Er ist Optimist und das muss er auch sein: Seit nahezu exakt einem Jahr ist Georg Mack zur Untätigkeit verdammt, sieht man einmal davon ab, dass ihn Behördengänge, Steuerberatertermine und das im Schuss halten seines Lemon Beat Club zumindest zeitweise beschäftigen. Die Veranstaltungsbranche liegt seit März 2020 darnieder und wird es noch auf unbestimmte weitere Zeit tun – und mit ihr Mack und seine Discothek im Markdorfer Süden.
„Es hilft ja alles nichts“, sagt der 41-Jährige, und Jammern sei auch keine Lösung. Im Gegenteil: Für das Vorgehen der Politik hat der Club-Pächter und Familienvater durchaus Verständnis. „In der Haut der Politiker möchte ich jetzt auch nicht stecken“, sagt er. Mit der Entscheidung der Politik, Clubs und Discos weiterhin geschlossen zu halten, solange die Corona-Zahlen noch hoch sind oder gar steigen, gehe er „völlig d‘accord – anders funktioniert es ja auch nicht“.
Hilfen kommen, doch sie decken Ausfälle nicht gänzlich
Ende März hatte er den Lemon Beat Club zuletzt geöffnet, vor genau einem Jahr. Die Schließung sei seinerzeit quasi über Nacht erfolgt: Am letzten Abend noch offen, anderntags geschlossen. „Hoffentlich jährt es sich jetzt zum letzten Mal“, sagt Mack mit einem Schuss Galgenhumor. Natürlich habe er seither 100 Prozent Umsatzausfall. Aber die Corona-Hilfen seien bislang durchweg gekommen, zuletzt die Novemberhilfe. Mit der Dezemberhilfe rechnet er in den nächsten Tagen. Aktuell hat Mack gerade die Überbrückungshilfe 3 beantragt. Die würde dann die Ausfälle bis Juni decken. Über diese Form der Unterstützung könne er sich nicht beschweren, die Politik leiste Hilfe, wenn auch zeitversetzt.

Maximal 90 Prozent der Fixkosten bei mindestens 70 Prozent Umsatzausfall bekommt Mack dadurch erstattet. Das heißt, er muss dennoch Monat für Monat noch etwas drauflegen. Momentan sei das noch machbar, aber: „Irgendwann sind dann auch die Reserven aufgebraucht, doch ohne die Hilfe wären wir nicht durchgekommen.“ Drei Festangestellte hat Mack, die 50-Prozent-Stellen innehaben. Die seien seit einem Jahr in Kurzarbeit, entlassen musste er noch niemanden. Gegangen seien lediglich die 450-Euro-Kräfte. Nach den Aushilfen müsse er sich natürlich wieder umschauen, wenn er den Betrieb wieder aufnehmen kann.
Zukunftsperspektiven sind Kaffeesatzleserei
Wann dies der Fall sein wird? Reine Kaffeesatzleserei, sagt auch Mack. „Wir waren die ersten, die geschlossen wurden und werden die letzten sein, die wieder öffnen dürfen.“ Dankbar ist Mack auch seinem Vermieter, der Unternehmerfamilie Weber, der das Lemon-Beat mit Grundstück gehört. Die habe ihm gleich von Beginn an die Pacht gestundet. Dies sei nun aber nicht mehr nötig. Denn die Hilfen sind daran gekoppelt, dass die Pacht weitergezahlt werde. Also zahlt Mack inzwischen wieder seinen monatlichen Betrag an die Webers.

Was natürlich belaste, sagt Mack, sei die fehlende Perspektive über einen solch langen Zeitraum. Und die fehle nach wie vor.
Testen und Impfen: Erste Hoffnungsschimmer gibt es
Doch es gebe nun zumindest einen Hoffnungsstreifen am Horizont. Mit den anlaufenden Schnelltests und den zunehmenden Impfungen sei er verhalten optimistisch. „Was macht die Wissenschaft, was die Gesundheitsindustrie, wie entwickeln sich die Impfungen?“ Dies seien für ihn die Fragen, an denen sich der Weg der kommenden Wochen entscheide. „Und vor allem, was macht das Virus selbst? Wird es sich weiter verändern?“ Angesichts dessen eine Prognose zu wagen, sei ein Ding der Unmöglichkeit.
Prognose hin oder her: Sollte es für die Veranstaltungsbranche wieder grünes Licht geben, könnte er von einem Tag auf den anderen wieder öffnen. Es ist alles bereit und gerichtet, der Club aufgeräumt und regelmäßig wird geputzt und gereinigt. Doch gesetzt den Fall, wie könnte er sich eine Öffnung vorstellen, auch wenn die Pandemie noch nicht besiegt ist? Theoretisch könne man den Einlass mit Schnelltests regeln, meint Mack. Wer einen aktuellen negativen vorweise, könne eingelassen werden. Schwieriger sei die Sache mit dem Abstand oder dem Mund-Nasenschutz. Beides sei mit einem Clubbetrieb nur schwierig vereinbar.
„Ein Club lebt ja von den Kontakten der Menschen, die abends abschalten möchten, sich in Gruppen unterhalten und tanzen“, sagt Mack. Ein Betrieb mit zu vielen Einschränkungen sei jedenfalls nicht möglich, denn: „Es muss sich ja auch wirtschaftlich rechnen.“ Rund 200 Menschen passen in den Lemon Beat Club. Um mit einem Plus rauszugehen, sei er auf eine dreistellige Zahl an Besuchern angewiesen, sagt Mack. Da würde es dann schon problematisch werden mit dem Abstandsgebot.
Kurz öffnen, dann wieder schließen wäre wirtschaftlich verheerend
Was er sich wünsche? Eine Perspektive, die so verlässlich wie möglich sei. Ihm gehe es wie den Gastronomen: Für vier Wochen öffnen zu dürfen, nur um dann wieder zwei Monate schließen zu müssen, sei wirtschaftlich der schlechteste Weg: Getränke werden bestellt, Personal eingestellt, Technik wieder hochgefahren etcetera. Diese Anlaufkosten fielen immer an. Wenn es dann nach kurzer Zeit wieder dichtmachen hieße, sei das verlorenes Geld. Lieber später öffnen, dann aber auf Dauer, sei die Devise. Und bis dahin? „Bis dahin halte ich hier alles in Ordnung und halte den Club am Leben“, sagt Mack.