Politiker haben offenbar keine Zeit, sich um das Volk an der Basis zu kümmern. Auch dann nicht, wenn dieses Volk einen Beitrag leistet, damit die gesteckten Ziele der Politik erreicht werden können. Diesen Eindruck konnte man beim Spatenstich für den Solarpark in Rickertsreute gewinnen. Normalerweis sind Politiker bei solchen Anlässen gern dabei. Immerhin gibt es ein Pressefoto und natürlich Gelegenheit für diverse Gespräche, auch mit der Basis.

Keine Zeit, entschuldigt

All das hätten die Politiker genießen können – doch leider hatten sie keine Zeit. Umweltministerin Thekla Walter ist erkrankt. Doch offensichtlich fand sich im gesamten Umweltministerium niemand, der in den Linzgau fahren wollte. EU-Parlamentarier Norbert Lins (CDU) hatte Wichtigeres zu tun, ebenso sein Parteikollege Volker Mayer-Lay, der bekanntlich erstmals im Bundestag sitzt. Selbst Martin Hahn, Landtagsabgeordneter der Grünen, ließ sich entschuldigen.

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Dabei ging es um die erste Großflächenfotovoltaikanlage im Bodenseekreis. Da hätte man zumindest mit dem Landrat gerechnet. Doch auch Lothar Wölfle war verhindert und wohl auch sonst hatte niemand aus dem Landratsamt Zeit.

Bodenseekreis hat Aufholbedarf

Dabei geht die Energiewende alle an. Und eigentlich müsste man jedem auf die Schulter klopfen, der hier investiert und etwas auf den Weg bringt. Außerdem hat der Bodenseekreis Aufholbedarf, was die erneuerbaren Energien betrifft. Jetzt kann man wenigsten den Abstand zum benachbarten Landkreis Sigmaringen etwas verkleinern. Dort entstand bereits 2007 auf dem Gelände der stillgelegten Kreismülldeponie in Meßkirch eine Fotovoltaikanlage, die pro Jahr 980 Megawatt Strom produziert. Investor war übrigen der Landkreis selbst und dann auch Betreiber der damals größten kommunalen Fotovoltaikanlage in Baden-Württemberg. Mittlerweile gibt es bei den Nachbarn schon mehre Großflächenanlagen auf landwirtschaftlichem Gelände, demnächst sogar schwimmende Module auf einem Baggersee.

Gemeinderat beweist Weitsicht

Im Bodenseekreis müsste also große Freude herrschen, dass man den Anschluss gefunden hat. Für Heiligenberg jedenfalls, das übrigens auch im vergangenen Jahr rechnerisch stromautark war, ist das Projekt ein echter Glücksfall. Der Gemeinderat hat Weitsicht bewiesen. Dafür hätte sich eigentlich ein Schulterklopfen seitens der Politik gebührt. Aber da war nichts.

Auch der Investor hätte Anerkennung verdient

Auch der Investor hätte ein großes Lob verdient. Natürlich will er mit der Anlage Geld verdienen, aber das ist legitim. Und in diesem Fall auch zukunftsorientiert. Investor Hubert Bechinger hat Recht, wenn er sagt, die Energiewende werde von den Menschen vor Ort gemacht, nicht von der Politik. Dabei gäbe es genügend Gebäude der öffentlichen Hand, die mit Solarmodulen bestückt werden könnten. Hubert Bechinger will übrigens auch auf seine landwirtschaftlichen Gebäude noch Module setzen lassen. Ganz ohne Diskussion. Einfach, weil es sinnvoll ist.