Die Gewerkschaft IG Metall will bessere Arbeitsbedingungen für die Belegschaft der Albert Weber GmbH (Markdorf) durchsetzen. Am Montag haben die IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben und der Betriebsrat der Albert Weber GmbH eine gemeinsame Aufforderung zum Eintritt in Tarifverhandlungen an die Geschäftsführung des Markdorfer Automotive-Zulieferers versendet. Dies berichtet Frederic Striegler, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben, auf Anfrage des SÜDKURIER. Striegler weilt seit dem Eintritt des Vorgängers Weber Automotive ins Insolvenzverfahren regelmäßig zu Gesprächen in dem Unternehmen. Die Entscheidung zu diesem Schritt sei laut Striegler gemeinsam mit dem Betriebsrat bei Gesprächen Ende vergangener Woche getroffen worden.

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Die neu gegründete Albert Weber GmbH hatte im Juli ihren operativen Betrieb aufgenommen. Zuvor waren die Vermögenswerte der zahlungsunfähigen Weber Automotive GmbH nach Abschluss des einjährigen Insolvenzverfahrens von der Familie Weber zurückgekauft und der bisherige Mehrheitseigner, der französische Finanzinvestor, damit aus dem Unternehmen gedrängt worden. Weber Automotive befindet sich seither in der Abwicklung, die Insolvenzverantwortlichen bedienen noch Gläubigeransprüche.

Eignerfamilie Weber versprach schon im Juli eine bessere Mitarbeiterkultur

Seit dem Neustart vor einem halben Jahr war es ruhig um den Zulieferer geworden. In einem Interview mit dem SÜDKURIER hatten Familiensprecher Christian Weber und Tochter Gina Weber, die für die Familienholding die Kommunikation verantwortet, betont, man wolle im neuen Unternehmen eine bessere Mitarbeiterkultur einführen. Diesbezüglich war das Unternehmen in der Vergangenheit immer wieder in Kritik geraten.

Frederic Striegler, IG Metall: „Grundsätzlich geht es uns darum, den Tarif bei Weber wieder zu verankern.“
Frederic Striegler, IG Metall: „Grundsätzlich geht es uns darum, den Tarif bei Weber wieder zu verankern.“ | Bild: IG Metall

IG Metall-Ziel: Erste Tarifgespräche schon im Januar

An diesen Aussagen sollen Geschäftsführung und Eignerfamilie künftig wohl gemessen werden. „Über die Verhandlungsaufforderung an die Arbeitgeberseite werden wir am Mittwoch die Belegschaft informieren“, sagt Striegler. Den Auftrag, in entsprechende Gespräche mit der Geschäftsführung einzutreten, habe die IG Metall noch aus den Verhandlungsrunden um den Sozialplan während des Insolvenzverfahrens. Er sei zuversichtlich, dass die Geschäftsführung von Albert Weber noch im Januar in die geforderten Tarifgespräche eintreten werde, sagt Striegler. Zu lange Zuwarten wolle und werde man nicht.

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Tarifverhandlungen auch in Neuenbürg

Die Aufforderung gilt dabei nicht nur für den Standort Markdorf, sondern auch für den Standort Neuenbürg, dem zweiten großen inländischen Werk von Weber. Neuenbürg, so Striegler, stehe wirtschaftlich besser da als Markdorf, nicht zuletzt, da dort die Auftragseingänge von Porsche auch in der Insolvenz nicht abgerissen seien. In Markdorf hingegen seien im Zuge der Insolvenz hingegen Geschäfte in signifikanterem Ausmaß weggebrochen. Dies hatten Christian und Gina Weber seinerzeit auch in dem Interview mit dieser Zeitung bestätigt.

Investitionen trotz Insolvenz: Zwei Jahre war der Weber-Stammsitz in Markdorf eine Baustelle. Dennoch wurde die neue Produktionshalle ...
Investitionen trotz Insolvenz: Zwei Jahre war der Weber-Stammsitz in Markdorf eine Baustelle. Dennoch wurde die neue Produktionshalle auch während des Insolvenzverfahrens fertig gestellt. | Bild: Grupp, Helmar

Automotive-Mittelständler im harten Wettbewerb

Striegler ist überzeugt davon, dass bei Weber künftig ohnehin kein Weg an mehr Mitbestimmung und tarifangelehnten Arbeitsbedingungen vorbeiführe. Wie bei anderen Mittelständlern in der wirtschaftsstarken Bodenseeregion, wird man sich auch bei der Albert Weber GmbH mit Blick auf die Zeit nach der Krise bemühen müssen, die qualifizierten Fachkräfte an Bord zu halten. Ohne attraktive und vor allem wettbewerbsfähige Arbeitsplätze dürfte das schwierig werden. „Grundsätzlich geht es uns darum, den Tarif bei Weber wieder zu verankern“, sagt Striegler. In welcher Form, das werde man in den anstehenden Gesprächen mit der Geschäftsführung sondieren und klären. Vorstellbar wäre ein Haustarifvertrag mit Elementen aus dem Flächentarifvertrag.

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Spannende Zeiten also bei der Albert Weber GmbH. In den kommenden Wochen wird sich entscheiden, welchen Weg das gerade erst aus der Insolvenz hervorgegangene neue Unternehmen gehen wird – und wie es seine Mitarbeiter auf diesem Weg mitnehmen wird.