Stetten seien am meisten vom Verkehr betroffen. Frede forderte dazu auf, den Planern zu helfen, „indem wir kreative Lösungen finden“. Im Gemeinderat sei eine Sonderbesprechung zum Thema vorgesehen, versprach der Bürgermeister.
Bernd Saible, Vorsitzender der Verkehrsinitiative Hagnauer Bürger, erklärte, dass man im Dialogforum überrascht worden sei von der Botschaft, „die diese Erregung verursacht hat“. Wenngleich sich das Regierungspräsidium bei der Vorstellung der drei Korridore A,B und C mit ihren Trassenvarianten in Markdorf offen gehalten hatte, weitere Varianten zu prüfen und hinzuzufügen. Saible sprach im Gwandhaus von emotionalem Prickeln und gar von Aggressionen hinsichtlich der neuen Herangehensweise, Varianten aus den Korridoren A und B zu kombinieren. Während das Regierungspräsidium auf Nachfrage erklärte, dass es sich um eine von vielen Ideen handelt, berichtete Saible davon, dass die Sprache bei der Präsentation seinem Empfinden nach eine andere gewesen war. Sie habe eine gewisse Ausschließlichkeit gehabt, so Saible.
Reichert: „Egal, was gebaut wird, es betrifft Stetten extrem“
Gerhard Reichert vom Team B 31-Stetten sagte bei der Veranstaltung: „Egal, was gebaut wird, es betrifft Stetten extrem.“ Die Kombitrassen führen sehr eng südlich an Stetten vorbei. Der Verkehr aus Richtung Markdorf käme über die B 33, also durch den Ort. Die Stettener Verkehrsinitiative vertritt deshalb die Idee einer Nordumfahrung, was bei der C 1.1 der Fall wäre. Benjamin Leitgib, einer der stellvertretenden Vorsitzenden der Verkehrsinitiative Hagnauer Bürger, versuchte, die Dimensionen einer vierspurigen B 31-neu zu skizzieren. Für die Fahrbahnen inklusive Seitenstreifen geht er von einer „Schneise von 70 Metern“ aus. Zudem sei noch nicht klar, ob die Tunnelröhren so eng beieinanderliegen könnten, wie vom Regierungspräsidium angenommen. Von der Wilhelmshöhe runter zum Bodensee ergäbe sich ein komplett neues Landschaftsbild und die Straße wäre schon vom Hagnauer Bootsanleger sichtbar, so Leitgib – sowohl für die Bürger als auch für die Touristen während und nach der Bauphase.
Karl Megerle spricht für die 50 Winzerfamilien in Hagnau
An der Straße zwischen Meersburg und Hagnau wäre mit einem massiven Verlust von Rebland zu rechnen, führte der Hagnauer aus. Winzerverein-Chef Karl Megerle sprach im Gwandhaus für die 50 Winzerfamilien. Durch die kleinen Strukturen in Hagnau seien nicht nur zwei, drei Winzer betroffen. „Noch ist nicht von wirtschaftlichen Ausfällen die Rede“, bemängelte Megerle, der damit rechnet, dass dem Winzerverein bei Realisierung im Schnitt 30 Hektar Rebfläche verloren gingen. Aber ist das schon alles? Megerle meinte: Nein. Eine Straße brauche auch eine Bauinfrastruktur mit Arbeitsräumen links und rechts der Trasse – also noch mehr Flächenverlust für die Gemeinden.
Die Bürgerinitiative Immenstaad B 31-neu kritisiert die Kombitrassen ebenfalls. Heinolf Kielkopf sagte, es sei schwer vorzustellen, wie die Straße zwischen Klärwerk und Industrie durchginge. Ferner wären die Urlaubsgäste im Ferienpark speziell betroffen. „Es wären enorm viele Maßnahmen für Lärm- und Immissionsschutz notwendig“, so Kielkopf. Die C 1.1 passe sich dagegen gut in die Landschaft ein. Bernd Saible übte mit Blick auf die Straßenplanung Kritik an der „Ökodiktatur“ – und an den Meersburgern. Meersburg sei genauso betroffen von der Ausbauvariante, so Saible. Vorgesehen ist etwa eine Fährzufahrt über die Daisendorfer Straße. An dem Abend gab es Lob für die Einigkeit zwischen Hagnau, Immenstaad und Stetten. Aus dem Publikum kam jedoch genauso der Wunsch, Meersburg einzubeziehen. „Wir brauchen Verbündete“, sagte Helmut Bertsche, ein Hagnauer. „Was für Aktionen folgen aus der Veranstaltung?“, fragte ein anderer. Bernd Saible erklärte, dass es als Nächstes ein Schreiben zur Positionierung des Bündnisses gebe.