Wenn im Ort etwas geboten ist, dann geht man da auch hin. Diese alte Regel bewahrheitete sich auch am Mittwochabend. Im Sennhof sollte die Vorstellung des Bürgermeisterkandidaten stattfinden. Überraschungen waren nicht zu erwarten und bei nur einem Bewerber würde sich der Zeitbedarf in Grenzen halten. Letzteres traf allerdings nicht zu. Hauptamtsleiter Denis Lehmann überzog die vereinbarte Redezeit von 20 Minuten etwas und gab nach dem Ende der offiziellen Veranstaltung die Gelegenheit, sich ganz zwangslos und ohne Mikrofon mit ihm zu unterhalten. Das dauerte dann bis in die Nacht hinein.

Leere Stühle gibt es am Mittwochabend im Sennhof nicht, dafür viel Applaus für den einzigen Bürgermeisterkandidaten.
Leere Stühle gibt es am Mittwochabend im Sennhof nicht, dafür viel Applaus für den einzigen Bürgermeisterkandidaten. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Für Bürgermeister Frank Amann war es „eine besondere Ehre, diese Veranstaltung erstmals und letztmals zu moderieren“, wie er bekannte. Da er nach drei Amtsperioden nicht mehr kandidiert, fiel ihm als Vorsitzender der Wahlkommission auch die Leitung der Kandidatenvorstellung zu. Eine Diskussions- oder Fragerunde war nicht vorgesehen. Dafür gab es dann für diejenigen Gelegenheit, die nach dem offiziellen Veranstaltungsende noch dablieben. Das waren eine ganze Menge der rund 200 Zuhörer an diesem Abend. Vom Narrenverein Wolkenschieber wurden sie mit Getränken versorgt.

Auf den Spuren von Paulchen Panther

Denis Lehmann ist in Heiligenberg kein Unbekannter. Als er im Jahr 2020 dort das Rathaus in Richtung Gemeindeverwaltung Hagnau verließ, hat er sich einen der Sprüche des rosaroten Panthers verinnerlicht: „Heute ist nicht alle Tage; ich komm wieder, keine Frage“. Nur drei Jahre später galt es dann, in Heiligenberg die Stelle des Hauptamtsleiters zu besetzen. „Das Angebot war zu verlockend“, gab Lehmann zu. Am 2. April wird nun ein neues Gemeindeoberhaupt gewählt. Das war wohl das zweite verlockende Angebot für Lehmann, der im Sennhof keinen Zweifel aufkommen ließ, dass er sich sowohl fachlich als auch menschlich für geeignet hält, die Gemeinde in eine gute Zukunft zu führen.

Denis Lehmann will auch eigene Akzente setzen.
Denis Lehmann will auch eigene Akzente setzen. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Lehmann will Begonnenes weiterführen

Lehmann skizzierte die Aufgaben, die er sich vorgenommen hat, in mehreren Blöcken und verkannte dabei nicht, dass eine seiner Hauptaufgaben sein wird, begonnene Maßnahmen weiterzuführen und zu einem guten Ende zu bringen. Die Bebauung des Postareals, das neue Wohnprojekt Herbst-Areal, die Neubaugebiete Ziegelhalde in Heiligenberg, Sonnenhalde in Steigen und die Überplanung einer großen Fläche in Hattenweiler: All das ist begonnen. Jetzt geht es um die Bauleitplanung auf dem Gelände der ehemaligen Parkklause und des geschlossenen Kaufhauses Morlok und Sturn.

„Wir sind eine Gemeinde für Radfahrer und Fußgänger“, machte Lehmann deutlich. Er will deshalb möglichst bald den Radweg von Röhrenbach zur Grundschule in Wintersulgen gebaut sehen. Barrierefreie Bushaltestellen sieht er nicht als Luxus, sondern als Notwendigkeit. Wie geht es mit der Grundschule weiter? Der Kandidat ist Vater der einjährigen Chiara. Da dürfte ihm frühkindliche Bildung und Schule ein Anliegen sein. Das bestätigte er auch am Mittwoch. Die Weiterentwicklung der Ganztagesbetreuung an der Schule und die dadurch notwendigen Erweiterungsmaßnahmen inklusive einer bedarfsgerechten Mensa hat er nach eigenen Angaben fest im Blick.

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Er will aber auch alles dafür tun, die Versorgung mit Trinkwasser sicherzustellen. “Der Klimawandel sorgt dafür, dass wir mit extremer Trockenheit rechnen müssen und die Grundwasserspiegel sinken“, sagte er mit nachdenklichem Gesicht. Vorhalten möchte er Flächen für die medizinische Infrastruktur. Für Lehmann ist klar, dass Heiligenberg in vielen Bereichen eine ganze Menge zu bieten hat. „Klein zu sein, das bedeutet nicht, dass nichts geht“, ist er überzeugt. Kultur- und Vereinswesen möchte er stärken und dass es für Menschen auch Einkaufsmöglichkeiten geben muss, das ist für ihn nicht verhandelbar. „Ich bin sehr froh, dass es da im Orts Bestrebungen gibt. Das macht Heiligenberg aus. Man will gemeinsam etwas schaffen“, lautet seine Erkenntnis.

Kandidat wünscht sich gute Wahlbeteiligung

In seiner Bewerbungsrede kamen Begriffe wie Miteinander, Gemeinschaft, Mensch und Zusammenhalt immer wieder vor. Das freute Alfred Rock aus dem Ortsteil Oberhaslach. „Der neue Bürgermeister darf nicht nachlassen, wenn es um die Gemeinsamkeiten der Ortsteile geht. Es ist die gemeinsame Identität, die uns die Zukunft sichert“, erklärte Rock.

Alfred Rock, Oberhaslach: „Den Zusammenhalt und das Gemeinschaftsgefühl noch mehr fördern und neue Ideen entwickeln.“
Alfred Rock, Oberhaslach: „Den Zusammenhalt und das Gemeinschaftsgefühl noch mehr fördern und neue Ideen entwickeln.“ | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Hans Jagim wohnt im Kernort und ist eigentlich zufrieden. Wenn da nicht das Rathaus mit seinen Treppen wäre. „Wenn ein Rollstuhlfahrer zur Gemeinderatsitzung möchte, dann kann er das vergessen. Wir brauchen da mehr Barrierefreiheit.“

Hans Jagim, Heiligenberg: „Mehr Barrierefreiheit im Rathaus wäre für die Bürger sehr wünschenswert. Da muss etwas geschehen.“
Hans Jagim, Heiligenberg: „Mehr Barrierefreiheit im Rathaus wäre für die Bürger sehr wünschenswert. Da muss etwas geschehen.“ | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Und Christine Sturn wünscht sich, dass der Bürgermeister auch die kleinen Anliegen der Menschen berücksichtigt. „Es wäre schön, wenn man ihn mal spontan ansprechen kann, ohne dass man einen Termin holen muss“, sagte die Heiligenbergerin. Nahbarkeit und Aufmerksamkeit verspricht Denis Lehmann seinen Wählern. Er hofft aber auch, dass sie ihm ihre Stimme geben. „Eine gute Wahlbeteiligung wäre ein Traum“, sagte er dem SÜDKURIER.