Moderater Ernst Arnegger hatte Bürgermeister Georg Riedmann zu seiner Bürgerrunde „I mein‘ halt“ ins Zunfthaus Obertor eingeladen. Zu Beginn fragte Arnegger den Bürgermeister nach seinen Visionen. Doch Riedmann verzichtete auf große Entwürfe, brachte auch keine weit gesteckten Ziele ins Spiel. Dem Publikum präsentierte er lieber bereits Beschlossenes. Etwa den Bau einer dritten Grundschule im Süden der Stadt, den die 70-Prozent-Förderung für den Ganztagsausbau erst möglich gemacht habe.
Riedmann sprach auch vom Entstehen des neuen Wohngebiets Klosteröschle im Süden des Ortsteils Bergheim. Allenfalls die ersten Überlegungen zu einer neuen beziehungsweise neu sanierten Stadthalle wollte der Bürgermeister als etwas Visionäres in den Raum stellen. Zu rechnen sei mit derlei Erwägungen aber allenfalls zum Ende dieser, seiner zweiten Amtszeit. Die endet im September 2029.
Kommt die Ortsumfahrung wirklich?
Ein anderes, gleichfalls längst beschlossenes Projekt, die Südumfahrung der Stadt, deren Bau sich Stadt und Landkreis teilen, klingt in Riedmanns Darstellung keineswegs gewiss. Das Vorhaben hat sich aus Gründen des Naturschutzes verzögert. Es bedurfte neuer, veränderter Pläne.
Die bedürfen erst ihrer Feststellung durch die Behörden. Sodass frühestens in zwei Jahren mit dem Beginn der Erdarbeiten zu rechnen sei, erklärte der Bürgermeister. Der gleichzeitig durchblicken ließ, dass mit Blick auf mögliche Kostensteigerungen beim Vorhaben überhaupt nicht sicher sei, ob der Kreis daran festhält. Er werde jedenfalls so votieren, wie es der Markdorfer Bürgerentscheid ihm vorgegeben habe: für die Südumfahrung.
Markdorf wird weiter wachsen
Neben dem beschlossenen neuen Baugebiet Klosteröschle, mit dessen städtebaulichem Konzept sich der Gemeinderat in Kürze näher befassen werde, nannte Georg Riedmann zwei weitere Wohngebiete, die die Stadt ins Auge fasse. Zum einen sei das im Bereich Öhmdwiesen im Osten der B33 und nördlich des Espengrabens. Und zum anderen stehe demnächst auch östlich der Gehrenbergstraße eine weitere Fläche auf der Tagesordnung des Gemeinderats.

Für alle drei Baugebiete erklärte Riedmann aber: „Einfamilienhäuser werden dort nur eine sehr, sehr untergeordnete Rolle spielen.“ Vorgesehen sei eine verdichtete Wohnbebauung mit einer Dreigeschossigkeit. Fürs Klosteröschle kündigte der Bürgermeister an, dass ein Wettbewerb ausgeschrieben werde. Dies auch in der Hoffnung, „dass sich der Baumarkt bis dahin noch weiter entspannt, damit das Bauen für die Investoren wieder attraktiver wird“.
Hochwasser-Risiko-Management wird immer wichtiger
Riedmann macht keinen Hehl daraus, dass das anvisierte Öhmdwiesen-Projekt seine Tücken habe. Handele es sich dort doch um Wiesenflächen, deren Entwässerung eine nicht unbeträchtliche Herausforderung darstelle. Überhaupt gewinne das Thema Hochwasser-Risiko-Management immer mehr Bedeutung. „Wir befassen uns ja schon seit einiger Zeit damit.“
Spätestens das Starkregenereignis im vergangenen Juni habe die drohenden Gefahren überdeutlich vor Augen geführt. „Ich mag mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn die Niederschläge ein bisschen weiter im Westen gefallen wären – wie es dann am Latscheplatz ausgesehen hätte.“ Drum sei es umso wichtiger, sich Gedanken darüber zu machen, wie Wasserfluten besser gelenkt werden können – etwa durch künftig wieder höher verlegte Bordsteine. Sich Gedanken machen, Vorkehrungen treffen müssten indes auch alle Hauseigentümer.
Der Schlosshof muss offen bleiben
Keine Runde zur Markdorfer Kommunalpolitik, in der nicht das Bischofschloss angesprochen wird. Und Bürgermeister Riedmann nahm die Fragen vorweg. „Wir sind in belastbaren Verhandlungen“, erklärte er. Dass die noch in diesem Jahr zu einem Ergebnis führen werden, könne er nicht versprechen. Den bereits öfter geäußerten Vorwurf, die Stadt stehe einer Lösung des Problems mit überzogenen Forderungen im Wege, griff Riedmann von sich aus auf – und wehrte ihn ab.
„Wir haben nur zwei Rahmenbedingungen gesetzt.“ Da sei der Wunsch nach einer – wie auch immer gearteten – Gastronomie im historischen Gebäudekomplex – und die Stadt will den Schlosshof für die Bürger offen halten. Eines jedoch sei klar: Nach positivem Abschluss der Verhandlungen sei das Schloss „verkauft und privatisiert“. Und alle in Markdorf „werden dann wohl drei Kreuze machen“, so Riedmann.
Brunnen und Unterführung
Dass die Verwaltung durchaus auch Erfolgsgeschichten kann, das hatte Riedmann eingangs anhand des Breitbandausbaus skizziert. Erfolgreich verlaufen seien auch die Verkäufe des Bahnhofs und des Gasthofs „Adler“. Beide Gebäude würden die Stadt nun spürbar bereichern. Ob sich der Bau des vor dem Rathaus geplanten Brunnens als ähnlicher Glücksfall erweisen wird, daran schienen einige Zuhörer im Obertor doch starke Zweifel zu hegen.
Helmut Jetter befürchtet ein Versagen der die Wasserstrahlen bewegenden Elektrik. Und Berthold Hermle sähe das Geld für den Brunnen lieber in die Sanierung der Fußgängerunterführung bei der B33 investiert. Saniert werde – auch mit Brunnen –, versprach Riedmann. Nichts versprechen wollte er beim Thema Leerstände. Die Situation sei schwierig. Danach hatte Klaus Wosnitzka gefragt. Mit Stadtmarketing-Chefin Barbara Bücken habe man aber eine versierte Netzwerkerin, gab sich der Bürgermeister zuversichtlich.