Kritik kommt von der IG Metall Singen zu dem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung bei Weber Automotive. „Viele Beschäftigte sind der Ansicht, dass ein Konflikt der Gesellschafter auf dem Rücken der Belegschaft ausgetragen wird“, so Raoul Ulbrich, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall in Singen. Die Gesellschafter würden sich den „Schwarzen Peter“ gegenseitig zuspielen, so Ibrahim Cicek, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Weber Automotive. Gehe dies so weiter, befürchtet er, dass „viele gute Kollegen sich dann wegbewerben“. Offensichtlich ist es im Vorfeld des Anfang Juli eröffneten Insolvenzverfahrens zu Differenzen über die künftige Entwicklung zwischen der Familie Weber und dem Finanzinvestor Ardian gekommen. Alexander Eppler, Betriebsratsvorsitzender bei Weber Automotive sagte nach Mitteilung der IG Metall nach einer Betriebsversammlung: „Die Beschäftigten wollen einfach nur, dass sich alle Verantwortlichen an einen Tisch setzen und nach Lösungen für das Unternehmen suchen.“ Doch aktuell gibt es keine Verständigung.

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Beide Gesellschafter versicherten am Freitag auf Anfrage des SÜDKURIER, am Erhalt von Weber Automotive interessiert zu sein. „Wir glauben nach wie vor an eine erfolgreiche Zukunft der Weber Automotive GmbH und sind jederzeit bereit, konkrete Gespräche mit den jetzt verantwortlichen Personen der Eigenverwaltung und dem vorläufigen Sachwalter für weitere Beiträge zu führen, denn die Zukunft des Unternehmens und der Mitarbeiter liegt uns sehr am Herzen“, antwortet Roland Leithäuser von der Agentur Kekst CNC in London für die Familie Weber.

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„Ardian arbeitet unverändert daran, im Sinne des Unternehmens und seiner Mitarbeiter eine Lösung für die Fortführung der Weber Automotive zu finden. Die Abstimmung läuft dabei primär mit dem Sachwalter, der den Prozess koordiniert. Angesichts des Verhaltens der Familie Weber existiert allerdings keine Vertrauensbasis mehr zwischen den Altgesellschaftern und Ardian, die eine Fortsetzung der Beziehung als Co-Gesellschafter ermöglicht“, so Tobias Eberle von der Charles Barker Corporate Communications GmbH (Frankfurt) für Ardian.

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Vorläufiger Sachwalter ist Christian Gerloff von der Kanzlei Gerloff Liebler (München). Nach Auskunft der von der Kanzlei beauftragten Unternehmenskommunikation von Frank Elsner (München) gibt es aktuell keine wesentlichen Neuigkeiten: „Im Vordergrund steht derzeit sicherzustellen, dass der Geschäftsbetrieb ohne Einschränkungen fortgeführt wird. Dazu werden zahlreiche Gespräche mit Kunden und anderen Geschäftspartnern geführt. Erst im nächsten Schritt wird es um mögliche Zukunftsoptionen gehen.“

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Die Gesellschafter wiederholen indes die gegenseitigen Vorhaltungen. Von Seiten Weber heißt es: „Wir haben als Familie verschiedene Angebote zur Rettung unterbreitet, die jedoch vom Mehrheitsgesellschafter nicht angenommen wurden. Konkret haben wir den finanzierenden Banken ein Finanzierungspaket vorgeschlagen, welches die Fortführung des Unternehmens ermöglicht hätte. Wir haben eine Kapitalaufstockung und deutliche Mietminderung bei unseren Firmenimmobilien vorgeschlagen, die ganz im Sinne des Sanierungsgutachtens stehen. Auf der Grundlage dieses Finanzierungspaketes wären die Voraussetzungen für eine Sanierungsfähigkeit gegeben.“

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Bei Ardian klingt das anders. Die eingetretene Insolvenz sei primär der ungelösten Finanzierungssituation aufgrund der fehlenden Kompromissbereitschaft der Familie Weber geschuldet: „Denn während Einigkeit zwischen Ardian und den Banken darüber bestand, was getan werden muss, haben sich die Webers den gemäß dem Sanierungskonzept erforderlichen Maßnahmen verschlossen.“ Die Familie Weber habe eine nachhaltige Reduzierung der Mieten um mindestens 5 Millionen Euro pro Jahr nicht akzeptiert. Ardian habe indes einen hohen zweistelligen Millionen-Betrag investiert.

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