Angelika Mader antwortet direkt: „Rein gar nichts“ hält sie den von Politikern in Umlauf gebrachten Vorschlag, dass auch Apotheker gegen Corona impfen sollten. „Wir sind dafür nicht ausgebildet“, begründet die Inhaberin der Bermatinger „Apotheke im Rosenhof“, warum sie so entschieden gegen die Idee ist, die immer wieder aufgebracht wird – so wie jüngst etwa von Jonas Lewe, dem Präsidenten des Städtetags, der außer den Apotheken auch noch den Zahnärzten gerne die Impfspritze in die Hand geben möchte.

Sie hält den Vorschlag, dass Apotheker demnächst gegen Corona impfen sollen, für einen voreiligen „Schnellschuss“: ...
Sie hält den Vorschlag, dass Apotheker demnächst gegen Corona impfen sollen, für einen voreiligen „Schnellschuss“: Apothekerin Angelika Mader aus Bermatingen. | Bild: Jörg Büsche

„Ich wüsste auch gar nicht, wie ich das machen sollte“, erklärt Apothekerin Mader. „Über einen Mangel an Arbeit können wir uns in diesen Wochen wirklich nicht beklagen.“ Aktuell habe sie unter anderem mit der Testknappheit zu ringen. Da Arbeitgeber inzwischen ihren am Arbeitsplatz erscheinenden Angestellten in der Woche zwei Schnelltests anbieten müssen, komme es nun zu Lieferengpässen. Die führen wiederum zwangsläufig zu einem Mehraufwand beim Bestellen.

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Hinzu kommt: „Wir haben hier auch gar nicht die passenden Räumlichkeiten“, sagt Mader und weist hinter sich. Es gebe keinen Platz für eine angemessene Beratung, ohne dass andere Kunden mithören könnten. Und eine Liege zur Sicherheit gehöre denn ja wohl auch dazu, wenn jemandem eine Spritze verabreicht werde, betont die Apothekerin. „Mann muss ja immer mit unvorhergesehenen Impfreaktionen rechnen, auch wenn die extrem selten sind“, sagt sie. Sie halte deswegen den Vorschlag, auch Apotheker sollten mitimpfen für einen „ausgesprochenen Schnellschuss“. Für eine Idee, die aus der Notsituation der gefährlich hoch wogenden vierten Welle heraus entstanden sei, an deren Praktikabilität indes noch nicht allzu viele Gedanken verschwendet worden seien.

Apotheker Maunz: Haben gezeigt, wie effektiv wir arbeiten

Matthias Maunz kann sich gut erklären, warum die Politik in Anbetracht der aktuellen Krisensituation wiederum auf die Apotheker setzen möchte, um die Pandemie zu bekämpfen. „Wir Apotheker vor Ort haben seit Beginn der ersten Corona-Welle gezeigt, wie effektiv wir arbeiten und wir haben die Bevölkerung mit Masken versorgt“, sagt Apotheker Maunz, Inhaber und Geschäftsführer der Markdorfer Panda-Apotheke. Und: „Wir haben auch die Tests frühzeitig und vor allem verlässlich in die Fläche gebracht.“

Matthias Maunz ist grundsätzlich bereit, gegen Corona zu impfen. Doch nicht ohne Ausbildung und passender Umgebung, sagt der Markdorfer ...
Matthias Maunz ist grundsätzlich bereit, gegen Corona zu impfen. Doch nicht ohne Ausbildung und passender Umgebung, sagt der Markdorfer Apotheker. | Bild: Jörg Büsche

Auch seien die Apotheker von Anfang an vorbildlich mit Abstandsregeln und Hygiene umgegangen. Schließlich seien die Apotheker nicht zuletzt auch wichtiger Mitspieler bei den Impfzertifizierungen. Denn seit Juni gibt es in vielen Apotheken den digitalen Impfausweis, der unter anderem den Zugang zu Veranstaltungen oder den Restaurantbesuch erleichtert.

Da habe es gewissermaßen nahe gelegen, die rund bundesdeutschen 19 000 Apotheken mit ihren geschätzten 19 Millionen Patientenkontakten pro Woche für die unterdessen immer mehr ins Stocken gekommene Impfkampagne zum Corona-Schutz einzuspannen. „Man darf ja auch nicht vergessen“, so merkt Maunz an, „dass wir Apotheker in der Bevölkerung ein sehr hohes Vertrauen genießen.“

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Grundsätzliche Bereitschaft, aber es fehlt an Vorbereitung

Grundsätzlich wäre er dazu ja auch bereit, sagt Maunz. Doch: „Im Moment sind wir aber überhaupt nicht vorbereitet, um eine derart verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen.“ Da sei es ja keineswegs mit dem Anschauen von Lehrfilmen auf Youtube getan. Es bedürfe schon einer gründlicheren Ausbildung.

Aus Sicht von Apotheker Maunz könne das mittel- beziehungsweise langfristig auch durchaus sinnvoll sein. Sofern in der Apothkerausbildung darauf hingearbeitet werde und sofern die neuen Impfaufgaben bei der Ausstattung der Apotheken berücksichtigt würden.

Enge Durchgänge und wenig Platz prägen häufig den Arbeitsalltag in einer Apotheke. Da bleibt wenig Raum, um Patienten zu impfen.
Enge Durchgänge und wenig Platz prägen häufig den Arbeitsalltag in einer Apotheke. Da bleibt wenig Raum, um Patienten zu impfen. | Bild: Jörg Büsche

Maunz weist auf den schmalen Durchgang zwischen Roll-Regal und sich türmenden Apotheker-Dosen: „Hier herrscht überall Enge.“ Unter einem gewissen Platzmangel leide schon der normale Alltag, wenn die Mitarbeiter eben noch Präparate vorbereiten und gleich darauf wieder an der der Theke Patienten bedienen würden. An Ruhebereiche für frisch Geimpfte sei da derzeit überhaupt nicht zu denken. Für viel mehr als fünf bis zehn Prozent der bundesdeutschen Apotheken, so Maunz, könne er sich das eigentlich nicht vorstellen. Sein Fazit: „Wenn die Apotheker mitimpfen sollen, dann muss das längerfristig vorbereitet werden.“

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